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Tuberkulose in Potsdam: Tuberkulose-Fall an Grundschule in Potsdam
Bei einem neunjährigen Jungen in Potsdam ist Tuberkulose festgestellt worden. 70 Menschen müssen nun untersucht werden, der Junge gilt allerdings nicht mehr als ansteckend.
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Potsdam - An der Weidenhof-Grundschule am Schlaatz hat es einen Tuberkulose-Fall gegeben. Bei einem neunjähriger Jungen sei sogenannte offene TBC diagnostiziert worden, eine Infektionskrankheit, die gefährlich, ansteckend und meldepflichtig ist. Das bestätigte Stadtsprecher Jan Brunzlow am Mittwoch den PNN. Der Junge, das Kind tschetschenischer Flüchtlinge, sei im Dezember im Bergmann-Klinikum untersucht und von dort mit Verdacht auf Tbc in eine Berliner Spezialklinik überwiesen worden, wo er auch behandelt wurde.
Seit Mitte Januar besucht der Junge wieder die Schule, ansteckend sei er wegen der Therapie seitdem nicht mehr. Rund 70 Menschen, die mit dem Jungen vor seiner Behandlung in Kontakt gekommen sind, sollen nun auf eine mögliche Ansteckung hin untersucht werden. Dies betrifft laut Brunzlow rund 25 Kinder und zwölf Mitarbeiter der Schule sowie 25 Kinder und mehrere Betreuer des Judovereins UJKC, wo der Erkrankte im September vergangenen Jahres mehrere Male trainiert hatte. Erst Ende Januar, als die Ergebnisse des Labortests vorlagen, habe sich herausgestellt, dass der Junge an offener und damit infektiöser Tuberkulose gelitten habe, so Brunzlow.
Bluttests an der Grundschule
Weil die Inkubationszeit bei TBC sechs bis acht Wochen beträgt, könnten die Kontaktpersonen erst jetzt auf eine mögliche Ansteckung hin getestet werden, so Brunzlow. Ende Februar werde ein Ärzteteam in der Schule Bluttests durchführen, Anfang März ist dieses Prozedere auch beim UJKC geplant. Die Eltern betroffener Schüler würden angeschrieben. Wer sich Sorgen mache, könne sich im Gesundheitsamt der Stadt informieren. Die Amtsärzte im Rathaus sehen das Risiko einer Ansteckung indes als gering an. Bei unter Zehnjährigen werde die Krankheit praktisch kaum übertragen, so der Stadtsprecher.
Im Bergmann-Klinikum ist man allerdings anderer Auffassung. Bei Kindern, die älter als fünf Jahre sind, gebe es eine 15- bis 20-prozentige Ansteckungsgefahr, wenn sie mit an TBC-Erkrankten in Kontakt kommen, sagte Ines Liebold, Oberärztin an der Infektiologie und Betreuerin der Tuberkuloseambulanz am Klinikum. Bei Erwachsenen beträgt die Quote lediglich zehn Prozent. Ihre Abteilung verzeichne sei zwei bis drei Jahren einen deutlichen Anstieg an TBC-Fällen, so Liebold. Habe es 2010 noch vier bis fünf Erkrankte pro Jahr gegeben, sei diese Zahl seit zwei bis drei Jahren auf etwa 40 angestiegen, so Liebold. Unklar ist allerdings, ob alle Erkrankten auch wirklich aus Potsdam kamen. Laut Stadtsprecher Brunzlow seien in den letzten zehn Jahren insgesamt 84 TBC-Fälle in Potsdam aufgetreten, jährlich gebe es etwa fünf bis zehn. Eine Tendenz hinsichtlich Geschlecht, Alter oder Herkunft sei dabei nicht auszumachen, so Brunzlow. Derzeit gebe es neben dem tschetschenischen Jungen noch zwei weitere TBC-Patienten, beide erwachsene Deutsche.
Asylbewerber werden in Erstaufnahmelager untersucht
Unklar ist, wo sich der Junge mit der Krankheit angesteckt hat. Seit Januar 2013 lebt er mit seinen Eltern in der Flüchtlingsunterkunft am Schlaatz. Nach Deutschland kam er aber bereits im November 2011 – ins Erstaufnahmelager in Eisenhüttenstadt. Dort würden alle ankommenden Asylbewerber daraufhin untersucht, ob eine ansteckende Lungentuberkulose vorliegt, sagte Gabriel Hesse, Sprecher des brandenburgischen Gesundheitsministeriums, den PNN. Bei Personen ab dem 15. Lebensjahr geschehe dies durch Röntgen der Lunge, bei Kindern zwischen sechs und 15 Jahren durch einen Bluttest. Jüngere Kinder würden einem Tuberkulin-Haut-Test unterzogen. Bislang finden diese Tests im Eisenhüttenstädter Krankenhaus statt. Wegen des anhaltenden Zustroms von Flüchtlingen soll auf dem Gelände des Erstaufnahmelagers jedoch am 1. Juli eine Röntgenstation in Betrieb gehen, kündigte Hesse an. In Brandenburg ist die Zahl der Tuberkulose-Erkrankungen im vergangenen Jahr gestiegen – von 93 im Jahr 2013 auf 116 im Jahr 2014. In diesem Jahr wurden bislang zwölf Fälle registriert.
Nachdem bei dem Weidenhof-Schüler offene TBC festgestellt wurde, habe das städtische Gesundheitsamt sofort die Schule und das Landesgesundheitsamt informiert, wie es vorgeschrieben sei, so Brunzlow. Das Landesschulamt wurde von der Schule aber erst vor zwei Tagen in Kenntnis gesetzt. Dazu bestehe zwar formal auch kein Anlass, sagte Bildungsministeriumssprecher Florian Engels. Aber weil das Kind aus einer Asylbewerberfamilie gekommen sei und es sich um offene TBC handele, „wäre eine frühere Information der Schulaufsicht sicherlich hilfreich gewesen“, so Engels. Das Ministerium werde alle Schulen entsprechend sensibilisieren, kündigte er an. Die Schule wollte sich auf Nachfrage nicht äußern.
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