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Potsdamer Mitte im Wandel: Das Fachhochschul-Gebäude, links im Bild, soll 2013 zugunsten einer kleinteiligeren Bebauung weichen. An der Ecke Friedrich-Ebert-Straße / Am Alten Markt soll die Fassade des alten Plögerschen Gasthofes wiederentstehen.

© Manfred Thomas

Von Guido Berg, Jan Kixmüller und Thorsten Metzner: Stadt besteht auf FH-Abriss im Jahr 2013

Land will jedoch Zeitschiene des Wegzugs der Fachhochschule aus Potsdams Mitte noch „präzisieren“

Stand:

Innenstadt - Die Stadt Potsdam reagierte gestern scharf auf die Ankündigung von Fachhochschul-Rektor Professor Johannes Vielhaber, das FH-Gebäude am Alten Markt „bis auf Weiteres“ nicht aufgeben zu können. Die Hochschule müsse bis Ende 2012 den Umzug ins Bornstedter Feld abgeschlossen haben, erklärte Stadtsprecher Stefan Schulz gestern den PNN. Schulz: „Wir wollen das FH-Gebäude 2013 abreißen und die Grundstücke zur Neubebauung ausschreiben.“ Die Stadt bereite derzeit den Kauf des FH-Grundstückes in der Mitte vor. Eigentümer ist noch das Land Brandenburg. Rektor Vielhaber hatte überraschend einen längeren Verbleib der FH in Potsdams Mitte angekündigt und dies mit der vom Landeswissenschaftsministerium vorgenommenen Streichung eines zugesagten Anbaus auf dem FH-Campus im Bornstedter Feld begründet. Dazu Stadtsprecher Schulz: „Wir gehen davon aus, dass die Planungen des Landes der Entwicklung der Potsdamer Mitte nicht im Wege stehen.“

Das von Ministerin Martina Münch (SPD) geführte Wissenschaftsministerium wies Vorwürfe strikt zurück, den Umzug der Fachhochschule ins Bornstedter Feld und den Abriss der DDR-Bausünde am bald fertigen Stadtschloss- Landtag zu torpedieren. „Es gibt die Zusage, die Fachhochschule am Bornstedter Feld zusammenzuführen – diese Zusage gilt. Es gibt keine Gefährdung des Umzuges“, sagte Wissenschaftsstaatssekretär Martin Gorholt den PNN. „An unserem Ministerium wird nicht der Abriss des derzeitigen Fachhochschulgebäudes am Alten Markt scheitern.“ 

Nach Worten von Gorholt wird der maßgebliche neue Anbau („Annex I“) für den Fachbereich Design der Fachhochschule an der Pappelallee mit einem Investitionsvolumen von zwölf Millionen Euro planmäßig zu Ende gebaut. Gestoppt würden lediglich Planungen für einen zweiten Anbau, der aus Sicht des Wissenschaftsministeriums Luxus ist, weil er nur als eine Art Zwischenlager für das Umzugsmanagement vom Alten Markt an die Pappelallee gedacht war. Für dieses Gebäude habe es von der neuen Ministeriumsspitze nie Zusagen gegeben. Würden beide Gebäude errichtet, erhielte die Fachhochschule mehr Flächen als benötigt und ihr zustünden. Man werde nun mit der Stadt und der Fachhochschule Gespräche führen, sagte Gorholt, „um Planung und Zeitschiene für die Konzentration der Fachhochschule an der Pappelallee zu präzisieren.“ Das Wissenschaftsministerium will sich nicht den schwarzen Peter zuschieben lassen. Hinter vorgehaltener Hand heißt es auf Arbeitsebene, ein Freizug am Alten Markt bis zur Einweihung des neuen Landtages 2012 sei ohnehin illusorisch gewesen. Auch gebe es von der Stadt Potsdam bislang keine konkreten Anschlussplanungen oder Abrisstermine.

Der nun gestoppte zweite FH-Anbau ist nach den Worten von FH-Rektor Vielhaber wichtig, um den Umzug der FH zu beschleunigen. Der Anbau für Büro- und Seminarräume sei ein „entscheidender Baustein“ für die Vervollkommnung des FH-Campus’ Pappelallee. „So könnten wir spätestens 2013 die FH auf einem Gelände zusammenbringen“, sagte Vielhaber den PNN. Vor wenigen Jahren sei noch von 2017 für einen endgültigen Umzug der FH-Fachbereiche Informationswissenschaft und Sozialwesen ins Bornstedter Feld ausgegangen worden. Der Bau des „Annex II“ hätte dies laut Vielhaber allerdings wesentlich beschleunigen können, da so Umzug und Sanierung der frei gezogenen Kasernengebäude am FH-Campus parallel verlaufen könnten. Für das Gebäude habe es eine Zusage der ehemaligen Wissenschaftsministerin Wanka (CDU) gegeben, der Planungsauftrag dafür sei bereits vergeben. „Baubeginn sollte im Februar 2011 sein.“

Das Wissenschaftsministerium geht hingegen davon aus, dass der FH an der Pappelallee ausreichend Flächen für den Umzug zur Verfügung stehen. Das Land setze auf Sanierung bestehender Gebäude anstatt eines weiteren Neubaus. „Andere Hochschul-Einrichtungen im Land platzen aus allen Nähten, dort haben wir nun Prioritäten gesetzt“, sagte Ministeriumssprecherin Antje Grabley.

Ein späterer Abriss des FH-Gebäudes am Alten Markt wäre „eine Katastrophe“ für die Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte, erklärte gestern Barbara Kuster, Sprecherin der Bürgerinitiative Mitteschön. Es würde „eine Kettenreaktion ausgelöst“, da die einzelnen Planungsschritte in der Mitte – Landtagsneubau, Entwicklung der Alten Fahrt und des Quartiers von Bibliothek und jetziger FH – aufeinander abgestimmt sind.

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