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PRO & Contra: Sollen Freilandversuche mit Gentechnik fortgesetzt werden?

PRO & Contra Es ist wie bei der Erfindung des Autos oder des Computers. Die Forschung verändert die Welt, nichts ist wie es vorher war, wenn sich eine Erfindung erst Bahn gebrochen hat.

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PRO & Contra Es ist wie bei der Erfindung des Autos oder des Computers. Die Forschung verändert die Welt, nichts ist wie es vorher war, wenn sich eine Erfindung erst Bahn gebrochen hat. Nur: Jede Erfindung hat ihren Preis. Das Auto ist nicht nur zum Lieblingsmobil der Menschheit geworden, es verstopft die Straßen und verpestet die Umwelt. Unabsehbar die Folgen, wenn die elektronisch gesteuerte Welt einen Computercrash erlebt. Mit den gentechnisch veränderten Pflanzen ist es ähnlich. Die Befürworter haben großes vor Augen: riesige Maisfelder, die gegen Pestizide und Insekten resistent sind oder von Allergenen befreite Äpfel. Gentechnik ist aus der Wissenschaft nicht mehr wegzudenken. Wie kann man Pflanzenphysiologen des Max-Planck-Instituts in Golm verbieten, gentechnische Versuche durchzuführen, wenn ganz selbstverständlich am menschlichen Genom geforscht wird? Wenn die Golmer den Anschluss an die internationale Wissenschaft nicht verlieren wollen, müssen sie weitermachen, wo sie im Sommer wegen des zerstörten Gen-Kartoffel-Feldes aufhören mussten. Experimente im Freigelände gehören dazu – sie müssen aber gut abgesichert sein und dürfen keine Gefahr für die Umwelt darstellen. Es liegt in der Hand der Forscher, die Potenziale der Gen-Kartoffel herauszufinden. In der Hand der Wirtschaft und der Gesellschaft liegt es dann, die Möglichkeiten sinnvoll und verantwortungsvoll zu nutzen – damit es nicht irgendwann zum Gen-Kartoffel-Crash kommt. Marion Hartig Das Dilemma war vorprogrammiert: Das Pflanzen der Genkartoffeln durch das Max-Planck-Institut im Mai konnte nicht ohne Reaktion bleiben. Nur ein paar Wochen später war das Feld verwüstet. Jetzt will das Institut einen neuen Versuch wagen – und man braucht kein Prophet zu sein um voraussagen zu können, was dann passiert. Diese Einladung zur Demonstration politischen Willens werden sich die militanten Gegner der Gentechnologie nicht entgehen lassen. Für diese Gegner der umstrittenen Gentechnik ist das Zerstören der Versuchsfelder die letzte Möglichkeit zum Widerstand. Zu Recht geht die Justiz gegen diese Straftaten vor. Doch will sich der prosperierende Wissenschaftsstandort Potsdam, der über so viele andere Möglichkeiten der Forschung verfügt, tatsächlich auf ein Katz-und Maus-Spiel einlassen, bei dem die Gegner womöglich immer einen Schritt schneller sind? Während sich ganze Gebiete das Landes zu gentechnikfreien Zonen erklären, lässt die Landeshauptstadt eine Technik zu, deren mögliche Risiken eben nicht vollständig geklärt sind. Das wissen selbst die Genforscher. Potsdam droht zudem durch die zu erwartende Fortsetzung der Negativschlagzeilen ein Imageschaden. Das Max-Planck-Institut sollte auf die Freilandversuche in Potsdam verzichten. Es gibt andere Möglichkeiten: Kooperation mit anderen Forschungseinrichtungen oder eben die Verlagerung der Genpflanzen dorthin, wo die Risiken für die Umwelt geringer sind. Aber auch da besteht das Risiko der Zerstörung. Michael Erbach

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