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Landeshauptstadt: „Speed Racer“ am Start

Am Montag beginnen in Babelsberg die Dreharbeiten für den neuen Hollywood-Film der Wachowksi-Brüder – mit Starbesetzung

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Noch fällt es schwer, sich Susan Saradon in der knallbunten Küche am Herd vorzustellen – die Frau, die vor elf Jahren für ihre Rolle im Drama „Dead Man Walking“ einen Oscar bekommen hat, die keine Scheu vor politischen Äußerungen kennt, die in Hollywood als Ausnahmeerscheinung gilt. Und das an diesem Donnerstagvormittag, bei der Auftakt-Pressekonferenz für den Hollywood-Streifen „Speed Racer“ mit geschätztem 100-Millionen-Euro-Budget, auch unter Beweis stellt. „Ich habe noch nie vor der Kamera gebacken“, sagt Sarandon, als sie ihr Mitwirken in dem Rennfahrer-Familienfilm erklären soll. Ihr Publikum – 120 Journalisten, eingeflogen aus aller Welt – hat sie damit in Sekunden auf ihrer Seite. Aber nein, das sei natürlich nicht ganz ihr Ernst, fügt Sarandon an: Sie liebe eben Leute, die Neues ausprobieren, und davon gebe es für sie, die 60-Jährige, die schon seit Jahrzehnten im Geschäft ist, nicht mehr so viele. Die Regisseure von „Speed Racer“ allerdings – Larry und Andy Wachowski, ihre „Matrix“-Trilogie machte sie zu Filmrevolutionären – gehörten dazu. „Ich kann es kaum erwarten, sie morgen zu treffen“, sagt Sarandon.

Es dürfte durchaus stimmen, dass selbst eine Susan Sarandon die Wachowskis noch nie zu Gesicht bekommen hat. Die legendären Brüder gelten als extrem öffentlichkeitsscheu, selbst auf der Pressekonferenz treten sie nicht auf. Doch sie vermögen es, für ihr Projekt ein internationales Schauspielerensemble vor der Kamera zu versammeln, das „Speed Racer“ Interesse auf allen Kontinenten sichert – auch wenn die Vorlage für den Film, die gleichnamige japanische Zeichentrick-Animation aus den 1960er Jahren, im Fernsehen nur in Japan und den USA Kultstatus erreichte.

Im Studio Babelsberg sitzt die Schauspiel-Garde nun Seite an Seite auf dem Podium: Der smarte, junge US-Amerikaner Emile Hirsch, gerade neben Justin Timberlake in „Alpha Dog“ zu sehen, spielt die Hauptrolle. Hirsch ist Speed Racer, „ein herzensguter Held“, wie der Schauspieler selbst sagt. Speed ist zum Rennfahren geboren, seine Familie führt das kleine Rennfahr-Unternehmen „Racer Motors“. Christina Ricci, eine zarte, aparte Schönheit, bekannt durch Filme wie „The Addams Family“, aber auch „Monster“, spielt Speeds Freundin Trixie – „ein schlaues Mädchen mit starkem Willen, supersüß und mit tollen Klamotten“, sagt Ricci. Vater Speed ist ganz offensichtlich eine Bestbesetzung: John Goodman, unvergessen in „The Big Lebowski“, ist Speeds „Pop“, Susan Sarandon seine „Mom“. Beide harmonieren schon auf der Pressekonferenz perfekt – er sei nur gekommen, um Susans fantastische Kekse zu essen, scherzt Goodman trocken. Kreischalarm bei asiatischen Teenagern garantiert der junge Ji Hoon Jung – besser bekannt als Popsänger „Rain“. Er gibt in „Speed Racer“ sein Schauspieldebüt. Außerdem dabei sind TV-Star Matthew Fox („Lost“) als mysteriöser „Racer X“, der Australier Kick Gurry, US-Kinderstar Paulie Litt, der Brite Roger Allam („The Queen“), der Japaner Hiroyuki Sanada („Last Smurai“), der US-Amerikaner Richard Roundtree und aus Deutschland Benno Fürmann.

Sie alle geben sich sehr überzeugt, ab Montag für ein tatsächlich außergewöhnliches Projekt vor der Kamera zu stehen. Denn die „Matrix“-Macher wollen, gibt Produzent Joel Silver zu verstehen, noch einmal Filmgeschichte schreiben. „Speed Racer“ werde eine Mischung aus Real- und Animationsfilm, gedreht wird viel vor „Green Screen“ – einer grünen Leinwand, die später am Computer gefüllt wird. Für diese „Visual Effects“ ist John Gaeta verantwortlich, der zweite Oscar-Preisträger in der Crew. Er bekam die goldene Statue für „Matrix“ und ist nun dabei, das Erscheinungsbild von „Speed Racer“ zu komponieren. Bereits sechs Monate arbeite er daran, sagt Gaeta. Es werde „visionär“ sein, meint Produzent Silver, der bereits elf Jahre lang plante, „Speed Racer“ zu verfilmen.

Dem imposanten Mann mit dunklem Bart ist es vor allem zu verdanken, dass der Hollywood-Streifen drei Monate lang komplett in Babelsberg gedreht wird. Er produzierte bereits den Thriller „V for Vendetta“ im Studio und ist voll des Lobes: „Wir haben bei ,Vendetta“ hier wundervolle Erfahrungen gemacht.“ Dass „Speed Racer“ aus dem neuen Deutschen Filmförderfonds die bisher höchste Fördersumme von neun Millionen Euro bekommen hat, sei gut, aber nicht einmalig: „Finanzielle Hilfe für einen Film gibt es überall – wir mögen es hier in Babelsberg einfach.“ Für das Studio gleicht das einem Volltreffer: „Es ist sehr wichtig für uns, diesen Film hier zu haben“, sagt Studio-Chef Carl Woebcken. Er werde auf sehr hohem Hollywood-Level produziert, mit innovativer Technik – und die Produktion schaffe Jobs. Bis zu 600 Menschen sollen in der Filmcrew arbeiten.

Dass es tatsächlich viel Arbeit gibt, bestätigt der Blick in die Kulissen: In der Marlene-Dietrich-Halle ist das Haus der Familie Racer aufgebaut. Der Brite Owen Paterson, Szenenbildner auch bei „Matrix“, hat ganz die Vorstellungen der Wachowski-Brüder umgesetzt: Knalliges Grün und intensives Orange sind die dominierenden Farben, passend zu den 1960er und 70er Jahren, in denen der Film spielt. Im Haus befindet sich auch die knallbunte Küche, in der Susan Sarandon bald am Backofen stehen wird. Was man sich jetzt schon viel besser vorstellen kann.

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