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PLAGE: Stichwort Mücke
Mit dem warmem Wetter kommen die Mücken – für die Erstellung eines „Mückenatlas“ hoffen Forscher jetzt auf die Hilfe von Amateur-Mückenjägern:
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Der Frühsommer war in diesem Jahr weitgehend mückenfrei – mit den gestiegenen Temperaturen fühlt sich aber auch die Stechmücke wieder zunehmend wohl. „Das Wetter ist sehr mückenfreundlich“, sagt Doreen Werner. Für die promovierte Biologin bedeutet das auch mehr Arbeit: Denn die Forscherin arbeitet gemeinsam mit zehn Kollegen vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandforschung Müncheberg und dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit auf der Insel Riems an einem „Mückenatlas“, einer Übersicht über die Verbreitung verschiedener Mückenarten in Deutschland. Dabei verlässt sie sich seit diesem Jahr erstmals auch auf die Hilfe von Amateur-Mückenjägern.
„Wir können nicht zu jeder Zeit überall sein“, sagt die Mückenforscherin. Auch wenn ihre Arbeitsgruppe ein Fallennetz in ganz Deutschland aufgebaut habe – im Land Brandenburg stehen fünf Mückenfallen – bleiben viele weiße Flecken. Die sollen mit dem „Mückenatlas“-Projekt geschlossen werden. Dafür sucht Werner nun Mücken, die per Post zum ZALF geschickt werden sollen. Auch das Potsdamer Naturkundemuseum hat seine Hilfe angeboten und nimmt Mücken entgegen. Wichtig sei aber, dass die Mückenjäger bestimmte Regeln einhalten, betont Werner. So müsse etwa ein Einsendeformular mit den Daten zu Fundort und -zeit mitgeschickt werden. Das Formular kann unter der Internetadresse www.mueckenatlas.de heruntergeladen werden.
Dort ist auch nachzulesen, wie genau Mückenjäger vorgehen sollen. „Für mich ist wichtig, dass sie nicht draufhauen“, sagt Doreen Werner. Denn die Insekten sind nur in unversehrtem Zustand für die Forschung brauchbar. Mücken könnten etwa in einem Glas gefangen und dann im Gefrierfach dem Kältetod überantwortet werden, bevor sie in einem kleinen Gefäß – denkbar ist etwa eine Streichholzschachtel oder eine Pillendose – per Post ans ZALF geschickt werden.
Mehr als 500 Einsendungen gab es bereits seit Start der Plattform im April. Jeder Mückenjäger, der seine Mailadresse hinterlässt, bekommt von den Forschern Auskunft darüber, was genau er erlegt hat. Denn Mücke ist nicht gleich Mücke: 49 Arten sind in Deutschland bekannt, sagt Doreen Werner. Unter den Einsendungen seien bislang 15 Arten vertreten.
Zwar gebe es in Deutschland zunehmend auch Mückenarten aus anderen Regionen – Werner verweist etwa auf die Japanische Buschmücke. Nachrichten über die Einwanderung der Tigermücke, die die gefährliche Tropenkrankheit Dengue-Fieber übertragen kann, kann sie aber nicht bestätigen. Bislang sei ein einziges Exemplar eines solchen charakteristisch schwarz-weiß gemusterten Insekts gefunden worden – und das an einer Autobahnraststätte in Baden-Württemberg: „Wir gehen davon aus, dass das ein blinder Passagier aus Italien war.“
Trotzdem bereiten Mücken, vor allem aber die noch kleineren Gnitzen, den Bauern Sorgen, wie Professor Matthias Freude, Chef des Landesamtes für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, weiß. Er erinnert an die vermutlich durch Gnitzen übertragene Schmallenberg-Tierseuche, von der 2012 auch Höfe in der Prignitz betroffen waren (PNN berichteten). Über die Gnitzen, die eher einer Essigfliege als einer Mücke ähneln, wisse man viel zu wenig: „Wir stehen wissenschaftlich am Anfang“, sagt Freude. Umso mehr begrüßt er das Mückenforschungsprojekt.
Von einer Mückenplage könne in diesem Jahr bislang keine Rede sein, sagt Freude: „Wir empfinden das nur deshalb so, weil wir vorher so wenig Mücken hatten.“ Mit dem außergewöhnlich trockenen und warmen Wetter von März bis Mai sei das Frühjahr so mückenarm wie selten gewesen.
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