Von Michael Meyer: Traumfinale in Köln
Auf dem Weg zum Triple will Turbine am Samstag den FFC Frankfurt schlagen
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Ob Christian Wulff dem 1. FFC Turbine Potsdam am Samstag wieder Glück bringt, wird sich morgen zeigen. Vor knapp zwei Wochen besuchte der Bundespräsident mit seiner Familie im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion erstmals ein Frauenfußballspiel. Turbine gewann gegen Essen-Schönebeck mit 3:0 und Mannschaftskapitän Jennifer Zietz nahm anschließend aus Wulffs Händen die Meisterschale entgegen. Morgen wird das Staatsoberhaupt wieder dabei sein, wenn die Potsdamerinnen ab 16.15 Uhr im Kölner RheinEnergieStadion das DFB-Pokal-Endspiel gegen den FFC Frankfurt bestreiten (live in der ARD), und erneut die Siegerehrung vornehmen. „Dann wollen wir wieder gewinnen“, sagt Jenny Zietz, die mit Turbine bislang zwischen 2004 und 2006 drei Pokal-Endspiele in Folge gegen Frankfurt bestritt – und jedesmal triumphierte.
Für das Duell Meister contra Vizemeister tankte die Mannschaft des Erfolgstrainers Bernd Schröder am Mittwochabend im Viertelfinal-Rückspiel der UEFA Women’s Champions League mit einem 6:2 daheim gegen den FCF Juvisy Essonne durch Tore Isabel Kerschowskis, Yuki Nagasatos (je 2), Anja Mittags und Bianca Schmidts (PNN berichteten) zusätzliches Selbstvertrauen. „Da haben wir uns weitere Sicherheit für den Samstag geholt“, bestätigt Zietz. Stürmerin Anja Mittag, ebenfalls bei allen vier Endspielen mit Turbine-Beteiligung dabei – 2009 unterlag Potsdam dem FCR Duisburg mit 0:7 – hat „noch gute Erinnerungen an die Pokalsiege gegen Frankfurt“, wie sie sagt. „Die hatten wir aber alle im Berliner Olympiastadion. Das jetzige Finale ist in Köln und damit etwas ganz anderes. Dass wir Frauen jetzt ein eigenes Pokal-Endspiel haben, ist für mich ein Fortschritt, auch wenn wir dadurch sechs Stunden Anfahrt mit dem Bus haben.“ Bereits heute früh um 6.30 Uhr startet Turbine Richtung Leverkusen. Dort werden die Potsdamerinnen in der Nacht vor dem Endspiel im Best-Western-Hotel, in der nach dem Finale im Hotel Lindner direkt an der BayArena Leverkusen logieren. Heute Abend ist noch einmal eine Trainingseinheit im RheinEnergieStadion Köln vorgesehen.
Dann wird auch Spielmacherin Fatmire Bajramaj wieder den Ball laufen lassen. Sie hatte am Mittwochabend wegen einer Beckenprellung, die sie sich im Hinspiel in Frankreich zugezogen hatte, das Rückspiel gegen Juvisy nur von der Auswechselbank aus verfolgt. „Da bin ich auf jeden Fall wieder dabei“, kündigtt die Ausnahmespielerin an. Isabel Kerschowski, die am Mittwoch dadurch in die Startelf gerückt war, machte ein sehr gutes Spiel; sie erzielte nicht nur zwei Tore, sondern bereitete auch Schmidts Treffer vor. „Ich freue mich über meine beiden Tore, über unseren Einzug ins Champions-League-Halbfinale und vor allem auch darüber, dass nach der Pause meine Zwillingsschwester Monique ein Jahr nach ihrem Kreuzbandriss wieder mitspielte.“ Isabel Kerschowsk hat den dritten Pokalerfolg gegen Frankfurt noch gut in Erinnerung – bahnte sie doch 2006 Turbine nur 80 Sekunden nach ihrer Einwechslung mit ihrem Tor zum 1:0 den Weg zum dritten Sieg in Folge. „Das weiß ich noch wie heute“, sprudelt es aus der 23-Jährigen heraus. „Ich habe damals mit links getroffen. Bis dahin wusste ich gar nicht, dass ich auch mit links schießen kann.“
Dass die morgige Partie nicht mit links zu gewinnen ist, ist den Potsdamerinnen, die in der Bundesliga gegen Frankfurt daheim 2:1 gewannen und auswärts 1:4 verloren, klar. „Es wird schwer, aber ich hoffe, dass wir dann noch ein Ass aus dem Ärmel ziehen können“, meint Chefcoach Bernd Schröder, der seine Spielerinnen nach der Partie gegen Juvisy bereits donnerstagfrüh um 8 Uhr zum Training bat, ehe sich die Mannschaft am frühen Abend auf Einladung des Berliner Friedrichstadtpalastes beim Musical „Yma“ ein bisschen ablenkte. Schröders Elf kann weiterhin das Triple schaffen. Den Meistertitel hat sie bereits, in der Champions League ist der Titelverteidiger weiter auf einem guten Weg, und im DFB-Pokal-Finale „wollen wir im Duell der beiden Philosophien im deutschen Frauenfußball unser Bestes geben“, so Schröder. Während Turbine immer wieder auf junge Kickerinnen setzt, die im Luftschiffhafen zu Nationalspielerinnen reifen, holt sich der finanzstärkere Frankfurter Klub vorwiegend die besten Spielerinnen anderer Vereine. Seine Torfrau Nadine Angerer, Abwehrchefin Ariane Hingst und Stürmerin Conny Pohlers waren einst maßgeblich mit an Potsdams Pokalsiegen beteiligt und stehen jetzt ihrem Ex-Verein gegenüber. „Ich habe im DFB-Pokalfinale dreimal zu Null gegen den 1. FFC Frankfurt gewonnen“, erklärt Nadine Angerer nun. „Am 26. März würde ich gerne die Vorzeichen tauschen und möchte aus der Sicht der Torhüterin zu Null mit Frankfurt gegen Potsdam gewinnen.“ Der 32-Jährigen wird voraussichtlich die 18-jährige Anna Felicitas Sarholz im Potsdamer Kasten gegenüberstehen, wenn sie sich rechtzeitig von einem grippalen Infekt erholt.
Exakt drei Monate vor dem Auftakt der Weltmeisterschaft vom 26. Juni bis 17. Juli in Deutschland wird das morgige Traumfinale 14 deutsche und vier ausländische Nationalspielerinnen zusammenbringen. „Es ist die Creme de la Creme des deutschen Frauenfußballs da, ein glänzender Auftakt zur Frauen-WM im Sommer“, warb Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters am Donnerstag für die Veranstaltung. „Rund 17 000 Tickets sind verkauft. Wir steuern auf die Marke von 18 000 zu“, sagte DFB-Sprecherin Annette Seitz. Aus Frankfurt haben sich 2000 Fans, aus Potsdam 500 Anhänger angesagt.
Bundespräsident Christian Wulff, der auch die Schirmherrschaft für die Frauen- WM 2011 übernommen hat, scheint voller Vorfreude zu sein. „Ich erwarte ein spannendes, faires Spiel“, sagte er in einem Interview auf der DFB-Homepage. Beim Besuch in Potsdam hatte er Turbine gelobt: „Das sind sehr sympathische Spielerinnen.“ Die wollen morgen von ihm den Pokal überreicht bekommen. (mit dpa und sid)
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