DIE MACHER LEUTE in Potsdam: Sternengucker auf Himmelfahrt Für ein Jahr nach Amerika Ein Neubau am Chinesischen Teehaus
Ein Astrophysiker gewinnt ein Auto und findet die große Liebe: Die ARD dreht in Potsdam die TV-Komödie „Der Hauptgewinn“ Heidrun Liepe übernahm die Leitung der Abteilung Schlossmanagement
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DIE MACHER LEUTE in PotsdamEin Astrophysiker gewinnt ein Auto und findet die große Liebe: Die ARD dreht in Potsdam die TV-Komödie „Der Hauptgewinn“ Heidrun Liepe übernahm die Leitung der Abteilung Schlossmanagement Von Sabine Schicketanz Die fein gekleideten Gäste werden rausgeschmissen. „Bitte alle mal vor die Tür, die Fläche freimachen“, ruft der Mann mit dem signalroten T-Shirt. „Und merkt euch, wo ihr eure Sektgläser hingestellt habt.“ Ohne Murren verlassen die Damen und Herren die große Kuppel des Refraktors im Hauptgebäude der Sternwarte Babelsberg. In ein paar Minuten soll hier der offizielle Empfang beginnen, auf dem der bekannte Astrophysiker Peter Grainernapp das von ihm entwickelte neue Teleskop vorstellen wird. Der Sekt ist eingegossen, die Häppchen stehen bereit – und die Gäste auch. Dass sie plötzlich wieder vor der Tür warten müssen, sind sie gewohnt. Schließlich sind sie Filmstatisten. An diesem Dienstagmittag ist die Sternwarte Drehort für die ARD-Komödie „Der Hauptgewinn“. Der Empfang, der Sekt, selbst der Minister – dargestellt vom Potsdamer Schauspieler K. Dieter Klebsch – im dunklen Zweiteiler mit eisern dreinschauendem Bodyguard, alles ist das Werk der Filmemacher um Regisseur Bodo Fürneisen. Der Mann, der sein Handwerk einst gleich um die Ecke an der Babelsberger Filmhochschule „Konrad Wolf“ gelernt hat, ist Spezialist für zwei Genre: Fürneisen macht Krimis, und er macht Komödien. Im schwarz-roten Holzfällerhemd und barfüßig in seinen Sandalen steht er inmitten der Beleuchter, Kameraassistenten, Kabelträger und ist die Ruhe selbst. Dabei sind mittlerweile nicht nur die fünfzehn Gäste-Komparsen zurückgekehrt. Vor Fürneisen aufgebaut hat sich eine ganze Garde Schauspieler: Jaecki Schwarz und Dieter Montag blicken finster drein, sie spielen zwei ziemlich skrupellose Investoren, die den armen Astrophysiker übers Ohr hauen wollen. Andreas Mannkopff mimt überzeugend den trotteligen Bürgermeister, Elisabeth Wiedemann – einst die Ehefrau von „Ekel Alfred“ aus „Ein Herz und eine Seele“ – hält als rührselige Großmutter die beiden Kinder des allein stehenden Wissenschaftlers im Arm. Der wiederum steht, in Gestalt des Schauspielers Heio von Stetten, auf dem flachen Rednerpult und übt im Flüsterton seinen Text. Kreatives Chaos, das Produzent Alexander Gehrke keineswegs irritiert. Seine Firma Antaeus Film mit Sitz in der Babelsberger Medienstadt produziert die TV-Komödie für die ARD – und hat sie sich praktisch vor die Haustür geholt. Denn „Der Hauptgewinn“ wurde seit dem 1. Juli fast ausschließlich in Potsdam gedreht. Auf dem Neuen Markt flirteten Heio von Stetten und seine Filmpartnerin Anica Dobra miteinander, in die Dortustraße fuhr der Astrophysiker mit seinem „Hauptgewinn“, einem knallroten Sport-Cabrio, im Schlosstheater am Neuen Palais wurde eine Ballettaufführung von Wissenschaftler-Tochter Jennifer inszeniert, die der in anderen Sphären schwebende Papa natürlich verpasst. Das Zuhause der Grainernapps hat die Filmcrew in der Langhansstraße am Fuße des Pfingstbergs gefunden – dort zog eine Familie für fünf Tage aus ihrem Haus aus, damit dort gedreht werden konnte. „Wir wollten Orte in Potsdam zeigen, die nicht so bekannt sind“, sagt Produzent Gehrke. Besonders die Wissenschaftseinrichtungen, dazu gehören neben der Sternwarte auch die Institute auf dem Telegrafenberg, mit ihrer großen Tradition seien ideal für diesen TV-Film gewesen, der ursprünglich in Jena gedreht werden sollte. Wenn „Der Hauptgewinn“ allerdings wie geplant im kommenden Frühjahr mit gutem Sendeplatz freitags ab 20.15 Uhr ausgestrahlt wird, bekommt der Zuschauer nur eine „Stadt in Brandenburg“ als Schauplatz des Geschehens genannt. Warum? „Wir nehmen den Bürgermeister ziemlich auf die Schippe, da wollten wir keine Stadt namentlich nennen“, sagt Gehrke. Dafür kennt Hauptdarsteller Heio von Stetten Potsdam mittlerweile nahezu genauso gut wie seine Heimatstadt München. Erst vor ein paar Wochen drehte er hier mit der Potsdamerin Doreen Jacobi die ZDF-Tragikomödie „Mein Vater, mein Sohn“, und an diesem Freitag strahlt die ARD die romantische Familiengeschichte „Verführung in sechs Gängen“ aus, für die von Stetten ebenfalls in Potsdam und in Wilhelmshorst vor der Kamera stand. „Das ist hier wirklich eine schöne Gegend“, sagt der Schauspieler. Es sei das Potsdamer „Gesamtbild“, das ihm so gefällt – der Wechsel von toskanischen Villen, preußischen Schlössern, kleine, enge Straßen. Den Gedanken, von München umzusiedeln, habe er schon gehabt. „Aber es ist bisher nicht dazu gekommen.“ Dafür wohnte von Stetten diesmal während des Drehs nicht in einem Berliner, sondern in einem Potsdamer Hotel. „Kuschelig“ sei das, sagt er. Wie passend, hält Potsdam für den Schauspieler doch immer sehr romantische Filmszenen bereit. Für „Mein Vater, mein Sohn“ saß er mit Doreen Jacobi in einer Pferdekutsche auf dem Neuen Markt, bei „Verführung in sechs Gängen“ findet er in der Schauspielerin Tina Ruland seine große Liebe. Der Romantik-Dreh für „Der Hauptgewinn“ steht von Stetten allerdings noch bevor: Mit Schauspielerin Dana Vavrova wird er im Sternwarten-Refraktor tanzen, die Kuppel wird sich langsam öffnen und das Paar, das endlich zueinander gefunden hat, wird auf einen funkelnden Sternenhimmel blicken. Filmemacher aus Potsdam: MARITA ERXLEBEN (Foto o.) ist Chefin eines Ballettstudios und choreographiert für „Der Hauptgewinn“ die romantische Tanzszene in der Sternwarte. Regisseur BODO FÜRNEISEN (M.) lernte sein Handwerk einst an der Babelsberger Filmhochschule. Die Kostüme für den Film hat die Potsdamerin ANNE-GRET OEHME (u.), Tochter des Regisseurs Roland Oehme, entworfen. Franziska Rühl öffnet eine große Mappe voller Informationsblätter, Briefe und Listen. Sie hat in den vergangenen Monaten ihre Fühler über den Atlantik ausgestreckt, um möglichst nichts dem Zufall zu überlassen, wenn sie am 11. August ins Flugzeug nach Amerika steigt. Die 22-jährige Potsdamerin wurde im Februar als eine von hundert Berufstätigen deutschlandweit ausgewählt, um am Parlamentarischen Patenschafts-Programm teilzunehmen. Für Flug und Unterkunft kommen Bundestag und amerikanischer Kongress auf. „Das Taschengeld habe ich mir in den letzten vier Jahren durch die Arbeit neben der Schule zusammengespart“, erzählt die 22-Jährige. In der Kleinstadt Painsville im Bundesstaat Ohio, nahe der kanadischen Grenze, wird sie am College wohnen. „Dort ist gerade ein Projekt über Ostdeutschland geplant, deshalb wollte die Collegeleitung unbedingt, dass ich am College wohne“, erzählt sie. Einen festen Freund lässt sie nicht zurück, sonst hätte sie sich nicht beworben, sagt sie. Weihnachten plant sie zu Bekannten nach Toronto zu fliegen. Mit einem Einserdurchschnitt hatte Franziska Rühl das Abitur abgelegt und an der staatlichen Friedrich-List-Schule in Berlin eine Ausbildung zur Europakorrespondentin absolviert. „Sprachliches Talent liegt ein bisschen in meiner Familie“, erzählt sie. Mit Englisch, Französisch und Spanisch im Gepäck wollte sie dann Erfahrungen im Ausland sammeln und stieß im Internet zufällig auf die Homepage des Programms. Doch die Bewerbungsfrist war zwei Tage zuvor abgelaufen. Mit einer E-Mail, in der sie sich „ein bisschen schmackhaft“ machte, schaffte sie doch noch den Sprung in die Bewerberrunde und wurde von der SPD-Bundestagsabgeordneten Andrea Wicklein ausgewählt. Ihre nette Persönlichkeit gefiel der Abgeordneten. Beide werden per E-Mail in Kontakt bleiben. Privat war Franziska Rühl schon drei Mal in den USA, zwei Mal davon in Los Angeles. „Die Menschen dort sind sehr aufgeschlossen“, sagt sie. P. Steller Erstmals seit der Kaiserzeit wird im Park Sanssouci neu gebaut. Am Chinesischen Teehaus soll ein bescheidenes Gebäude für den Eintrittskartenverkauf und einen weiteren Museumsshop entstehen. Es sei für die Verbesserung der Besucherbetreuung unbedingt erforderlich, erklärte dazu Heidrun Liepe, die gestern von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten als Leiterin des Schlossmanagements vorgestellt wurde. Sie hatte diese neu geschaffene Abteilung seit Jahresbeginn kommissarisch geleitet und ihre Struktur aufgebaut. Heidrun Liepe ist seit 1981 in Sanssouci tätig und war zuletzt stellvertretende Leiterin des Bereichs Besucherbetreuung/Museumspädagogik. Der Schlossmanagerin unterstehen von den Kastellanen bis zu den Hausmeistern 250 Mitarbeiter (etwa die Hälfte des fest angestellten Personals der Stiftung), dazu vom Schlossführer bis zu den Aufsichten zahlreiche freiberufliche Kräfte. Das Management will die Besucherzahlen und damit die Einnahmen der Stiftung erhöhen. Dafür sei eine verbesserte Gästebetreuung der Schlüssel. Dazu zähle die Einrichtung von Besucherzentren am Schloss Sanssouci und am Neuen Palais. Am Weinbergschloss soll dafür der Hof der Historischen Mühle mit seinen zu sanierenden bzw. wieder aufzubauende Gebäuden dienen. Wie darauf die einzelnen Nutzungen verteilt werden, sei noch in der Diskussion, erklärte Heidrun Liepe. Sie reichen von einem mit modernen Medien ausgestatteten Informationsraum über einen zentralen Kartenverkauf für alle Schlösser und einen Vortragssaal bis zu einem größeren Museumsshop. Die Bauplanung für das Zentrum soll im nächsten Jahr ausgeführt werden. Nachgedacht wird auch über eine ähnliche Einrichtung am Neuen Palais. Die Variante, das Zentrum in einem Interimsbau an den Communs unterzubringen, sei allerdings vom Tisch. Die Abteilung gibt den 15 Kastellanen mehr Eigenständigkeit, in den von ihnen betreuten Schlössern Veranstaltungen wie Sonderführungen, Konzerte oder Vorträge zu organisieren. Dafür erhalten sie ab dem II. Halbjahr 2004 ein eigenes Budget. Vorreiter auf diesem Gebiet seien die Landschlösser, vor allem Paretz. Aber auch die Einrichtung eines Küchenshops in Sanssouci sei ein Volltreffer gewesen. Mehr bespielt und in Führungen einbezogen werden könnte das Schlosstheater im Neuen Palais. Größere Attraktivität sollen das Belvedere auf dem Klausberg und der Normannische Turm auf dem Ruinenberg gewinnen, die abseits der Touristenströme liegen. Für letzteren habe man bereits einen Sponsor gewinnen können. Heidrun Liepe teilte mit, dass auch Schloss Sanssouci, das seit mehr als einem Jahr kommissarisch geleitet worden war, nunmehr wieder einen Kastellan bekommt. Nach Abschluss des Ausschreibungsverfahrens werde er demnächst benannt. Erhart Hohenstein
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