
© Andreas Klaer
Studierende sorgen sich wegen Energiekrise: Niemand soll im Hörsaal bibbern müssen
Semesterstart an der Uni Potsdam: 2555 Studienanfänger wurden begrüßt. Die Uni bemüht sich um ein möglichst normales Semester - bereitet sich aber auch auf herausfordernde Szenarien vor.
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Nach mehr als zweieinhalb Jahren Corona-Krise, Abstandsregeln und Lernen auf Distanz kehrt wieder ein Stück weit Normalität in den Universitätsbetrieb in Potsdam ein: Zum ersten Mal seit 2019 hat die Universität Potsdam ihre neuen Studierenden im prächtigen Nikolaisaal begrüßen können. Rund 500 Studierende haben sich das abwechslungsreiche Abendprogramm angesehen. Dafür waren nun die aktuellen Krisen ein Thema in den Redebeiträgen auf der Bühne und den Gesprächen mit jungen Studierenden.
Bunte Begrüßung mit Sport und Musik
Universitätspräsident Oliver Günther oder Pascal Kienast von der Allgemeinen Studierendenvertretung (Asta) etwa sprachen über die steigenden Lebenshaltungskosten und die unsicheren Zukunftsaussichten in Zeiten von Krieg und Klimakrise. Die Cottbusser Bundestagsabgeordnete Maja Wallstein (SPD), Alumni der Uni Potsdam, ermutigte die Studierenden, die Uni als Freiraum zu nutzen und eigene Wege zu gehen, Leistungsdruck und Regelstudienzeit zum Trotz: „Der Druck kommt einem manchmal gigantisch vor. Manchmal hilft es, sich Zeit zu nehmen und durchzuatmen“, sagte sie.
Der Druck kommt einem manchmal gigantisch vor. Manchmal hilft es da, sich Zeit zu nehmen und durchzuatmen.
Maja Wallstein, SPD-Bundestagsabgeordnete
Trotzdem, der Großteil des Abends war von einem liebevoll gestalteten und aufmunternden Programm geprägt: Der Hochschulsport animierte die Gäste zu einem kurzen sportlichen Zwischenspiel im Sehen - motivierende Unterstützung kam dabei von einem als Dinosaurier verkleideten Studenten. Für Musik sorgte das Uni-Blasorchester „Die Instrumentalisten“.
Wohnsituation für Studierende in Potsdam schwierig
Fine Fink und Natalie Hartig waren positiv überrascht vom bunten Begrüßungsprogramm. Sie sind zwar keine Erstsemester, aber trotzdem neu in der Landeshauptstadt: Sie wollen hier ihren Master in Psychologie machen. Fink will Psychotherapeutin werden, und Potsdam habe hierfür einen spannenden Schwerpunkt, erzählt die junge Frau. Wirklich angekommen in Potsdam ist sie aber noch nicht: „Im Moment wohne ich noch bei Freunden in Berlin und pendele“, sagt sie. Was die Wohnsituation angeht, da sind sich die beiden Studentinnen einig, stehe Potsdam Berlin leider in kaum etwas nach: „Wenn man kein dickes Fell hat, kann das schon ein großer Stressfaktor sein“, sagt Fink.
Studierende in Sorge wegen Energiekrise
Mit ihren Sorgen sind sie nicht allein: „Studierende kämpfen bereits jetzt um ihre Existenz. Von Woche zu Woche steigen die Preise. Die Mietnebenkosten steigen in unermessliche Höhen“, teilte die Brandenburgische Studierendenvertretung in dieser Woche mit. Die von der Bundesregierung beschlossene einmalige Auszahlung von 200 Euro sei zwar ein Schritt in die richtige Richtung., letztlich aber nur „ein kleiner Tropfen auf dem heißen Stein“.
Konkret fordert die Studierendenvertretung, die Räumlichkeiten der Universität auch im Winter offen zu halten, keine Lehrveranstaltungen ins Digitale zu verlegen und die Höchstmietzeit in den Wohnheimen für ein Jahr auszusetzen. Im Moment beträgt diese acht Semester, also ein Jahr länger als die Regelstudienzeit. Auch sollen die Mensa-Preise nicht angehoben werden, so eine Forderung der Studierendenvertretung.
Miete bleibt gleich, Mensa könnte teurer werden
Für Wohnheime und Mensen ist das Studentenwerk zuständig. „Die Mietpreise bleiben im Wintersemester stabil“, teilte eine Sprecherin mit. Es gibt auch keine gesonderte Nebenkostenabrechnung, sondern eine Pauschalmiete. Doch das Glück, zu solchen günstigen Konditionen wohnen zu können, haben nicht alle Studierenden: „Auch in diesem Semester war die Nachfrage deutlich größer, als wir Plätze anbieten konnten“, so die Sprecherin. Im Moment stünden noch 1146 Studierende auf der Warteliste für einen Wohnheimplatz. Und Alternativen auf dem freien Wohnungsmarkt zu finden, gestalte sich für die Studierenden immer schwieriger.

© Dominik Lenze
Was die Preise für Essen in den Mensen angeht, kann das Studentenwerk nichts versprechen: „Wenn die Preise weiter steigen, können die Mensapreise – ohne zusätzliche Unterstützung – nicht stabil bleiben“, so die Sprecherin. Das Mensa-Essen für Studierende werde bereits jetzt vom Land Brandenburg mitfinanziert.
Beim Thema Wohnen machen sich zumindest die angehenden Physik-Studentinnen Lara Griebler und Helen Dorausch keine Sorgen: „Ich habe einen Platz in den Studi-Wohnheimen bekommen“, sagt Lara glücklich. Die seien zwar etwas teurer als in den Semestern zuvor, aber immer noch preiswert, findet sie. „Ich mache mir eher Sorgen, dass die Uni selber irgendwann nicht mehr geheizt wird und wir dann frierend im Hörsaal sitzen“, sagt die 20-Jährige.
Das müsse man vorerst nicht befürchten, sagt Uni-Sprecher Matthias Zimmermann auf PNN-Anfrage. „Die Universität wird wie alle Landeseinrichtungen in Brandenburg auf 19 Grad geheizt.“ Das sei zwar etwas weniger als in den Vorjahren: „Aber niemand muss hier bibbern“, sagt er. Auch hinsichtlich der Corona-Situation will man sich bemühen, möglichst viel Normalität zu ermöglichen: „Wir wollen so lange, wie es vertretbar ist, Präsenzveranstaltungen anbieten“, sagt Zimmermann. Man arbeite auch daran, sich auf herausfordernde Szenarien vorzubereiten.
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