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Landeshauptstadt: Sieg für Krebspatienten

Land: Kassen müssen Dronabinol erstatten

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Die Hinterbliebenen des an Krebs verstorbenen Potsdamers Bernd Möller haben mit einem offenen Brief an Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) offenbar einen Sieg für eine bessere Versorgung von Krebspatienten im Land errungen.

Im Antwortbrief des Gesundheitsministeriums heißt es, das Cannabis-Medikament „Dronabinol“, dessen Kosten von den gesetzlichen Krankenversicherungen im Land Brandenburg und in weiteren Ländern bislang nicht übernommen wurden, könne bei schweren Krankheitsverläufen von den behandelnden Ärzten doch verschrieben werden. Dabei bezieht sich das Landes-Gesundheitsministerium auf eine Stellungnahme des Bundesgesundheitsministeriums, wonach „eine Verordnung von Dronabinol zu Lasten der Gesetzlichen Krankenversicherung in Ausnahmefällen möglich ist“. Dies gelte, solange der Gemeinsame Bundesausschuss keine grundsätzliche Entscheidung über Dronabinol getroffen hat.

Der Potsdamer Arzt Dr. Knud Gastmeier schätzt die Antwort des Gesundheitsministeriums positiv ein: Es gebe nun Rechtssicherheit. Die Krankenkassen könnten nun eine Dronabinol-Behandlung „nicht mehr pauschal ablehnen“.

Der Babelsberger Mediziner hatte überregional für Schlagzeilen gesorgt. Er rettete mit Dronabinol das Leben des Krebspatienten Frank Kraus aus Zahna (Sachsen-Anhalt), der krankheitsbedingt zu verhungern drohte (PNN berichteten). Daraufhin richtete dessen Krankenkasse, die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) Sachsen-Anhalt eine Regressforderung an Dr. Gastmeier in Höhe von 51 000 Euro. Die Brisanz: Bei letztlich doch versterbenden Patienten waren die Kosten für Dronabinol von den Kassen stets übernommen worden. Erst nach dem Präzedenzfall machten mehrere große Kassen publik, sie würden Dronabinol-Kosten nicht erstatten. Damit entstand laut Dr. Gastmeier „ein unhaltbarer Zustand“: Zu wissen wie an Gewichtsverlust leidenden Krebspatienten in lebensbedrohlichen Notlagen zu helfen ist, es aber nicht zu dürfen, da Dronabinol nicht zugelassen ist.

Auch Bernd Möller war von Dr. Gastmeier mit Dronabinol behandelt worden. Ohne dieses Medikament hätte er, so Eva-Maria und Katja Möller in ihrem Brief an Platzeck, „verhungern, qualvoll leiden und früher sterben müssen“. Der Krebs sei durch die Gabe des Medikaments „mit all seinen schrecklichen Leiden für Wochen in den Hintergrund gerückt“. Sie beriefen sich in ihrem Appell an Platzeck zugunsten der 5000 bis 6000 Krebspatienten, die jährlich im Land an krebsbedingtem Hunger leiden, auf die Brandenburgische Verfassung: „Jeder hat das Recht auf Leben, Unversehrtheit und Achtung seiner Würde im Sterben.“

Die AOK Brandenburg wird die Antwort des Landes prüfen und hat den PNN eine Stellungnahme noch in dieser Woche in Aussicht gestellt. Guido Berg

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