
© Andreas Klaer
„Unmöglich“ oder „super“: Alltag und Job ohne Auto? – Potsdamer diskutieren in den Sozialen Medien
Wie lebt es sich in Potsdam ohne Auto? Die PNN hat nachgefragt. Die Antworten reichen von: „erspart den nervigen Autostau“ bis „oft von der Busverbindung im Stich gelassen“.
Stand:
Im Potsdamer Straßenverkehr staut es durch die Sommerferienbaustellen noch mehr als üblich. Gelassen bleiben die Potsdamerinnen und Potsdamer, die mit Fahrrad, öffentlichem Nahverkehr oder zu Fuß unterwegs sind. Es sind nicht nur Gelegenheitsradlerinnen oder -bahnfahrer. Die Zahl der angemeldeten Pkws hat in der Landeshauptstadt das zweite Jahr in Folge abgenommen.
Die PNN hat Erfahrungsberichte vom Alltag und Job ohne Auto gesammelt. Auf Instagram und Facebook fragten wir die PNN-Community: Wie lebt es sich in Potsdam ohne Auto? Mehr als 30 Menschen haben geantwortet. Eine Auswahl.
Begeistert ohne Auto
Halloresibraun: „Ich finde, aufgrund der Größe der Stadt kann man wunderbar ohne Auto auskommen. Richtig weit ist es nirgendwohin. Für Radwege könnte viel mehr gemacht werden (z. B. auf der Friedrich-Ebert-Straße oder Charlottenstraße). Auch die Innenstadt ist oft anstrengend mit Fahrrad zu befahren – gegen das Kopfsteinpflaster kann ja niemand etwas – aber irgendwie lädt die Verkehrsführung nicht zum Fahrrad fahren ein. Wir sind auf ein Lastenrad umgestiegen und mit zwei Kindern damit sehr glücklich und brauchen kein Auto mehr. Auch dank Miles etc. kriegt man das gut hin.“

© Andreas Klaer
Sylvia Apfelbaum: „Hervorragend. Das Einzige, was mich als Fußgängerin stört, sind die permanenten Radfahrer auf dem Bürgersteig. (Vielleicht könnte es da mal was geben, damit auch die Radfahrer sicher fahren) Aber ein Auto brauche ich nicht.“
Dir.qi (Dirk Tannert): „Wohne ein paar Kilometer auswärts auf‘m Dorf - seit ein paar Jahren bereits ohne Auto. Ja, manchmal nervt es, bei Regen, Gegenwind oder auf nicht geräumten Radwegen in die Innenstadt zur Arbeit zu pendeln. Aber dann treffe ich noch vor den Toren der Stadt auf die Autos, die gleichzeitig mit mir losgefahren sind. Die stehen Ortseingang im Rückstau und stehen dort vermutlich immer noch, wenn ich schon im Büro bin. Das macht den Verzicht dann wieder etwas leichter.“
Patrick Püschel: „Also wer in Potsdam lebt und dort auch arbeitet, tut sich selbst keinen Gefallen, mit dem Auto zu fahren. Mit Fahrrad oder Lastenrad ist man immer schneller und kann alle Wege super erledigen, plus: Man spart Benzin oder Diesel und natürlich die Parkgebühren.“
Ohne Auto geht’s nicht
Mareen Kretzschmar: „Für uns unmöglich. Wenn ich mit der Tram zur Arbeit müsste, wäre ich für einen 20 bis 25 Minuten Weg, eine Stunde unterwegs. Wenn dann was in der Kita ist, will ich nicht noch eine Stunde durch die Stadt trödeln. Keine Option. Ich bin auch nicht traurig, mit Bus und Bahn durch Potsdam ist immer unangenehm, wenn ichs mal muss…“

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN
Meggsauswaren (echter Name: Daniel M.): „Potsdam besteht u.a. auch aus Uetz-Paaren. Hier ist ein Leben ohne Auto fast unmöglich. Die Anbindung des ÖPNV ist einer Landeshauptstadt unwürdig. Das zeitnahe Erreichen des Arbeitsplatzes oder des Wohnortes ist nicht möglich. Der ÖPNV ist selten eine gute Alternative.“
Anatol Bräunig: „Man kann in Potsdam super ohne Auto leben. Gleichzeitig gibt es trotzdem viele Menschen, die auf ein Auto angewiesen sind und diejenigen haben es tatsächlich oft schwer.“
Running.ecki: „Da ich als Handwerker arbeitsmäßig auf das Auto angewiesen bin, ist es oftmals kaum zumutbar, was die Parkplatzsituation und die Verkehrsführung angeht. Zum Glück sind die Kunden natürlich verständnisvoll, wenn man zu spät zum Termin erscheint oder den 12-Euro-Parkschein in der Innenstadt mit aufschlägt.“
Videos aus Potsdam jetzt ansehen
Kritik am Nahverkehr
Gahoega: „Radfahren geht gut, aber die Straßenbahn könnte am Wochenende und nachts zwischen Innenstadt und Babelsberg auch aller zehn Minuten fahren! Auf dieser Strecke ist die Schiffbauergasse, das Oberlinhaus und Zentrum Ost nicht gut angebunden!“

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN
Niqno78: „Also wir haben zwar ein Auto, das wir nur für weite Fahrten oder richtig miesem Wetter nutzen, aber in den letzten Monaten kommt es leider wieder häufiger zum Einsatz, weil die VIP nicht genug Fahrer hat und wir jeden Morgen gucken müssen, ob die Tram 99 fährt oder mal wieder gestrichen wurde, weil sich ein Fahrer krankgemeldet hat. Habe schon überlegt, ob ich mein Abo (habe ich seit über 15 Jahren) kündige.“
Annii.schill.er: „Wir haben acht Jahre ohne Auto in der Innenstadt gelebt, das ging gut so. Die letzten zwei Jahre wurde der Takt zum Luisenplatz immer weiter ausgedünnt und ich bin noch nie so viel gelaufen (vom Charlottenhof oder Platz der Einheit). Fahrradfahren ist auf den großen Stadtquerungen ganz in Ordnung. Nur sollte man dafür ein dickes Fell haben…“
Papperlapapp Vicky: „Ich wohne in Potsdam und arbeite in Stahnsdorf. Ich bin sehr genervt und wurde schon oft gerade von der Busverbindung im Stich gelassen. Die Anbindung am Wochenende und am Abend ist furchtbar. Mit Auto bräuchte ich 15 Minuten, ein Sitzplatz ist mir reserviert, Klima gab es auch und ich könnte so laut Musik hören, wie ich wollte. Ich möchte in Zukunft auf jeden Fall wieder ein Auto haben.“
Kritik am Radwegenetz
Bollwaerk: „Potsdams Infrastruktur ist für Radfahrer verhältnismäßig ziemlich gut. Es gibt leider wie in vielen Städten die typischen Unterbrechungen und unübersichtlichen Bereiche, welche durch konsequente Linienführung und deutlichere Kennzeichnung von Radwegen spürbar zu verbessern wäre. Da nicht durchgezogene Radwege auf den Straßen von Autofahrern als ‚eher optional‘ wahrgenommen werden, entstehen dadurch immer wiederholende Gefahrensituationen. Wer die Stellen in der Stadt kennt, kann sich gut drauf einstellen, für ungeübte Radfahrer ist es schnell ein hohes Risiko im Straßenverkehr.“

© Andreas Klaer
Erictrocha: „Ich wohne und arbeite in Potsdam und bin froh jeden Tag mit Fahrrad zur Arbeit und in die Stadt fahren zu können. Man kommt fast in 30 Minuten von einer Stadtecke in die andere. Allerdings könnten die Fahrradwege besser ausgebaut und farblich abgesetzt werden, wie es häufig in den Niederlanden der Fall ist. Zudem erspart man sich oftmals mit dem Fahrrad den nervigen Autostau, der durch die aktuellen Baustellen nur noch schlimmer wird.“
Giul.bn (Giulia Schütze): „Ich fahre zu jeder Jahreszeit in Potsdam mit dem Fahrrad. Bei Schnee sind die Radwege nicht geräumt 👎🏻. Im Großen und Ganzen kommt man mit dem Fahrrad überall gut hin. Es gibt nur vereinzelt Straßen, die ich als Fahrradfahrer meide, z.B. die Jägerallee. Die ist den Fahrradfahrern nicht zuzumuten.“
Laura Toniolo: „Innerhalb Potsdam ist es eigentlich super. Was nervig ist, ist, dass man oft in den Parks nicht fahren darf, wie Neuer Garten, und dass Radwege unübersichtlich und nicht praktisch sind.“
- Baustellen
- Fahrrad und Verkehr in Berlin
- Radfahren
- Schule und Kita in Potsdam
- Wohnen in Potsdam
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: