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Homepage: Tierschutz wird ernst genommen Uni: Studenten sezieren keine Säugetiere

Die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ hat die Universität Potsdam aufgefordert, die Sezierpflicht im Biologie-Studium aufzuheben. Potsdams Uni solle dem Vorbild der Universität Mainz folgen, die seit vergangenem Jahr als erste deutsche Uni den Biostudenten Alternativen zur Sezierung von Tieren anbietet.

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Die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ hat die Universität Potsdam aufgefordert, die Sezierpflicht im Biologie-Studium aufzuheben. Potsdams Uni solle dem Vorbild der Universität Mainz folgen, die seit vergangenem Jahr als erste deutsche Uni den Biostudenten Alternativen zur Sezierung von Tieren anbietet. Die Tierschutzorganisation führt ins Feld, dass auch an der Universität Potsdam viele Biologie-Studenten das Studium abbrechen würden, da sie nicht für den Tod der Tiere im Fach Physiologie verantwortlich sein wollen. „Die ethischen Bedenken der Studierenden müssen endlich ernst genommen werden,“ so die Tierschutzorganisation.

Dem widerspricht Bernd Walz, Professor für Tierphysiologie an der Universität Potsdam. Im Praktikum Physiologie werde für keinen einzigen Versuch ein Säugetier, ein Vogel, ein Amphibium, ein Reptil oder Fisch getötet. „Es gibt nur einen einzigen Versuch, in dem pro Kurstag eine einzige zu den Wanzen gehörende Küchenschabe getötet wird und eine einzige zu den Insekten gehörende Schmeißfliege“, erklärte er auf Anfrage der PNN. Alle anderen Versuche in der Tierphysiologie an der Uni Potsdam seien Computersimulationen oder biochemisch/biophysikalische Modellexperimente.

Deshalb bestehe von Seiten der Universität Potsdam keinerlei Handlungsbedarf in der von der Initiative „Vier Pfoten“ angesprochenen Angelegenheit. „Ganz offensichtlich haben sich die Autoren des Schreibens nicht die Mühe gemacht, sich vorab mit den realen Verhältnissen in der Tierphysiologie an der Uni Potsdam vertraut zu machen“, sagte Walz. Die Tierschutzorganisation hatte behauptet, dass durch das Anbieten eines Alternativprogramms die Universität Potsdam Tausende Tiere vor einem unnötigen Tod retten könnte.

Auch die Aussage, dass viele Studierende der Biowissenschaften ihr Studium an der Universität Potsdam abbrechen, weil sie nicht für den Tod der Tiere im Fach Physiologie verantwortlich sein wollten, lässt sich laut Walz nicht bestätigen. „Mir selbst ist nicht ein einziger Studierender bekannt, der die Arbeit mit realen Organismen im Praktikum Tierphysiologie beklagt hätte oder gar deshalb sein Studium abgebrochen hätte.“ In Mainz hatte die grüne Hochschulgruppe eine Aktion gegen die Sezierpflicht gestartet, nachdem ein Biologie-Student die Uni wechselte, weil er nicht sezieren wollte.

Der Potsdamer Uni-Biologe Walz verwies auch darauf, dass grundsätzlich als Folge der Bemühungen engagierter Tierschützer und verantwortungsbewusster Hochschullehrer und Wissenschaftler in den letzten Jahrzehnten bereits viel geschehen sei: „Meiner Meinung nach ist in den Biowissenschaften die Lehre an und mit realen Organismen vor dem Hintergrund der beruflichen Anforderungen an Lebenswissenschaftler sogar bereits auf ein besorgniserregendes Minimum reduziert worden“, so Walz. Jan Kixmüller

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