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Gegen Atomkraft: Zur inzwischen dritten Mahnwache für Japan kamen gestern rund 50 Potsdamer zum Platz der Einheit. Am Montag vor einer Woche hatten noch rund 200 Menschen an der Mahnwache teilgenommen. Gefordert wurde auch gestern der möglichst schnelle Ausstieg aus der Kernenergie.

© Andreas Klaer

Von Henri Kramer: Sorge um Atom-Meiler in Wannsee

FDP will Katastrophenschutzpläne für Forschungsreaktor überprüfen / 50 Teilnehmer bei Mahnwache

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Die Potsdamer Stadtpolitik nimmt angesichts der Katastrophe im japanischen Kernkraftwerk Fukushima das Thema Sicherheit am Forschungsreaktor des Helmholtz-Zentrums in Berlin-Wannsee ins Visier. Mit einem Antrag für die nächste Sitzung der Stadtverordnetenversammlung fordert die FDP-Fraktion, dass die bestehenden Katastrophenschutzpläne im Fall eines Störfalls des Reaktors, der nahe der Potsdamer Stadtgrenze liegt, noch einmal überprüft werden.

Konkret soll die Stadtverwaltung bis Juni berichten, inwieweit alle notwendigen Ortsteile in Potsdam in die Katastrophenplanung des wissenschaftlichen Atomreaktors aufgenommen und die Abläufe dabei aufeinander abgestimmt sind. Ebenso soll das Rathaus darlegen, inwiefern die Potsdamer Bürger mit Informationen und Schulungen auf Verhaltensmaßnahmen im Katastrophenfall vorbereitet werden und was an solchen Planungen noch verbessert werden kann. So verteile der Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf, der ebenfalls im Einzugsbereich des Forschungsreaktors liege, an zuziehende Bürger umfassendes Informationsmaterial zu dem Reaktor und biete regelmäßig Schulungen aller Anwohner für den Katastrophenfall an, so die FDP.

Das Helmholtz-Zentrum für Materialien und Energie ist nach Betreiber-Angaben nicht mit einem Kernkraftwerk zu vergleichen und dient zum Beispiel dazu, Phänomene wie Magnetismus zu untersuchen. Die Leistung des Reaktors sei vierhundertmal kleines als bei einem normalen Atomkraftwerk. Bei einem Stromausfall schalte sich der Reaktor automatisch ab, eine Nachkühlung sei nur für kurze Zeit nötig. Allerdings: „Durch extreme Einwirkung von außen könnte es zu so massiven Schäden am Reaktor kommen, sodass der Kern schmilzt und aus der zerstörten Halle eine Wolke radioaktiver Stoffe freigesetzt würde“, heißt es in der Sicherheitsbroschüre des Instituts. In diesem Fall werde die Umgebung in drei Zonen geteilt – die Mittelzone mit einem Radius von vier Kilometern rund um den Reaktor beträfe auch Teile von Babelsberg und der Berliner Vorstadt sowie Sacrow. Hier könne laut Helmholtz-Zentrum die Evakuierung angeordnet werden. Ebenso könne in der Zone die Einnahme von Jod-Tabletten zum Schutz der Schilddrüse erforderlich sein, heißt es in der Sicherheitsbroschüre weiter. Sie ist auf der Internetseite des Instituts unter www.helmholtz-berlin.de abrufbar.

Um den Ernstfall auszuschließen, wollen die Grünen im Stadtparlament nun einen Antrag durchsetzen, dass Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) sich dafür einsetzen soll, dass bei der Festsetzung der Fluglinien des Hauptstadtflughafens BBI der Meiler im Helmholtz-Zentrum in einem Umkreis von bis zu acht Kilometern nicht überflogen werden darf. „Japan hat gezeigt, dass das, was die Politik für absolut unwahrscheinlich hält, eben doch eintreten kann“, so die Grünen.

Unterdessen haben gestern Abend am Platz der Einheit rund 50 Potsdamer bei der nunmehr dritten Mahnwache für die Opfer der katastrophalen Ereignisse in Japan teilgenommen. Unter anderem erklärte ein Sprecher der Potsdamer Greenpeace-Gruppe, mit dem Wechsel zu Ökostrom-Anbietern könne jeder Bürger seinen Teil zum Atom-Ausstieg beitragen.

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