
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Streit um „banale Einbauten“
Die Sanierung des Filmmuseums sorgt für Ärger. Eine Klage gegen die Schlösserstiftung ist aber vom Tisch
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Innenstadt - Es ist der nächste Akt im seit Monaten währenden Streit um den brandschutztechnischen Umbau des Filmmuseums. Der Berliner Architekt Georg Kohlmaier hat nun Unterstützer für seine schweren Vorwürfe gegen die Schlösserstiftung gewonnen, die für die Sanierung verantwortlich ist: die Architekturkritiker Falk Jaeger und Bruno Flierl. In den PNN vorliegenden Briefen an die Stiftungschef Hartmut Dorgerloh zeigen sich die beiden Experten entsetzt über die mittlerweile fast beendeten Arbeiten am ehemaligen Marstallgebäude in der Breiten Straße.
So kritisiert Flierl eine „Verschwendung öffentlicher Mittel in Millionenhöhe“ und fürchtet, das Filmmuseum werde durch die Umbauten abgewertet, weil zum Beispiel der einstige Rundgang durch die Ausstellung nicht mehr möglich sei, dass „die Transparenz und die Flexibilität aufgehoben sind“. Flierl, geboren 1927, gilt als einer der wichtigsten Experten für die Architektur und den Städtebau der DDR. Der 63 Jahre alte Jaeger ist als Publizist tätig und lehrt an verschiedenen Hochschulen. Jaeger erklärt in seinem persönlichen Schreiben an Dorgerloh, der Umbau des Marstalls „wird später wohl nicht zu den Glanzpunkten Ihrer Amtszeit zu zählen sein“.
Zum Hintergrund: Wegen der Bauarbeiten überzieht Kohlmaier, der Anfang der 1990er-Jahre für die Modernisierung des ältesten Potsdamer Gebäudes verantwortlich war, die Schlösserstiftung seit Monaten mit Vorwürfen. Die seit März 2013 laufenden Umbaumaßnahmen verunstalteten das Museum an vielen Stellen, so Kohlmaier. Unter anderem wurde dabei anstelle der dekorativen Glaswand, die früher die Filmausstellung transparent abgrenzte, eine feste Wand aus Gipsbeton eingezogen. Die charakteristische ovale Öffnung in der Decke des Erdgeschosses, durch die Besucher des ersten Stockwerks von oben auf die Dauerausstellung blicken konnten, wurde geschlossen.
Jaeger nennt solche Maßnahmen in seinem Schreiben schlicht „banale Einbauten“, die ein Nachfolger Dorgerlohs in 15 Jahren „frohgemut wieder herausreißen wird“, so die Prognose des Kritikers. Auch am Argument der Stiftung, die Maßnahmen seien aus Brandschutzgründen nötig, zweifelt Jaeger: In einem weitgehend eingeschossigen Gebäude seien pragmatischere Lösungen denkbar. Auch Flierl glaubt, die erhöhten Brandschutzanforderungen hätten sich mit „minimalen technischen Eingriffen“ umsetzen lassen.
Die Schlösserstiftung weist die Vorwürfe zurück. „Das Haus stand wegen massiver Mängel beim Brandschutz vor der Außerbetriebnahme“, erklärte Sprecher Frank Kallensee den PNN. Daher seien die Planungen überaus anspruchsvoll gewesen. Erschwerend sei hinzugekommen, dass nach Beginn der Arbeiten weitere Baumängel entdeckt worden seien – etwa Schadstoffe im Dachgeschoss oder unterirdisch verlegte Grundleitungen aus teilweise nicht zugelassenem Material. Diese Probleme seien inzwischen gelöst. „Zudem ist das Gebäude nun erstmals barrierefrei zugänglich.“ Von Geldverschwendung könne daher keine Rede sein – zuletzt war von Kosten in Höhe von bis zu 2,3 Millionen Euro die Rede. Überdies, so Kallensee weiter, sei die Stifung wegen des Haushaltsrechts als öffentlicher Auftraggeber dazu angehalten, „planerische Lösungen zu finden, die wirtschaftlich und verhältnismäßig sind“. Gleichwohl seien Eingriffe in die bauzeitliche Substanz fast vollständig vermieden worden, den verschiedenen Zeitschichten des Hauses wurde „mit angemessenem Respekt begegnet“. Letztlich sei nun das historische Erscheinungsbild des Marstalls wiederhergestellt und zugleich das Café erweitert worden. All diese Maßnahmen seien dem Architekten Kohlmaier inzwischen auch detailliert vorgestellt worden – einbezogen wurde er allerdings nicht.
Und Kohlmaier gibt sich nicht zufrieden. Er will nun den Bundesrechnungshof und den Hauptausschuss des Potsdamer Landtags verständigen und den Vorgang dort prüfen lassen. Von einer zunächst erwogenen Urheberrechtsklage gegen die Stiftung sieht der 76-Jährige aber ab. „Berater haben mich davor gewarnt, da sich der Rechtsweg durch ewige Einsprüche über Jahre in die Länge ziehen könnte und Unsummen kostet“, so der Architekt.
Die Potsdamer können sich ab dem 26. Oktober selbst ein Bild machen: Dann wird im Filmmuseum die überarbeitete Ausstellung „Traumfabrik. 100 Jahre Film in Babelsberg“ eröffnet.
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