Von Sabine Schicketanz: Studio Babelsberg: Mehr Förderung statt weniger Kino Woebcken: Vier-Millionen-Grenze ist hinderlich / Positivere Aussichten nach Millionen-Minus 2009
Babelsberg / Berlin - Das Potsdamer Studio Babelsberg drängt auf eine Ausweitung der Filmförderung. Der vom Bund aufgelegte Deutsche Filmförderfonds (DFFF) könne effektiver wirken, wenn die Vier-Millionen-Grenze abgeschafft werde, sagte der Vorstandschef des Studios, Carl Woebcken, am Samstag in Berlin.
Stand:
Babelsberg / Berlin - Das Potsdamer Studio Babelsberg drängt auf eine Ausweitung der Filmförderung. Der vom Bund aufgelegte Deutsche Filmförderfonds (DFFF) könne effektiver wirken, wenn die Vier-Millionen-Grenze abgeschafft werde, sagte der Vorstandschef des Studios, Carl Woebcken, am Samstag in Berlin. Außerdem brauche die Filmwirtschaft in Brandenburg und Berlin eine sogenannte „Gap“-Finanzierung. Über den „Lücken“-Füller verhandele Studio Babelsberg mit der brandenburgischen Investitionsbank (ILB). Beide Finanzbausteine seien essentiell für das Studio, um an seinem Geschäftsmodell festzuhalten: „Sonst müssten wir wieder mehr Fernsehen machen und Kino nur noch opportunistisch“, sagte Woebcken.
Bisher werden Filme über den DFFF mit maximal vier Millionen Euro gefördert – über Ausnahmen beschließt die Förderanstalt. Dieses Procedere sei für Studio Babelsberg als Koproduzenten budgetstarker Hollywood-Filme ein „ernsthaftes Problem“, sagte Woebcken. „Möglicherweise können wir dadurch zwei große Filmprojekte nicht nach Babelsberg holen.“ Der Grund: Die Produktionen brauchten Planungssicherheit, es gebe aber keine Möglichkeit, per Formel oder Voranfrage eine Ausnahme-Fördersumme bestätigt zu bekommen, erklärte Woebcken. Dabei sei die Bilanz des DFFF positiv: Ein Fördereuro stehe für sechs Euro Investition.
Die „Gap“-Finanzierung über die ILB könnte dem Studio helfen, mittelgroße Filme in Babelsberg zu realisieren, so der Studio-Vorstandschef. Er habe einen „ganzen Sack“ Projekte, denen zehn bis zwanzig Prozent Finanzierung fehlten. In diese „Lücke“ solle das ILB-Finanzierungspaket stoßen. Allerdings werde ein Modell besprochen, dass das Risiko auf „mehrere Schultern verteilt“: Das Geld soll für mehrere Filme fließen, so dass ein Erfolg einen Flop ausgleichen könnte.
Die Studio Babelsberg AG hatte 2009 überraschend ein Minus von 2,4 Millionen Euro eingefahren (PNN berichteten). Als Gründe dafür nannte Woebcken neben der internationalen Wirtschaftskrise und den Streiks in der US-Filmindustrie die Insolvenz des Babelsberger Postproduktionspartners „Elektrofilm“ und das Ende der Telenovela „Wege zum Glück“. Die „Elektrofilm“-Insolvenz habe dazu geführt, dass Miet- und Ratenzahlungen fehlten. Seit Juni 2009 stehe das „Elektrofilm“-Quartier Haus 4 leer. Er hoffe, dass ein „großer Mieter“ sich für Babelsberg entscheide und einziehe, so Woebcken. Kritik der „Shareholder Value Beteiligungen AG“ an der Informationspolitik wies Woebcken zurück: Sein Unternehmen sei im Freiverkehr an der Börse notiert und daher nicht verpflichtet, eine Gewinnwarnung herauszugeben.
Für 2010 seien die Aussichten positiv, betonte Woebcken. Gedreht wurde bereits für „Unknown White Male“ mit Liam Neeson und Diane Kruger und „The Apparition“, derzeit laufen die Arbeiten für Roland Emmerichs „Anonymous“ und den Actionthriller „Hanna“. Dafür sollen Cate Blanchett und Eric Bana diese Woche in Brandenburg an einem Außenset drehen. Offen sei, ob es eine Sommerproduktion geben werde. Zumal Babelsberg Konkurrenz bekommt: Die Kölner Magic Media Company (MMC), die Münchener Bavaria und Studio Hamburg in Kooperation mit den Pinewood-Studios London haben angekündigt, mehr Kino zu machen. Der Wettbewerb sei gut, sagte Babelsberg-Chef Woebcken. Er rechne aber damit, dass die anderen sich angesichts des schwierigen internationalen Geschäfts „zunächst eher eine blutige Nase holen“.
Babelsberg suche unterdessen weiter Kooperationspartner bei unabhängigen Produktions- und Verleihfirmen. Konkrete Gespräche gebe es mit Stefan Arndt von X-Filme, Produzent von „Das weiße Band“. Arndt bestätigte dies. Um welchen Film es geht, müsse noch geheim bleiben, doch es sei „ein Traum, in Babelsberg zu drehen“. Auch Oscar-Preisträger Christoph Waltz, der für Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ in Babelsberg gearbeitet hat, hält am Projekt mit dem Studio fest: „Es steht, wir wissen nur noch nicht genau, wann wir drehen – wahrscheinlich im Herbst 2011“, sagte Waltz. Für ihn hat Babelsberg „das Gesamtbild des Filmgeschäfts in Deutschland verändert“. Nicht allein, „weil die Amerikaner dort drehen, sondern weil Babelsberg für Herausragendes steht“. Das könnten deutsche Filmemacher auch haben, doch man setze eher auf „flächendeckend, als auf herausragend“. Waltz beklagt, „dass wir solch große Traditionen nicht pflegen“.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: