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Landeshauptstadt: Verschmähte Glocken: Empörung über Fritsch Bürgerinitiativen üben Kritik / Landtagsverwaltung: Grundsatzentscheidung gegen Geschenke

Innenstadt - Barbara Kuster vermisst „jeglichen Anstand und Feinfühligkeit“, Joachim Kuke bezeichnet die Entscheidung als bedauerlich: Mit harten Worten haben Vertreter der Bürgerinitiative „Mitteschön“ und vom Stadtschlossverein Brandenburgs Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) kritisiert. Anlass ist dessen Entscheidung, ein 50 000-Euro-Geschenk für den entstehenden Landtagsneubau am Alten Markt abzulehnen.

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Innenstadt - Barbara Kuster vermisst „jeglichen Anstand und Feinfühligkeit“, Joachim Kuke bezeichnet die Entscheidung als bedauerlich: Mit harten Worten haben Vertreter der Bürgerinitiative „Mitteschön“ und vom Stadtschlossverein Brandenburgs Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) kritisiert. Anlass ist dessen Entscheidung, ein 50 000-Euro-Geschenk für den entstehenden Landtagsneubau am Alten Markt abzulehnen. Wie berichtet, hat der Berliner Unternehmer Erik von Grawert-May bereits zwei Glocken gießen lassen, die er ins Fortuna-Portal hängen will – als lautstarke Symbole für die preußisch-aufklärerische Toleranz.

Doch geht es bei dem Streit noch um mehr: Nach dem Angebot von Grawert-Mey hat die Landtagsverwaltung bereits im September eine Grundsatzentscheidung „zum Umgang mit Spenden, Schenkungen und vergleichbaren Anliegen des bürgerschaftlichen Engagements“ getroffen. In dem Papier heißt es, weder der Innenhof noch das Gebäudeinnere kämen als Standorte für Schenkungen von historischen Gebäudeteilen oder Erinnerungsstücken in Betracht. Wörtlich heißt es weiter, auch „nicht verbürgte oder anachronistische Hinzufügungen aus anderen Epochen der Schlossgeschichte“ würden sich verbieten.

Fritsch beruft sich auf einen Landtagsbeschluss. Demnach hat sich die Gestaltung des Landtagsschlosses dem Ziel unterzuordnen habe, ein funktionsfähiges Gebäude zu errichten. Dazu müsse sich die Außenseite konsequent an dem Knobelsdorffschen Vorbild orientieren. Wenn man erst einmal etwas zulasse, wie die Glocken, könne man sich am Ende kaum mehr gegen andere Spenden und Geschenke wehren, hieß es aus dem Umfeld von Fritsch. Auch dürfte es gerade im Innenhof Probleme geben, wenn dort einfach geschenkte Bauteile aufgestellt werden. Denn für die Gestaltung gab es eigens einen Wettbewerb, ein Künstler kann nun seinen Siegerentwurf umsetzen.

Und überhaupt sei historisch eben nicht gesichert, dass 1744 beim begonnenen Umbau des Schlosses überhaupt noch Glocken im Fortunaportal hingen. Bis wann das Geläut dort erklang, ist nicht klar. Nachweise gibt es für das Jahr 1701. Der Potsdamer Kirchenexperte Andreas Kitschke glaubt, dass das Geläut 1750 entfernt worden war – im Zuge der Knobelsdorffschen Baumaßnahmen bis 1951.

Erik von Grawert-May sagte, Fritsch könne nicht beweisen, dass 1744 keine Glocken mehr im Portal hingen. Bei seiner Erbauung um 1700 habe das Fortunaportal jedenfalls ein Geläut besessen. Insofern will der emeritierte Professor für Unternehmensethik aus Senftenberg nun dafür kämpfen, dass sein Geschenk doch noch angenommen wird: „Ich freue mich auf diese Auseinandersetzung.“ Zunächst sollen die in Lauchhammer in der Lausitz gegossenen Glocken am Samstag in einer Woche öffentlich auf dem Alten Markt präsentiert und dann in Potsdam eingelagert werden. Auf einen anderen Standort für das Geläut wolle er sich nicht einlassen, sagte von Grawert-May. Dabei hat Fritsch ihm genau bei der Suche nach Alternativen Hilfe angeboten.

Grundlegende Probleme mit der Entscheidung des Landes gegen das Geschenk hat auch Kuke vom Stadtschlossverein, der selbst Spenden sammelt, um den vielfältigen Figurenschmuck auf dem Dach des Schlosses wiederherzustellen. „Wie sollen die ganzen Ehrenamtler denn weiter um Spenden werben, wenn nun erneut ein solches gut gemeintes und eben auch gut begründetes Angebot abgelehnt werden würde?“, sagte Kuke. Kuster von Mitteschön nannte den Umgang mit dem Spender aus Berlin empörend: „Kein persönliches Gespräch ging dieser abrupten Absage zuvor – da wird eben schnell ein Grundsatzpapier unterschrieben und die Sache ist abgetan.“ Schon jetzt werde sich beim Landtag nicht an alle Vorgaben von Knobelsdorff gehalten: „Dieses Argument ist an den Haaren herbeigezogen.“ Kuke sagte, er hoffe, „dass der Landtagspräsident in der Sache falsch beraten war und die Absage noch einmal überlegt wird.“

Danach sieht es aber nicht aus. Landtagssprecherin Katrin Rautenberg sagte, es gebe trotz der öffentlichen Kritik an der Entscheidung keinen neuen Sachstand. Für den Figurenschmuck auf dem Dachbereich seien weiterhin Spenden möglich, hieß es weiter.

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