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Potsdam: Universität soll Stiftung werden
Hochschulpräsident Oliver Günther will Ministerium die Rechtsaufsicht über die Unis entziehen
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Potsdam - Mit einem überraschenden Vorschlag hat sich der Präsident der Universität Potsdam, Oliver Günther, in die aktuelle Hochschuldebatte eingeschaltet. Angesichts der Probleme der brandenburgischen Hochschullandschaft fordert Günther einen Stiftungsstatus für alle drei Universitäten des Landes. Nach der Viadrina in Frankfurt (Oder) sollten auch die Potsdamer Universität und die fusionierte BTU Cottbus-Senftenberg in Stiftungsuniversitäten umgewandelt werden, sagte Günther dieser Zeitung. „Das könnte wie ein Befreiungsschlag wirken.“
Günther erhofft sich von der neuen Struktur mehr Autonomie. Er denkt dabei vor allem an die Vorbilder in Göttingen und in Frankfurt (Main), die Haushaltsmittel flexibler einsetzen und besser von einem Jahr ins andere übertragen könnten: „Das hilft über so manche Engpässe hinweg.“ Stiftungshochschulen sind Hochschulen, die durch eine öffentlich-rechtliche oder eine private Stiftung getragen werden oder in der Rechtsform einer Stiftung organisiert sind. Bei den Stiftungsunis übt in der Regel ein Stiftungsrat die Rechtsaufsicht über die Uni aus und nicht mehr das Ministerium. Dadurch könnten die Hochschulen etwa das Berufungsrecht selbst wahrnehmen und eigenständig Studiengänge einrichten, sagt Günther.
Die Viadrina-Universität in Frankfurt (Oder) wurde bereits 2008 in eine Stiftung umgewandelt. Hier sei die Autonomie aber sehr eng geschnitten, wie Günther sagt. Womöglich müsse dort nachgebessert werden. Für die fusionierte BTU Cottbus schlägt Günther eine „Hochschulstiftung Lausitz“ vor. Unter deren Dach würden die frühere Uni und die frühere Fachhochschule als Einheiten intakt bleiben. „Klar vorgeschriebene Schnittstellen“ könnten „viel beschworene Synergien freisetzen“. Für seinen Vorschlag wären zwar ein wenig Mut und Geld erforderlich. „Aber machbar wäre es“, sagt der Uni-Präsident.
Günther sieht die brandenburgische universitäre Spitzenforschung ernsthaft in Gefahr. Seit Jahren moniert er, dass Brandenburg bei den Ausgaben für die Hochschulen bundesweit das Schlusslicht bildet. Die kürzlich unterzeichneten Hochschulverträge schreiben nach seiner Ansicht die strukturelle Unterfinanzierung der märkischen Universitäten auf Jahre hinaus fort. Die Potsdamer Universität hatte erst nach zusätzlichen Verhandlungen ihren Vertrag mit dem Wissenschaftsministerium unterzeichnet. Die Hochschule hatte sich dazu gezwungen gesehen, um die Landesmittel für das laufende Jahr nicht zu gefährden. Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos) setzte dem entgegen, dass die Uni Potsdam mit 125 Millionen Euro Landesmitteln angemessen finanziert sei. Zu der Finanzsituation kommt auch eine grundsätzliche Unzufriedenheit mit der Hochschulpolitik des Landes hinzu. „Die mutlose, in Teilen auch schlichtweg misslungene Reform des brandenburgischen Hochschulgesetzes lässt bezüglich Autonomie und Flexibilität der Hochschulen vieles offen“, so Günther.
Günther führt nun an, dass der Stiftungsstatus nicht nur über Finanzengpässe hinweghelfen, sondern auch bei der Einwerbung weiterer Bundesmittel von Nutzen sein könnte. „Ein klug modifizierter Stiftungsstatus für alle drei Universitäten, verbunden mit einer auch für Brandenburg darstellbaren Finanzspritze könnte mit einem Schlag die immer schneller drehende Abwärtsspirale durchbrechen“, erklärte der Uni-Präsident.
Die Hoffnung, mittels Stiftungen könnten bedeutende Millionenbeträge von privaten Spendern eingeworben werden, hat sich in Deutschland bisher allerdings kaum erfüllt. Gerade in Brandenburg sei das eher Wunschdenken, gibt Günter zu. Er forderte das Land auf, den jährlichen Etat für die Hochschulen von rund 300 Millionen Euro um 50 Millionen Euro aufzustocken. Nur so könne Brandenburg, das bisher bundesweit am wenigsten für seine Hochschulen ausgebe, den Anschluss „an übliche Standards schaffen“. Gemeinsam mit dem Stiftungsstatus für die Unis würde das „Wunder bewirken“.
Die Potsdamer Universität ist Brandenburgs größte Hochschule, hier studieren rund 20 000 junge Menschen.
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