Sport: Triathlon statt Tore
Ex-Turbine Stürmerín Petra Wimbersky wechselt das Metier. Und das gleich dreimal
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Erst am vergangenen Sonntag, nach dem Bundesligaspiel gegen Hoffenheim, schwelgte Bernd Schröder in Erinnerungen: „Wimbersky, Mittag, Pohlers“, zählte der Trainer des 1. FFC Turbine Potsdam das vielleicht beste Sturmtrio auf, das er je hatte. Mittag spielt inzwischen in Schweden, Pohlers plant in Wolfsburg zum Saisonende ihren Karriereabschied und Wimbersky hat mit dem Fußballspielen bereits vor zwei Jahren aufgehört. Nun hat die Ex-Nationalspielerin, die von 2002 bis 2006 in Potsdam aktiv war, den Triathlon für sich entdeckt.
Im Juni will sie über die Mitteldistanz beim 3. Chiemsee Triathlon und ein paar Wochen später über die Kurzdistanz beim Sixtus Schliersee Alpen Triathlon an den Start gehen. Unterstützt wird sie dabei vom Ausrichter der beiden Events und der Ironman-Hawaii-Altersklassenweltmeisterin 2007 und Profi-Triathletin Christine Waitz.
Die 31 Jahre alte Wimbersky hat eine stolze Titelsammlung in ihrer Vita stehen: Weltmeisterin, zweifache Europameisterin, Bronzemedaillen-Gewinnerin bei den Olympischen Spielen in Griechenland, zweifache „UEFA Women's Cup“-Siegerin: 2005 holte sie mit Turbine die europäische Trophäe gegen Djurgården Damfotboll und war damals – neben Pohlers – Torschützin im Karl-Liebknecht-Stadion. Viermal wurde sie Deutsche Meisterin und DFB-Pokal-Siegerin. Neben Turbine Potsdam hat die gebürtige Münchnerin für den FC Bayern und den 1. FFC Frankfurt gespielt. Nach einer schweren Verletzung beendete sie ihre Profi-Karriere und arbeitet heute für den Bayerischen Fußball-Verband.
Den Traum Triathlon träume sie aber schon lange. „Bereits während meiner aktiven Fußballerzeit hatte ich es immer schon im Hinterkopf einmal einen Triathlon zu absolvieren“, gesteht sie. Die Faszination Triathlon ist unter Kickern nicht neu. Die englische Fußball-Ikone David Beckham hat erst vor Kurzem angekündigt, einmal bei einem Ironman dabei sein zu wollen. Wimbersky ist da schon einen Schritt weiter. Im vergangenen Jahr wagte sie sich erstmals an einen Wettkampf über die Olympische Distanz – mit Folgen: „Der Triathlon hat mich gepackt und dann kommt natürlich der Ehrgeiz aus den vielen Leistungssportjahren hinzu, der mich dazu getrieben hat, mich dieses Jahr an die Mitteldistanz zu wagen.“
Über den Fußball- und Triathlon-Moderator Andreas Hahn kam der Kontakt zu Triathlonveranstalter Sven Hindl zustande. „Ich war völlig überrascht, als ich von ihrem Interesse hörte“, sagte er. Seit Jahren verhilft er zusammen mit professionellen Coaches an allen Austragungsorten seiner Wettkämpfe Einsteigern über „Local Heroes“-Projekte zu ihrem Tri-Debüt. „Petra geht mit der richtigen Mischung Ehrgeiz und Spaß an die Sache“, sagt Hindl.
Auch wenn Triathlon seine eigenen Anforderungen hat, hat Petra Wimbersky als Ex-Profisportlerin eine gute Basis, auf der sie aufbauen kann. Außerdem war sie als Kind im Schwimmverein – und hat damit früh die Grundlage für die bei vielen Triathleten ungeliebte erste Disziplin des Sports gelegt. „Ich denke schon, dass ich jetzt noch sehr stark vom jahrelangen Schwimmtraining profitiere, besonders was die Schwimmtechnik betrifft“, sagt Wimbersky. „Ich hoffe, dass ich mir dadurch das ein oder andere Korn für meine schwächeren Disziplinen aufsparen kann.“ Dennoch muss sie sich auch umstellen, so ihr Fazit nach den ersten Wochen ihrer Vorbereitung auf den ersten Wettkampf am Chiemsee mit zwei Kilometern Schwimmen, 80 Kilometern Radfahren und 20 Kilometern Laufen. Denn die Trainingsschwerpunkte seien bei beiden Sportarten komplett verschieden. „Beim Fußball gibt es immer die ein oder andere 'lockere' Trainingseinheit, wo taktische Elemente im Vordergrund stehen ohne groß Belastungen.“ Das sieht beim Triathlontraining anders aus. „Jede Trainingseinheit zieht eine wesentlich höhere körperliche Belastung“, nach sich.
Wie es geht, haben die beiden Biathlon-Stars Andi Birnbacher und Simon Schempp beim 1. Chiemsee Triathlon 2012 vorgemacht. „Es hat nicht viele Tage gegeben, an denen ich so fertig war“, sagte Birnbacher nach dem Wettkampf, bei dem er in einem mit stark besetzten Profi-Feld Neunter wurde. Petra Wimbersky hat sich für diesen Sommer kleinere Ziele gesteckt: „Zur Zeit kreisen meine Gedanken mehr darum, meinen Körper so gut wie möglich für diese Herausforderung in Form zu bringen, um am 29. Juni die Ziellinie zu erreichen.“ Wenn vielleicht keine weitere Trophäe drin sein wird, ein Traum wird dennoch für sie in Erfüllung gehen. (mit wim)
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