
© Andreas Klaer
Von Michael Meyer: Überraschte Weltmeisterin
Franziska Weber, Philipp Boy und Turbine Potsdam triumphierten und blicken bereits auf Olympia 2012
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Franziska Weber konnte es zunächst nicht fassen. „Ich hatte nur gehofft, nicht Letzte zu werden – und nun das. Juhu!“ sprudelte es am Samstagabend aus der Kanutin des KC Potsdam heraus, nachdem sie zur „Brandenburger Sportlerin des Jahres 2010“ gekürt worden war. Die aktuelle Weltmeisterin im Einerkajak über 1000 Meter verwies mit 30,86 Prozent aller 7206 eingegangenen Stimmen die Leichtathletinnen Melanie Seeger und Claudia Hoffmann sowie Ruderin Daniela Reimer auf die Plätze in der traditionellen Umfrage der Brandenburger Medien – der Potsdamer Neuesten Nachrichten, Märkischen Oderzeitung, Lausitzer Rundschau, Märkischen Allgemeinen, des Uckermark Kurier und des rbb.
594 Tage vor Beginn der Olympischen Spiele 2012 in London wurden am Samstag im Potsdamer Inselhotel Hermannswerder die Sieger und Platzierten der 19. Umfrage geehrt. Mit dem Cottbuser Philipp Boy gewann dabei erstmals ein Turner vor dem Bob-Anschieber und zweifachen Umfrage-Sieger Kevin Kuske sowie dem Kanu-WM-Zweiten Ronald Rauhe (siehe Ergebnisse ganz rechts). „Diese Auszeichnung ist für mich eine große Motivation, im Training noch weiter zuzulegen“, meinte Boy (siehe auch unten „Nun soll auch Medaille in London her“).
Waren die Sieger in den beiden Einzelkategorien nicht klar favorisiert gewesen, kam der insgesamt siebente Umfrage-Erfolg der Potsdamer Turbine-Fußballerinnen bei den Mannschaften vor dem Deutschen Turn-Mannschaftsmeister SC Cottbus und Potsdams Kanuten alles andere als überraschend. Ebenso wenig wie der deutliche Vorsprung der Kickerinnen, die mit fast der Hälfte der Stimmen nun den sechsfachen Umfrage-Gewinner FC Energie Cottbus überflügelten. „Eine schöne Anerkennung für unsere Leistung“, freute sich Stürmerin Anja Mittag – die ebenso wie einige ihrer Potsdamer Mannschaftskolleginnen Chancen auf einen Platz im Fußball-Nationalteam für Olympia 2012 hat –, während Turbines Mannschaftskapitän Jennifer Zietz selbstbewusst erklärte: „Ohne die Erfolge der anderen Mannschaften schmälern zu wollen: Wir sind in diesem Jahr Champions- League-Sieger geworden und haben deshalb die Umfrage sicher auch verdient gewonnen.“
Ministerpräsident Matthias Platzeck, der Zietz, Mittag, Fatmire Bajramaj, Corina Schröder und Turbine-Trainer Bernd Schröder ebenso wie Franziska Weber und Philipp Boy die Siegerplakette überreichte, hatte zuvor in seiner kleinen Laudatio den Sport des Landes als „große, schlagkräftige Familie“ und funktionierendes soziales Netzwerk gewürdigt. Für die Platzierten der Umfrage fand er tröstende Worte. „Auf den Tippzettel zu kommen, das ist in Brandenburg schon Auszeichnung genug“, erklärte er.
Die Siegerin des Abends hatte solcherlei Trost nicht nötig. Bei der Verkündung der Frauen-Platzierungen war Franziska Weber schon erleichtert, nicht als Vierte aufgerufen zu werden. Als dann auch auf den Plätzen drei und zwei andere Namen genannt wurden, „dachte ich erst, ich hätte etwas verpasst. Um so größer ist jetzt die Freude. Dieser Sieg hier zeigt mir, dass meine harte Arbeit das Jahr über gewürdigt wurde“, erklärte die Kanutin, nachdem sie – ganz in Schwarz – den Applaus des Saales genossen hatte.
Franziska Weber weiß gleichwohl, dass sie noch ordentlich zulegen muss, um auch in zwei Jahren international paddeln und wieder jubeln zu können, denn der Einerkajak der Frauen über 1000 Meter gehört nicht zum Olympia-Programm. „Ich kann mich nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Ich will mich im nächsten Jahr erst einmal für ein olympisches Boot qualifizieren und mich dort für London empfehlen“, meint die 21-Jährige, die vor allem mit dem Zweierkajak über 500 Meter liebäugelt, in dem sie 2009 mit Klubkameradin Fanny Fischer zu EM-Bronze gepaddelt war. Am 2. Januar nächsten Jahres geht es erstmal zum Ski-Konditionstraining des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) nach St. Moritz, im Februar dann ins DKV-Wärmetrainingscamp nach Stuart im US-Bundesstaat Florida. „Mal sehen, was 2011 an Überraschungen bringt“, meint Franziska Weber, nachdem sie am Samstag überrascht worden war.
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