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Von Jan Kixmüller: Ungewisse Zukunft

Der Studiengang Kunsterziehung an der Uni Potsdam wird womöglich an die Berliner UdK ausgelagert

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Es sieht schlecht aus, für die Kunst er zieher ausbildung an der Uni Potsdam. Fast zwei Jahre geht nun schon das Gerangel um den Studiengang für Kunstlehrer. Im Frühjahr 2007 hatten zahlreiche Proteste die Schließung des Studiengangs verhindert, es gab im Fakultätsrat eine Absichtserklärung, den Studiengang zu erhalten, auch Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) und das Bildungsministerium sprachen sich damals dafür aus.

Doch jetzt hat der Fachschaftsrat erneut Alarm geschlagen. In einem offenen Brief an das Präsidium der Universität, den Fakultätsrat und Ministerin Wanka schreiben die Studierenden, dass die Schließung inoffiziell offenbar schon bevorstehe: „Niemand weiß, was uns im Sommer erwartet.“ Es wird befürchtet, dass ein Teil der Studenten den Masterabschluss nicht mehr in Potsdam machen kann. Die Professur von Prof. Meike Aissen-Crewett, die im Sommer in Ruhestand geht, taucht auf der Internetseite der Fakultät nicht mehr auf. Die Studenten befürchten eine schleichende Abwicklung. „Das Präsidium der Universität hat sich nie offen zu einer Schließung bekannt und sekundiert derlei Pläne mit unzutreffenden Argumenten und dem irreführenden Versprechen einer Kooperation mit der Universität der Künste (UdK) Berlin“, heißt es.

Der Presse gegenüber äußerte der Fachschaftsrat, dass er eine Kooperation mit der UdK für „Augenwischerei“ halte. Die Studierenden favorisieren eine andere Lösung. Die Kunstlehrerausbildung könne universitätsintern mit dem Institut für Künste und Medien an der Potsdamer Uni kooperieren. Das Institut habe dazu Bereitschaft signalisiert. Voraussetzung sei allerdings, dass die Professur für Kunsterziehung neu besetzt werde. „Leider wurde dieser Vorschlag von den verantwortlichen Gremien weitgehend ignoriert“, so der Fachschaftsrat.

Womit er offensichtlich Recht hat. Denn die Universität setzt nun auf eine Zusammenarbeit mit der UdK. Vom Wissenschaftsministerium war zu erfahren, dass dazu derzeit Gespräche laufen, die im Frühjahr zu einem Ergebnis kommen sollen. „Die Gespräche sind aussichtsreich, dass die UdK das übernimmt“, sagte Ministeriumssprecher Holger Drews den PNN. „Wenn es dazu kommt, würden wir uns dem nicht verschließen“, ergänzte er. Während offiziell noch von Kooperation mit der UdK gesprochen wird, war aus gut unterrichteten Kreisen der Uni zu erfahren, dass es wohl auf eine Auslagerung hinauslaufe. Die Professur für Kunsterziehung soll demnach an die Pädagogik abgegeben werden. Der Fakultätsrat will sich am 12. Februar mit dem Thema befassen.

Ein Argument für die Schließung der Potsdamer Kunstlehrerausbildung war bislang der derzeit eher geringe Bedarf an Kunstlehrern in Brandenburg. Doch dieser Trend sei mit dem Schuljahr 2009/10 gestoppt, so der Fachschaftsrat. Die Studierenden beziehen sich auf Zahlen des Bildungsministeriums, wonach ab 2016/17 jährlich rund 900 neue Lehrkräfte benötigt würden. Der Fachverband Kunstpädagogik schätzt den Bedarf an Kunsterziehern dann auf bis zu 60 im Jahr ein. Zurzeit sind an der Potsdamer Uni rund 250 Kunststudenten eingeschrieben. „Mit Blick auf diese Prognosen halten wir einen Stopp der Kunsterzieherausbildung für nicht nachvollziehbar und deuten dies als ein Zeichen einer sehr kurzsichtigen Planung“, so der Fachschaftsrat.

Die UdK könne mit ungefähr zehn Absolventinnen pro Jahr für die Sekundarstufe I den künftigen Bedarf nicht decken, schätzen die Studierenden. Das sieht auch Benjamin Mosebach von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Brandenburg so. „Es kann doch nicht sein, dass in Brandenburg keine Kunstlehrer mehr ausgebildet werden sollen“, bemängelt er. Die Lehramtausbildung im Fach Kunst drohe wegen der Profilierung der Uni Potsdam als Forschungsstandort unter die Räder zu geraten.

Von der Universität heißt es dazu, dass noch nichts entschieden sei. Zuerst müsse die Humanwissenschaftliche Fakultät den Aufbau des Profilbereichs Empirische Bildungswissenschaften abschließen, war vom Vizepräsident für Lehre, Thomas Grünewald, zu erfahren. „Dieser Prozess ist im Gang.“ Einen inoffiziellen Beschluss zur Schließung des Studiengangs gebe es nicht. Auch könne man garantieren, dass alle eingeschriebenen Lehramt-Kunst-Studierenden einen Anspruch auf ein ordnungsgemäßes Studium haben, auch im Masterstudium.

Zu einer möglichen Kooperation mit der UdK sagte Grünewald: „Von der Lehrkapazität her betrachtet kann gesagt werden, dass die UdK maßgeblich dazu beitragen kann, die Lehrer im Fach Kunsterziehung, soweit sie in Brandenburg eingestellt werden, auszubilden.“ Zu einer möglichen Kooperation mit dem Uni-Institut für Künste und Medien wollte das Präsidium sich nicht äußern. Kunstprofessorin Meike Aissen-Crewett sieht dies jedoch als Möglichkeit, den Studiengang in Potsdam zu halten. „Wir haben hier einen funktionierenden und gut aufgestellten Bereich, es gibt keinerlei Zwang, dies aufzugeben.“ Die enge Verzahnung der Kunst mit der Fachdidaktik gebe es nur in Potsdam. „Das bietet die UdK nicht.“

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