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Landeshauptstadt: Tom Cruise dreht in der Potsdamer „Löwenvilla“

Dort wurde der Sprengstoff für das Hitler-Attentat aufbewahrt / Heute offiziell Drehstart für „Valkyrie“

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Bis jetzt war alles nur Vorspann: Ab heute steht Hollywoods umstrittener Superstar Tom Cruise als Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg vor der Kamera. Auf dem Flugplatz Löpten, knapp 70 Kilometer südlich von Potsdam, fällt die erste Klappe für „Valkyrie“. Der 80 Millionen US-Dollar teure Film soll die Geschichte Stauffenbergs und des Plans „Walküre“ der Verschwörer vom 20. Juli 1944 erzählen.

Gedreht wird bis Ende Oktober in Potsdam, Berlin und Brandenburg – vornehmlich an Originalschauplätzen. Dazu gehört die „Löwenvilla“ in der Potsdamer Gregor-Mendel-Straße 26. Dort hatte Oberstleutnant Fritz von der Lancken den Sprengstoff für das gescheiterte Attentat vom 20. Juli 1944 aufbewahrt, bis Stauffenbergs Fahrer ihn abholte – auf den Tag genau heute vor 63 Jahren. Jetzt ist die Villa bereits gut sichtbar als Drehort vorbereitet: Der Bau ist eingerüstet, die Fenster werden mit schwarzen Stoffbahnen verdunkelt. Vier Wochen soll die Villa ab sofort für Cruise und die Crew zum Dreh zur Verfügung stehen. Das bestätigten auch Mieter des Hauses; der Eigentümer allerdings sagte auf PNN-Anfrage, er könne dies „nicht bestätigen“.

Wo gedreht wird, ist eigentlich streng geheim. Nach PNN-Recherchen wird allerdings auch der Landschaftspark Glienicke am Schloss Glienicke an der Potsdamer Stadtgrenze einen Kurz-Auftritt in „Valkyrie“ haben: Für eine Nacht sei eine Drehgenehmigung erteilt, bestätigte gestern das Grünflächenamt des Bezirks Steglitz-Zehlendorf. Bekannt ist außerdem bereits, dass in der Kantine des Columbiahauses am Flughafen Tempelhof in Berlin gefilmt werden darf.

Höchste Aufmerksamkeit ist der Filmproduktion seit Wochen garantiert: Darf der bekennende Scientologe Cruise den deutschen Widerstandskämpfer Stauffenberg spielen? Die mediale Erregung über diese Frage nahm ungeahnte Ausmaße an – zumindest für die Koproduzenten von Studio Babelsberg und den Regisseur des Films, Bryan Singer („Superman Returns“, „X-Men“). Er wundere sich über die Aufregung in Deutschland, hatte Singer US-Medien gesagt, schließlich arbeite er am Set immer mit Anhängern verschiedenster Religionen zusammen. Studio Babelsberg, das „Valkyrie“ mit dem US-Studio United Artists produziert, bekannte sich klar zu Cruise: Er sei „die ideale Besetzung“ für Stauffenberg.

Während Cruise-Gegner und Befürworter sich einen harten Schlagabtausch lieferten, erhöhte sich der Druck auf das Studio: Die Anspannung sei „extrem“, sagte Studio-Vizechef Christoph Fisser. Sie nahm noch zu, als das Bundesfinanziministerium Dreharbeiten im Berliner Bendlerblock – dort war Stauffenberg nach dem gescheiterten Attentat hingerichtet worden – mit Verweis auf die Würde der Gedenkstätte untersagte. Es folgte eine hitzige Debatte. Und selbst die Entscheidung des Deutschen Filmförderfonds (DFFF), „Valkyrie“ mit sechs Millionen Euro zu fördern, wurde kurzzeitig zum Politikum.

Ob Tom Cruise sich damit auseinandergesetzt hat? Im Studio Babelsberg will darauf niemand antworten. Dort distanziert man sich zwar von Scientology – „auf dem Studiogelände wäre gar kein Platz für ein Scientology-Zelt“, so Fisser – betont aber gleichzeitig, dass die Religionszugehörigkeit eines Schauspielers nichts zur Sache tue. Eine Deeskalationsstrategie: Die Filmemacher wissen, wie wichtig ein möglichst perfekter Ablauf gerade an den ersten Drehtagen ist. Eine Hollywood-Produktion, so beschreibt es Henning Molfenter, Chef von Studio Babelsberg Motion Pictures, sei wie ein riesiger Tanker: Am ersten Drehtag muss er volle Kraft erreicht haben – und auf den richtigen Kurs gehen.

Dafür scheint alles präpariert: Seit Tagen proben auf dem Flugplatz Löpten die Statisten, gehen die Junkers-Maschinen in die Luft. Das im benachbarten Wald nachgebaute Führerhauptquartier „Wolfsschanze“ soll nahezu fertig gestellt sein. Und Tom Cruise kann sich voll auf die Arbeit konzentrieren: Seine Ehefrau Katie und Töchterchen Suri sollen nach einer Woche in ihrem Berliner Domizil, dem Hotel „Regent“ am Gendarmenmarkt, am Montag zunächst wieder in die USA gereist sein.Sabine Schicketanz

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