Landeshauptstadt: Türken gegen Förderung für Lepsius-Haus
Nauener Vorstadt - Bundeskanzlerin Angela Merkel erhält in dieser Woche einen Brief der Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGD). Betreff: Das umstrittene Lepsius-Haus in der Großen Weinmeister-Straße 45.
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Nauener Vorstadt - Bundeskanzlerin Angela Merkel erhält in dieser Woche einen Brief der Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGD). Betreff: Das umstrittene Lepsius-Haus in der Großen Weinmeister-Straße 45. „Die Türken in Deutschland sind traurig und entrüstet bei der Vorstellung, dass die Bundesregierung eine solche Gedenkstätte födert.“ Deshalb rät die TGD, von der kürzlich zugesagten finanziellen Unterstützung Abstand zu nehmen. Eine enstprechende Pressemitteilung existiert in türkischer Sprache.
Der geplante Ausbau der Gedenkstätte für den Orientalisten Johannes Lepsius (1858-1926) bietet seit Jahren Zündstoff für Streitigkeiten. Der evangelische Theologe und Humanist verfasste 1915 einen „Bericht über die Lage des armenischen Volkes in der Türkei“. Darin dokumentierte er den Massenmord an Armeniern durch die jungtürkische Regierung im untergehenden Osmanischen Reich. Lepsius Bericht gilt vielen als Beweis dafür, dass es sich dabei um einen Völkermord handelt. Der türkische Staat beharrt seit jeher darauf, das düstere historische Kapitel, dem zwischen 1915 und 1918 nach neueren Schätzungen bis zu 1,5 Millionen Armenier zum Opfer fielen, nicht als Genozid anzuerkennen.
Das sanierungsbedürftige Lepsius-Haus, das vom Förderverein zu Gedenkzwecken genutzt wird, ist daher ein Reizthema. Neuester Auslöser: Der Vereinsvorsitzende Peter Leinemann hat in den PNN erklärt, dass der Bund einer Fördersumme von rund 600 000 Euro für den Innenausbau und Forschungsarbeiten zugestimmt habe. Grundlage für die seit 2008 bestehende Zusage einer finanziellen Unterstützung ist der Antrag zu „Erinnerung und Gedenken an die Vertreibungen und Massaker an den Armeniern 1915“.Die Bundesregierung antwortete darauf, geschichtswissenschaftliche Fragen müssten noch erörtert werden. Aufgabe des Hauses werde es ohnehin, „sich mit der Person Johannes Lepsius kritisch zu befassen“. Kenan Kolat von der Türkischen Gemeinde in Deutschland argumentiert dagegen: „Es sind damals im Osmanischen Reich schreckliche Sachen passiert. Aber bevor man den Ausdruck Genozid bemüht, sollte eine unabhängige Kommission die Dokumente auswerten,“ sagte er dieser Zeitung. In der türkischen Zeitung „Hürriyet“ forderte Kolat, den Vorwurf des Völkermords aus dem Lehrplan der Schulen zu streichen, da die Aussage türkischstämmige Schüler unter psychologischen Druck setze. Brandenburg behandelt das Thema als einziges Bundesland im Unterricht. Ferda Atamann
Ferda Atamann
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