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Landeshauptstadt: Spitzenreiter beim Lehrerausfall
8,9 Prozent aller Schulstunden in Potsdam finden nicht wie geplant statt / FDP: Nicht akzeptabel
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Im Land Brandenburg wird fast jede zwölfte Unterrichtsstunde nicht „planungsgemäß“ unterrichtet – und die Landeshauptstadt Potsdam gehört dabei zu den unrühmlichen Spitzenreitern. Das geht aus einer FDP-Studie zum Lehrer- und Unterrichtsausfall in Potsdam und im Land Brandenburg hervor, die den PNN vorliegt. Demnach gehen 80 Prozent der Potsdamer Schüler auf eine Schule, auf der der Lehrer- oder Unterrichtsausfall sogar über dem ohnehin schlechten Landesdurchschnitt liege. Laut FDP ist – mit Ausnahme von Berlin – der Lehrerausfall in keinem anderen Bundesland mit vergleichbaren Statistiken so hoch.
Laut den von der FDP vorgelegten Zahlen – die Stephan Breiding, Sprecher des Bildungsministeriums gegenüber den PNN bestätigte – liegt der tatsächliche Stundenausfall im Land bei 1,6 Prozent, laut Breiding sogar bei bis zu zwei Prozent. Insgesamt würden rund acht Prozent aller Unterrichtsstunden nicht so gegeben wie geplant, weil der dafür vorgesehene Lehrer nicht anwesend ist. Bei den Gründen für den Ausfall von Lehrern liegt Krankheit (71,4 Prozent im ersten Schulhalbjahr 2008/2009) an erster Stelle, gefolgt von Klausuren, Prüfungen, Betreuung (10,9 Prozent), Klassenfahrten (7,3 Prozent) sowie Fort- und Weiterbildung (4,9 Prozent).
Wie der Potsdamer FDP-Kreisvorsitzende Marcel Yon sagte, erlaube die derzeitige Statistik „keinen Rückschluss über die Qualität des Vertretungsunterrichts“. Fest stehe aber, dass allein knapp die Hälfte aller Vertretungsstunden durch die Zusammenlegung von Klassen oder Still- beziehungsweise Eigenarbeit bestritten würden. Lediglich 45 Prozent des Lehrerausfalls würden im Rahmen der Vertretungsreserve ersetzt. Offen sei dabei, ob es sich um einen fachgleichen oder fachfremden Lehrer handele, ob es um eine einmalige oder langfristige Vertretung gehe und in welcher Qualität die Vertretung stattfinde.
Beim Vergleich zwischen den Landkreisen und kreisfreien Städten in Brandenburg landet Potsdam laut der FDP-Studie zusammen mit dem Landkreis Havelland auf dem schlechtesten Platz. So lag der tatsächliche Stundenausfall im ersten Halbjahr des Schuljahres 2008/2009 in Potsdam mit 2,3 Prozent und beim Lehrerausfall mit 8,9 Prozent über dem Landesdurchschnitt. Auffällig ist, dass alle Gymnasien beim Lehrerausfall über dem Landesdurchschnitt liegen. Spitzenreiter ist dabei das Helmholtz-Gymnasium – dort wird laut der Studie mehr als jede zehnte Unterrichtsstunde nicht planmäßig gegeben. Bei den Grundschulen fiel der FDP laut ihren Untersuchungen der überdurchschnittliche Lehrerausfall an der Rosa-Luxemburg-Schule, an der Eisenhart-Schule, der Karl-Förster-Schule und der Priesterweg-Schule auf. Während der Lehrerausfall bei den Oberschulen zumeist unter dem Landesdurchschnitt liegt, zeichnet sich bei den Gesamtschulen ein „gemischtes Bild“ ab. Plausible Erklärungen dafür gibt es laut Yon nicht. Als „erschreckend“ bezeichnete der FDP-Kreischef den Anstieg des Lehrerausfalls in der Landeshauptstadt in der Zeit von 2006 bis 2008 um 50 Prozent, während die Wachstumsrate beim Lehrerausfall landesweit bei vier Prozent lag.
Der hohe Lehrerausfall sowie Unterrichtsausfall in Potsdam sei „nicht akzeptabel“, betonte Yon. Die neue Bildungsbeigeordnete Iris Jana Magdowski „hat hier eine Altlast geerbt, die es mit Nachdruck anzugehen gilt“. Das Land, so Yon, müsse sich stärker mit dem Lehrerausfall beschäftigen, statt mit Blick auf den Unterrichtsausfall „die Zahlen zu beschönigen“. Dabei gelte es, den Ursachen auf den Grund zu gehen. So habe Brandenburg unter den vier vergleichbaren Bundesländern den höchsten Krankenstand. Die Untersuchung basiert laut Yon auf statistischen Angaben des Landes, Befragungen von Schulleitern, Angaben der Schulen selbst und Zahlen aus anderen Bundesländern. Von freien Schulen lagen keinerlei Angaben vor. M. Erbach
M. Erbach
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