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Die Geographen der Universität Potsdam gehören zur neuen Plattform „Stadt und Region in Berlin-Brandenburg“
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Die Geographen der Universität Potsdam gehören zur neuen Plattform „Stadt und Region in Berlin-Brandenburg“ Von Marion Hartig Er kennt sich gut aus in Brandenburg. Es gehört zu seinem Job durch die Region zu fahren. Holprige Straßen, graue Häuser, Arbeitslose, die schon am Vormittag mit den Nachbarn am Gartenzaun plaudern, leere Plattenbauten in den Städten, ausgestorbene Stadtzentren. „Schwache wirtschaftliche Entwicklung, Bevölkerungsschrumpfung und innerstädtischer Revitalisierungsbedarf“, sagt Thomas Weidt von der Universität Potsdam dazu. Er ist Professor am Institut für Geografie und Ansprechpartner der Universität für das jüngst gegründete Kompetenzzentrum „Stadt und Region in Berlin-Brandenburg“. Es geht in dem Projekt um Raumforschung und Raumplanung, erklärt Weidt, und das hat nichts mit Weltraum zu tun. Rund 15 Institute, Verbände und Initiativen aus Berlin und Brandenburg, von der Technischen Universität Berlin über das Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung Berlin bis zur Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung und eben der Uni Potsdam, haben sich zu einer Plattform zusammengeschlossen, um sich mit ganz irdischen Dingen zu befassen: der sich verändernden Gesellschaft, dem demografischen Wandel, Migration und mit der Entwicklung von Städten und Dörfern. Die Probleme der Region sind komplex, für Lösungen braucht man vielfältige Ansätze, erklärt Weidt. Mit im Boot des neuen Kompetenzzentrums sitzen Stadt- und Regionalplaner und Soziologen, Architekten und Städtebauer, Politik- und Verwaltungswissenschaftler. Fachleute dieser Art sind nirgendwo in Deutschland so zahlreich wie hier vertreten. Nur hat es bisher noch an Kommunikation und Zusammenarbeit gefehlt. Das soll sich nun gravierend ändern. Die Raumforscher werden gemeinsame Themen definieren, Geldgeber für Projekte suchen, Tagungen veranstalten und sich im Verbund an Ausschreibungen beteiligen. Gerade letzteres sei für die Universität eine Chance, auch bei Projekten dabei zu sein, für die das Potsdamer Institut allein zu klein wäre. Im Verbund aber, bekomme die Uni leichter etwas vom Kuchen zum Beispiel der EU-Förderungen ab. Der Potsdamer Forscher hat einige Ideen, was auf dem Plattform-Programm nicht fehlen sollte. In der Landesentwicklungsplanung gibt es noch eine Menge zu tun, meint er, gerade in Bezug auf Metropolen und Peripherie. Von gleichwertigem Leben sei keine Rede, Infrastruktur und Lebensstandard auf dem Land reichen nicht an die Lebensqualität in der Stadt heran. Weidt selbst arbeitet an einem klassischen Brandenburger Thema, der Regionalentwicklung in der Lausitz. Er evaluiert die „Ausstellung IBA Fürst-Pückler-Land“. 15 Experten von „Außen“ versuchen als Kommunikationstransporteure regionale Projekte anzuschieben, die von Fachleuten und Einheimischen der betreffenden Region geplant und umgesetzt werden. Zum Beispiel die einstige Braunkohlestadt Großräschen. Die Stadt hat sich entschieden, den Tagebau „Meuro“ nicht zu planieren und vielleicht als landwirtschaftliche Fläche zu nutzen. So muss sich der Bergbau, der seit über einem Jahrhundert Menschen und Land geprägt und verändert hat, nicht verabschieden. Der Krater, den der Abbau der Kohle hinterlassen hat, bleibt. Großräschen sieht seine Zukunft am Wasser. Die Tagebaulöcher werden geflutet, eine Seenlandschaft soll entstehen. „Endlich wird nach vorn geblickt und die Probleme der Region nicht weiter verdrängt. Das neue Kompetenzzentrum kann für solche Entwicklungsprozesse wichtige Grundlagen liefern“, meint Weidt. Der Geo-Forscher wird sich bald wieder auf den Weg in die Lausitz machen, um zu sehen, ob das Projekt „Großräschen“ Fortschritte gemacht hat.
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