Landeshauptstadt: Unter Druck
Im Streit um den Zaun am Pfingstberg wächst die Kritik am Agieren der Schlösserstiftung
- Henri Kramer
- Peer Straube
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Nauener Vorstadt - Kritik von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und der Stadtpolitik, eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Generaldirektor Hartmut Dorgerloh und eine öffentliche Protestkundgebung: Der Streit um den Zaun am Pfingstberg wird für die Schlösserstiftung zunehmend zum Imageproblem.
Im Zentrum der Kritik stehen die geplanten Öffnungszeiten für den sechs Hektar großen Park der Villa Henckel, für dessen Sanierung die Stiftung Springer-Vorstand Mathias Döpfner, dem die Villa gehört, als Mäzen gewonnen hat. Döpfner soll das verwilderte Gelände denkmalgerecht wiederherstellen, im Gegenzug darf er es an den Wochenenden privat nutzen, Besucher sollen nur werktags Zutritt haben, jeweils zwischen 7 Uhr und Einbruch der Dämmerung.
Im Rathaus will man diese Einschränkung nicht hinnehmen. Den Park an den Wochenenden zuzusperren, sei mit dem Bebauungsplan „nicht vereinbar“, sagte Jakobs den PNN. Es sei nicht allein Sache der Stiftung, über die Öffnungszeiten des Parks zu entscheiden. Auch an der Kommunikation der Stiftung übte Jakobs Kritik: „Es ist bedauerlich, dass wir uns erst jetzt darüber unterhalten. Allen Beteiligten wäre besser gedient gewesen, wenn wir das früher getan hätten.“
Wie berichtet wurde auch die Stadt von den Festlegungen überrascht. Noch am Dienstag hatte die Stiftung ein Schreiben an Jakobs geschickt, in dem Dorgerloh versichert, dass über Art und Umfang der Zugänglichkeit des Parks der Villa Henckel noch nicht entschieden sei und dies erst mit Döpfner einvernehmlich geregelt werden müsse – aber erst, wenn der Park wiederhergestellt sei. Die Arbeiten sollen mehrere Jahre dauern. Neben dem Park der Villa Henckel will Döpfner zudem die an das Grundstück angrenzende, marode Villa Schlieffen sanieren. Das Gebäude soll anschließend als Museum öffentlich genutzt werden – der Döpfner will dort Teile seiner Kunstsammlung ausstellen.
Den Springer-Chef nahm Jakobs gegen die Kritik ausdrücklich in Schutz. Döpfner, der bereits die Villa Schöningen und die Villa Henckel saniert habe, gebühre für sein Engagement in Potsdam großer Dank. Äußerungen wie „Braucht Herr Döpfner so viel Auslauf?“ seien daher „in höchstem Maße polemisch und ungerecht“, sagte Jakobs.
Sprüche wie diese waren in den vergangenen Tagen immer wieder an den von Döpfner aufgestellten Zaun geklebt worden. Anwohner hatten vor gut einer Woche aus Protest gegen die Einfriedung die Bürgerinitiative (BI) „Offener Pfingstberg“ gegründet. Am Freitagnachmittag protestierten auf rund 80 BI-Mitglieder, Anwohner, Potsdamer und Stadtpolitiker vor Ort gegen die Einzäunung des Grundstücks. Zudem hat die Initiative beim Bund und den Ländern Berlin und Brandenburg eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Dorgerloh eingelegt – weil der Vertrag mit Döpfner mit der Satzung der Stiftung nach ihrer Ansicht nicht vereinbar sei. Der Sprecher der amtierenden Stiftungsratsvorsitzenden, Brandenburgs Kulturministerin Sabine Kunst (parteilos), sagte auf Anfrage, die Beschwerde werde derzeit geprüft. Auch der mit Döpfner geschlossene Kontrakt werde noch einmal auf seine Vereinbarkeit mit der Stiftungssatzung hin untersucht.
Der Bürgerinitiative reicht das allerdings nicht. Sie fordert einen sofortige Beseitigung des Zauns. Man habe einen Berliner Rechtsanwalt mit einer Prüfung beauftragt, ob die Einfriedung per einstweiliger Verfügung beseitigt werden könne, sagte BI-Vertreter Christoph Hörstel. Darüber hinaus verlangt die Initiative, dass der Park an allen Wochentagen geöffnet werden müsse. Dieselbe Forderung erhebt auch die Nachbarschaftsinitiative Neuer Garten. Die Pläne, den Garten nur werktags zu öffnen, verstoße gegen die Stiftungssatzung, sagte der Vorsitzende der Initiative, Jan Fiebelkorn-Drasen.
Auf eine Ausweitung der Öffnungszeiten besteht auch die Stadtpolitik. SPD-Fraktionschef Mike Schubert warf der Stiftung vor, die Stimmung in der Stadt völlig unterschätzt zu haben. CDU-Fraktionschef Matthias Finken forderte, den Park auch am Wochenende zu öffnen, die Linke will die öffentliche Zugänglichkeit der Parkanlage per Stadtverordnetenbeschluss „dauerhaft sichern“. Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg sagte, eine Schließung des Parks am Wochenende sei „nicht akzeptabel“. Die Grünen verwiesen auf viele noch ungeklärte Fragen. Dieser Zustand sei unbefriedigend. Henri Kramer/Peer Straube
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