Sport: „Sushi ist ganz okay“

Jennifer Cramer ist zu Wochenbeginn recht entspannt nach Japan geflogen. Die 19-jährige Defensivspielerin des Deutschen Frauenfußball-Meisters Turbine Potsdam wird bei der am Sonntag beginnenden U20-Weltmeisterschaft mit Deutschlands Team innerhalb der Vorrundengruppe D zunächst gegen China, Ghana und die USA um den Einzug ins Viertelfinale kämpfen. Großes Ziel des DFB-Teams ist es, den 2010 daheim in Deutschland erkämpften WM-Titel erfolgreich zu verteidigen. „Wir haben drei starke Gegner, von denen dürfen wir keinen unterschätzen“, meint Cramer, die sich bereits sicher sein kann, in Fernost auch zu ihren Einsätzen zu kommen. „Unsere Trainerin Maren Meinert hat uns im vorletzten Lehrgang erklärt, dass Luisa Wensing und ich bei der WM die Innenverteidigung bilden werden, weil sie keine Experimente mehr machen will“, so die Potsdamerin. „Eine solche Zusage freut einen natürlich.“

Die U20-Weltmeisterschaft ist die vierte große internationale Herausforderung für Jennifer Cramer. Bei den Schul- Weltmeisterschaften 2009 in der Türkei hatte sie mit der Sportschule Potsdam Gold gewonnen. 2010 folgten die U17-WM in Trinidad und Tobago, wo Cramer mit Deutschland im Viertelfinale durch ein 0:1 gegen Nordkorea ausschied, und die U19-EM 2011 in Italien, bei der die Potsdamerin mit dem Team des Deutschen Fußball-Bundes den Titel gewann. Damit qualifizierte sich die DFB-Auswahl für die jetzt anstehende Weltmeisterschaft, ehe die deutsche U19 in diesem Jahr mit dem Turbine-Trio Jennifer Cramer, Kristin Demann und Sandra Starke bereits in der 2. EM-Qualifikationsrunde trotz zweier Cramer-Tore gegen Polen und Nordirland (je 2:0) durch ein 0:1 gegen Gastgeber Schweden scheiterte.

„Das war schade, aber jetzt freue ich mich erst einmal auf die WM“, meint Cramer, die nach einer längeren Selektion durch Maren Meinert als einzige Potsdamerin das Ticket nach Fernost in den Händen hatte. Kristin Demann hatte sich in Schweden gegen Polen eine schwere Knieverletzung zugezogen und musste operiert werden, Sandra Starke schaffte nach der verpassten EM-Qualifikation nicht den Sprung in den 21-köpfigen WM-Kader.

„Es war ein langer Weg bis Japan“, erklärt Jennifer Cramer, die in den letzten Wochen zwischen dem Turbine-Training im Luftschiffhafen und U20-Lehrgängen hin und her pendelte. Letztlich konnte sie sich erfolgreich behaupten, und beim abschließenden 7:0-Testspielsieg Anfang August in Meerbusch-Büderich gegen Schweden bildete sie bereits gemeinsam mit der Wolfsburgerin Wensing die Innenverteidigung. „Wir hatten uns auf einen stärkeren Gegner eingestellt, leider war Schweden schwächer als erwartet“, sagt die Sportschülerin, die beim hessischen JSG Röddenau/Birkenbringhausen mit dem Kicken begann, 2005 zum DFC Allendorf/Eder und drei Jahre später von dort zu Turbine Potsdam wechselte. Mit Turbine wurde sie 2009 und 2010 als 15- und 16-Jährige Deutsche Meisterin der B-Juniorinnen, und unmittelbar nach ihrer Rückkehr von der U17-WM in Trinidad und Tobago nach Potsdam debütierte sie bei Turbines 1:0-Heimsieg gegen Bad Neuenahr in der Erstliga-Mannschaft.

Inzwischen blickt sie auf 20 Spiele und zwei Tore in der Bundesliga zurück. In der vergangenen Saison traf sie zum 1:0-Heimsieg gegen Bad Neuenahr und beim 2:0 beim FFC Frankfurt zur 1:0-Führung. „Jetzt will ich mit Turbine meinen dritten Deutschen Meistertitel. Zuerst muss ich mich aber wieder in unsere komplett neue Mannschaft reinspielen“, erklärt Jennifer Cramer, die auch die A-Nationalmannschaft als Ziel hat. Beim letzten Testspiel gegen Schweden kickte sie bereits unter den Augen von Nationaltrainerin Silvia Neid.

Jetzt gilt es aber erst einmal in Japan. „Da war ich noch nie“, so die Potsdamerin, die dort keine Angst vor rohem Fisch hat. „Sushi habe ich schon mal gegessen. Ist ganz okay“, sagt Jennifer Cramer, die mit dem DFB-Team am 8. September in Tokio, der Heimatstadt ihrer Klubkameradin Yuki Ogimi, das Finale bestreiten will. Zunächst spielt Deutschland innerhalb der Vorrundengruppe D am 20. August um 12 Uhr MEZ in Hiroshima gegen China, am 23. August um 9 Uhr MEZ an gleicher Stätte gegen Ghana und am 27. August um 9 Uhr MEZ in Miyagi gegen die USA. Michael Meyer