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Kolumne: Etwas HELLA: Unterschiede beim Taxifahren

Gestern bin ich mit dem Taxi durch Teheran gefahren. Per Film in meinem Babelsberger Lieblingskino.

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Gestern bin ich mit dem Taxi durch Teheran gefahren. Per Film in meinem Babelsberger Lieblingskino. Der Saal war rappelvoll, denn ich war nicht die Einzige, die wissen wollte, wie es sich in einem „vergoldeten“ Taxi durch die iranische Hauptstadt fährt, die bisher ja nicht gerade als Hort von Freiheit und Demokratie gilt und ihren bekanntesten Regisseur und Aushilfstaxifahrer Jafar Panahi an kurzer Leine hält. Dass er in diesem Jahr bei der Berlinale den Goldenen Bären gewann, begrüßte die Filmkritik allenthalben als verdient. Meine beiden Filmmitbesucherinnen fanden allerdings die Gespräche im Taxi etwas konstruiert und speziell die Äußerungen der Rechtsanwältin plakativ.

Ich dagegen konnte sehr gut nachvollziehen, wie und warum die Probleme von Zensur und ständiger Überwachung in eine sicher nicht ganz alltägliche Fahrt mit dem Taxi verpackt wurden. Dass zum Schluss wegen einer guten Tat... Keine Angst, ich werde natürlich nicht das Ende des Films verraten, obwohl es mir irgendwie bekannt vorkam und mich an den Dresen-Film „Nachtgestalten“ erinnerte.

Und ich mochte auf Anhieb den filmischen Taxifahrer, der ja eigentlich ein Regisseur ist und der auch schon mal abwinkt, wenn es ums Bezahlen geht. Als echter Fahrer würde er das sicher nicht tun und ich erwarte so etwas auch nicht im Ansatz von den Taxifahrern vor Ort. Obwohl ich von ihnen außer Klagen über die hohen Unkosten auch gern mal etwas über Preissenkungen hören würde, da die Benzinpreise sich enorm nach unten bewegt haben. Dass sie bei all den Verkehrshindernissen durch Baustellen Umwege fahren müssen, akzeptiere ich ebenfalls und natürlich stand es mir nicht zu, eine andere Fahrroute vorzuschlagen, als ich jüngst ein Potsdamer Taxi orderte. „Det is ’ne Einbahnstraße, junge Frau“, wurde ich belehrt und kroch in mich zusammen. Meine Entschuldigung, dass ich vorwiegend Fahrrad fahre und es da andere Verkehrsregelungen gibt, kam auch nicht gut an. Bis zu meiner Wohnungstür wurde ich über das rüpelhafte und verkehrsgefährdende Verhalten von Fahrradfahrern belehrt.

Ich war vernichtet. Mein guter Wille, ein Trinkgeld zu geben, allerdings auch. Und da nicht nur Filme schauen, sondern auch Reisen bildet, habe ich mich an meine Erfahrungen in Japan erinnert. Dort sind nämlich die Taxifahrer geradezu beleidigt, wenn man ihnen Trinkgeld anbietet. Sie geben grundsätzlich auf den letzten Yen heraus.

Doch da Potsdam immer schöner wird, immer mehr internationale Gäste kommen, passen sich natürlich auch die Taxifahrer an und werden immer charmanter. Das oben genannte Beispiel war wirklich eine Ausnahme. Dass ich Taxi fahre, übrigens auch. Normalerweise rüpele ich weiter auf dem Fahrrad durch die Gegend.

Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam.

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