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Landeshauptstadt: Teamgeist

Sandra Brunke finanzierte sich das Studium auf Hawaii mit Sport – jetzt vermittelt sie Sportstipendien

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Den Empfang in Honolulu hat sie so schnell nicht vergessen: Eine Kette aus duftenden Plumeria-Blumen – die traditionelle „Lei“ – legten ihr die zukünftigen Mitstudenten um den Hals. Und es sollte nicht der letzte Kranz sein, den Sandra Brunke während ihrer Studienaufenthalts schmückte. Die Potsdamerin lernte nicht nur vier Jahre an der Hawaii Pacific University (HPU): Sie spielte für die universitätseigene Mannschaft auch Volleyball – und finanzierte sich damit das Studium. Jetzt hat sich die 26-Jährige selbständig gemacht: Sie will Volleyballstipendien an Schulabgänger aus Deutschland, Österreich und der Schweiz vermitteln.

900 College-Mannschaften allein im Volleyball vergeben jedes Jahr Stipendien, erklärt Brunke. Bei einem Vollstipendium werden nicht nur die Studiengebühren übernommen, sondern auch die Kosten für Unterkunft, Verpflegung, Fachbücher und Trainingskleidung. „Man finanziert sich selbst durch die sportliche Leistung“, erklärt Brunke. Für US-amerikanische Universitäten ist Sport ein Prestigefaktor: Eine erfolgreiche Mannschaft ist Werbung für die Uni, weiß Brunke. „Collegesport ist ganz groß angesehen“, sagt sie. Die Spiele selbst beschreibt die Volleyballerin als „ein Riesenspektakel“: Selbstverständlich zum Beispiel, dass man die Spiele live im Internet verfolgen kann – denn nicht alle Fans von der Heimatuni können dem Verein hinterherreisen. Cheerleader gehören einfach dazu und 2000 Zuschauer im Stadion sind keine Seltenheit – ganz anders, als Brunke es bis dahin aus ihrer zehnjährigen Laufbahn beim SC Potsdam – am Ende spielte sie in der zweiten Bundesliga – gewohnt war.

Auch das Training unterschied sich von dem in Deutschland, erzählt Brunke. Im Mittelpunkt stehe der Teamgeist: Kein Wunder, muss sich doch die Mannschaft jedes Jahr neu zusammenfinden. Selbst beim Training tragen alle Spieler die gleiche Kleidung: „Man repräsentiert die Uni“, sagt Brunke.

Für das Studium in den USA hat sie sich vor sechs Jahren aber aus anderen Gründen entschieden: Nach dem Schulabschluss wollte sie nicht nur auf die sportliche Karriere setzen: „Ein Studienabschluss war mir ziemlich wichtig“, erinnert sie sich. In Deutschland wäre es allerdings schwierig geworden, Sport und Studium unter einen Hut zu bringen, glaubt Brunke. Mit dem Sportstipendium an der HPU und dem Wirtschafts-Abschluss „Masters Of Business Administration“ (MBA) hat sie nun eine international anerkannte Qualifikation erworben.

Was das Wert ist, erfuhr sie am Ende der Studienzeit: Plötzlich habe sie „fünf, sechs Jobangebote“ auf dem Tisch gehabt und musste sich entscheiden – Stellen im Tourismus-Bereich waren ebenso darunter wie Angebote von professionellen Volleyball-Teams aus Spanien, Frankreich, Portugal und Österreich. Brunke entschied sich für einen Ein-Jahresvertrag beim französischen Club „Volley Nantes Atlantique“. Wegen einer Knieverletzung kam sie jedoch vorzeitig nach Potsdam zurück – und machte sich mit der Stipendienvermittlung selbständig. Vorher hatte sie bereits sieben Bekannte und Freunde nach Amerika vermittelt – ohne Bezahlung.

Bis zu zwanzig Bewerber pro Jahr will Brunke mit ihrer Firma nun vermitteln: Über ihre Internetseite, die momentan noch im Aufbau ist, ermittelt sie dafür zunächst – kostenlos – die Chancen. Denn bestimmte akademische und sportliche Voraussetzungen müssen gegeben sein. Wenn alles passt, schicken die Bewerber dann ein Video mit Spielszenen – Brunke verhandelt dann mit den Universitäten und sucht mindestens drei Angebote. Sie will die Sportlerinnen durch den Anmeldeprozess begleiten und ihre eigenen Erfahrungen weitergeben: „Ich hätte mir damals gewünscht, dass mir jemand hilft.“

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