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Landeshauptstadt: Spiel mit dem Feuer

Die Potsdamer Gruppe Raki lässt Flammen tanzen – Vorbild ist die Kunst der neuseeländischen Maori

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In der Dunkelheit sieht man die schwarzen Gestalten kaum, eingehüllt in feuerabweisende Baumwollanzüge. Bis sie anfangen, ihre Feuerkäfige zu schwenken, in denen sich glühende Holzkohle befindet. Durch das Kreisen der Feuerpois in der Luft beginnt die glühende Kohle zu stieben und entwickelt einen Funkenregen, der die Künstler der Gruppe Raki umgibt, sie einhüllt und dann doch wieder ein Eigenleben entfacht. In diesem Jahr war dieser Feuerzauber, den die Gruppe von den Ureinwohnern Neuseelands, den Maori, abgeschaut hat, der Höhepunkt der Feuershow auf der Freundschaftsinsel beim Fest „Feuer und Wasser“. Aber auch sonst sind die sechs jungen Leute, die einmal alle Potsdamer waren, gut ausgebucht. Wie ihr Feuerzauber sind sie auseinander gestiebt, haben zum Beispiel in Leipzig eine Arbeit aufgenommen wie Ivo Börner oder studieren wie Nancy Beuster, und so sind inzwischen drei zu Leipzigern geworden, zwei Potsdamer geblieben und einer ist nach Berlin abgewandert.

Noch trifft man sich aber immer wieder zum Üben und zu großen Auftritten. Zweimal in der Woche geschieht das und bei „großen Sachen“, wie Ivo Börner erklärt, kommt man vorher zusammen und probt gemeinsam. Bei den kleineren Events wie Geburtstagen oder Hochzeiten reicht es aber auch, wenn nur zwei oder drei der Raki-Leute mit dem feurigen Element spielen. Alle haben ihre Hauptbeschäftigung, Ivo ist inzwischen als Architekt tätig, Nancy studiert Kultur und PR-Wissenschaften, beide sind ein Paar und sozusagen im „Nebenberuf“ Eltern des zehn Monate alten Sohnes Timur. Der ist als feuriger Nachwuchs noch zu klein und wird deshalb bei den Großeltern abgegeben, wenn die beiden ihre Show zelebrieren.

Zu einem Event in der „Villa Feodora“ in Bornstedt, wo sie auftreten sollen, erscheinen Ivo und Nancy ganz unkonventionell mit der Straßenbahn. Ihre Utensilien für den Auftritt ziehen sie auf einem zweirädrigen Karren hinter sich her. Verständlicherweise haben sie nicht gerade ihre besten Sachen an, denn es könnte sich ja immer einmal ein Funken verirren. Und so sehen die beiden ein bisschen wie Obdachlose aus, die ihr Hab und Gut mit sich herumschleppen. Im Sommer sei man fast jedes Wochenende unterwegs, sagt Nancy Beuster. Das Jahr fange für Raki mit der Walpurgisnacht an, wenn die Hexen durch die Feuershow bei ihrem Tanz begleitet werden, und ende meist auf Weihnachtsmärkten, erzählt Ivo. Die Hochzeit für Auftritte sei jedoch der Sommer, wenn draußen gefeiert wird.

Für die Gruppe Raki begann das feurige Abenteuer 2004, als man sich als bunte und noch größere Gruppe – alle waren sie so um die 20 Jahre alt – überlegte, womit man bei Festen auftreten könnte. Für eine Feier in einem Hausprojekt in Erfurt entstand die erste Show. Inzwischen stabilisierte sich die Gruppe, sechs blieben von dem Pulk übrig und die halten auch weiterhin durch, obwohl sich die Wege der Gruppe inzwischen räumlich trennten. Von Jahr zu Jahr lernte man neue Tricks hinzu, war auf internationalen Workshops, bei denen Jugendliche aus vielen Ländern zusammenkamen, und dort gab es auch die aufregendsten Auftritte vor mehreren Tausend Zuschauern: Der größte war wohl der in Bulgarien vor 5000 Menschen. Da habe man mit Künstlern aus anderen Nationen zusammengearbeitet und mit zehn Leuten einen ganz besonderen Auftritt geboten. Aber auch in eigener kreativer Regie werden immer wieder neue Choreografien ausprobiert, denn bei Raki wird das Spiel mit dem Feuer zum Tanz mit Fächern aus Fackeln oder Flügeln aus brennenden Stäben, die fünf Meter Spannweite haben. Auch ein Feuerdrache kann auftreten. Der besteht witzigerweise aus einem dicken beweglichen Rohr, wird geritten von einem der Künstler und spuckt tatsächlich Feuer, manchmal entflieht seinem Maul sogar eine kleines Feuerwerk. Drachen passen sich eben auch dem Zeitgeschmack an. Natürlich ist bei den Auftritten artistisches Geschick vonnöten und man muss die tänzerische Bewegung im Blut haben. Doch die Hauptvoraussetzung sei, sagt Ivo, dass man keine Angst vor dem Feuer hat.

So spielerisch leicht und gekonnt die Auftritte auch aussehen, vorher gibt es immer etwa zwei Stunden harte, präzise Arbeit. „Wir wollen ja etwas bieten für unser Geld“, sagt Nancy. Da müssten Kulissen aufgebaut werden, man müsse Wasserbehälter aufstellen, um die Fackeln nach jedem Bild zu löschen, und dabei dürfe es keine Pannen geben. Der Feuerdrachen muss präpariert und die Fackeln mit Benzin getränkt werden. Die Holzkohle in den Käfigen, die bei den Maori Poi heißen, muss genau im richtigen Grad durchgeglüht sein. Und nach der Show heißt es dann fast noch einmal genau so lange Abbauen. Die Preise für den Auftritt richten sich natürlich nach der Größe des Events, mindestens ein Drittel davon aber gehe für die Unkosten drauf, sagen die Feuerkünstler.

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