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Landeshauptstadt: Straße der Konkurrenten

Vor dem Brandenburger Tor präsentieren sich die Kulturhauptstadt-Bewerber

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Vor dem Brandenburger Tor präsentieren sich die Kulturhauptstadt-Bewerber Von Marion Hartig Donnerstagabend vor dem Brandenburger Tor in Berlin: Die einwöchige Ausstellung „Straße europäischer Kulturstädte in Deutschland und Ungarn“ wird eröffnet, eine weitere Etappe auf dem Weg zur Bewerbung zur Kulturhauptstadt 2010. 15 mit blauem Stoff überzogene Plakatwände stehen in einer Reihe, daneben die Oberbürgermeister und Bürgermeister der deutschen und ungarischen Städte, die sich um den Titel Kulturhauptstadt 2010 bewerben. Sie kommen aus Braunschweig, Bremen, Essen, Görlitz, Halle/Saale, Karlsruhe, Kassel, Lübeck, Potsdam und Regensburg, aus Budapest, Debrecen, Eger, Györ und Pécs. Nacheinander enthüllen die Stadtvertreter die Plakate. Zum Vorschein kommt „Der König der Bewerber. Braunschweig“ mit einem Löwenkopf. Essen für das Ruhrgebiet wirbt mit einer rotilluminierten Industrieanlage, Halle mit einem Mosaik kleiner Stadtfotografien – nur auf dem Plakat von Potsdam entdeckt man das Charakteristikum der Stadt erst auf den zweiten Blick, weit hinten am Horizont. In der Mitte des Bildes prangt das Berliner Brandenburger Tor mit der Quadriga obendrauf, davor tummeln sich Spaziergänger, der Himmel ist blau. Zwischen den Säulen des Tores erkennt man dann: das Schloss Sanssouci. „So nah liegt Europas Kulturhauptstadt. Potsdam 2010“ steht in weiß darunter. Das Ganze befindet sich in einer angedeuteten Denkblase: „Stell Dir vor...“. „Eine gute Idee“, findet Oberbürgermeister Jann Jakobs, nachdem er den Stoff entfernt hat. Zu dem Fall des Literaturstipendiaten Andreas Maier will er sich am liebsten nicht äußern. Peinlich, meint er dann doch, es müsse geklärt werden, wie es so weit kommen konnte. Sicherlich habe das dem Ruf Potsdams geschadet, dass der Fall aber einen Einfluss auf die Bewerbung als Kulturhauptstadt haben könnte, will er dann doch nicht glauben. Er geht einmal um das Plakat herum. Beide Seiten sind gleich bedruckt. Infotext gibt es keinen. Wer sich für mehr als nur die Namen und bildhaften Darstellungen der potenziellen Kulturhauptstädte interessiert, kann sich ein paar hundert Meter weiter im Lesesalon im Foyer der Botschaft der Republik Ungarn über die einzelnen Konzepte informieren. Nachdem alle Plakate enthüllt sind, geht das Publikum von Bild zu Bild. Viele Passanten bleiben stehen und betrachten die Ausstellungsstücke. „Das Potsdamer Plakat funktioniert nur an diesem Ort, direkt vor dem Berliner Brandenburger Tor“, erklärt Natalie Gommert von der Kulturhauptstadt GmbH, die das Plakat in Absprache mit Kulturamt und Oberbürgermeister entwickelt hat. Sie beobachtet, wie das Bild aufgenommen wird. Die Vorübergehenden gucken etwas länger darauf und gehen stumm weiter. Kein besserer Ort hätte sich für die Ausstellung finden lassen, lobt Olaf Schwencke von der Deutschen Vereinigung der Europäischen Kulturstiftung in seiner Ansprache. „Das Brandenburger Tor ist ein Symbol für die Vereinigung Deutschlands“, sagt er, „zu der Ungarn einen entscheidenden Beitrag geleistet hat“. Der Staatsekretär im ungarischen Kulturministerium András Benedek freut sich, das die EU für die erste Doppelbesetzung des Kulturhauptstadt-Titels 2010 eine deutsche und eine ungarische Stadt auswählen wird. Die Zuschauer reiben sich die kalten Hände. Bis Mitte 2005 wird der Bundesrat seine Vorschläge an die EU weitergeben, kündigt Wilfried Grolig vom Auswärtigen Amt an. Die letzte Entscheidung in Brüssel, welche deutsche und welche ungarische Stadt 2010 den begehrten Titel trägt, wird im Frühjahr 2006 entschieden, sagt er. Das Publikum ist inzwischen wieder auseinander gegangen. Radfahrer und Fußgänger werfen einen kurzen Blick auf die Stelltafeln. Arbeiter bauen das Zelt mit dem Mikrofon für die Redner ab. Ausstellung am Brandenburger Tor, Westseite, bis 2. Dezember; ergänzende Konzeptausstellung im Foyer der Botschaft der Republik Ungarn, Unter den Linden 76, Montag bis Donnerstag 13 bis 16 Uhr.

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