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Landeshauptstadt: Tropenhalle mit Untiefen

Zum 5. Geburtstag der Biosphäre: Eine wechselvolle Geschichte – mit Zukunft?

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Bornstedter Feld - Anfangs ist es eine preisgekrönte Blumenhalle für die Bundesgartenschau (Buga) 2001 in Potsdam im Wert von rund 30 Millionen Euro, gebaut mit 20 Fördermillionen aus Brandenburg. Im Jahr 2000 beginnen die Bauarbeiten. 500 Tonnen Stahl und 4000 Kubikmeter Boden später ist das Gebäude aus Beton, Holz und Glas fertig. Nachdem es 2001 seine Schuldigkeit als ein Highlight der Buga getan hat, verwandelt sich die Halle neben dem Volkspark bis September 2002 erneut – zur Biosphäre. 20 000 tropische Pflanzen sollen auf 7000 Quadratmetern möglichst viele Touristen anlocken. Rund fünf Millionen Euro investiert die Firma CxX Edutainment, eine Tochter der Flebbe Filmtheater GmbH, der auch die Cinemaxx-Kinokette gehört. Allerdings bleibt die Halle an sich in Besitz der Stadt.

Zur Eröffnung am 14. September 2002 beginnt die wechselvolle Geschichte mit einem Rekord: 1500 Gäste. Ministerpräsident Matthias Platzeck schwärmt schon: „Jetzt hat der Potsdamer Norden eine richtige Attraktion, um die uns nicht nur andere Buga-Städte wie Cottbus oder Magdeburg beneiden werden.“ Tun sie das? Damit es sich rechnet, braucht die stark beheizte Biosphäre rund 1200 Nutzer am Tag und 350 000 Interessierte pro Jahr. Nach fünf Jahren sind allerdings erst knapp eine Million Besucher pro Jahr gekommen – knapp 200 000 Besucher pro Jahr. Die Biosphäre versucht sie vor allem mit Sonderausstellungen zu ködern. Doch die Konzepte scheinen nach anfänglichen Erfolgen mit der Zeit nicht mehr jeden zu überzeugen. Beispiel: Orchideen. Eine erste Ausstellung mit den teuren Blumen findet im Januar und Februar 2003 statt. Im Jahr darauf noch einmal, von Januar bis März 2004. Diese floppt: Nach dem ersten Monat sind erst rund 22 000 Besucher gekommen, pro Tag nur knapp 750. Zu dieser Zeit sind die Öffnungszeiten in den Abendstunden bereits verkürzt. Andere Ausstellungen, etwa über Schmetterlinge, folgen. Wenigstens gibt es 2004 Hollywood-Star Charlize Theron: Sie dreht im Oktober eine Sequenz des SciFi-Krachers „Aeon Flux“ in der Biosphäre. Nach zwei Jahren sind es 480 000 Besucher – 140 000 weniger als gedacht.

Einzig die Dinosaurier-Ausstellung bis Frühling 2005 lässt sich halbwegs als Erfolge verkaufen. Nach knapp zwei Monaten rund 50 000 Besucher gezählt. Rund 900 pro Tag. Immer noch zu wenig – dennoch werden auch solche Shows verlängert. Und dann wieder Orchideen. Und so weiter Nach drei Jahren sind es 700 000 Besucher. Der Geschäftsführer hat inzwischen bereits gewechselt.

Im Oktober 2005 zieht Betreiber Hans Joachim Flebbe die Reißleine. In der Folge muss Insolvenz angemeldet werden, die im Juli 2007 allerdings aufgehoben wird. Heute sprechen die neuen Verwalter – die ProPotsdam GmbH – und der wieder neue Geschäftsführer von „ruhigen Fahrwassern“ und erstmals seit einem Jahr steigenden Besucherzahlen. Anfang 2008 soll der Betrieb europaweit ausgeschrieben werden, ein neuer Betreiber soll ein neues Konzept präsentieren.

Und morgen? Ein Tag zum Feiern, bei freiem Eintritt für 5-jährige Kinder, 55-Jährige und alle 5. Klassen der Berliner und Brandenburger Schulen. Auch die Potsdamer Politik darf sich freuen: Die Biosphäre ist immer noch offen.

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