Landeshauptstadt: Vom Russenmagazin zum Museum
Förderverein will leerstehendes Offizierscasino an der Pappelalle ausbauen / Entwurf vorgestellt
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Förderverein will leerstehendes Offizierscasino an der Pappelalle ausbauen / Entwurf vorgestellt Bornstedt - Das in den 1930er Jahren für die Kriegschule Kirschallee erbaute Offzierscasino, das im spitzen Winkel zwischen Pappelallee und Reiherweg liegt, ist manchem Potsdamer noch als großes „Russenmagazin“ bekannt. Wer einen „Propusk“ ergatterte, konnte dort bis hin zu Teppichen und Geschirr Artikel einkaufen, die in der DDR als Mangelware galten. 1991 zogen die Besatzer ab. Während die Gebäude der Kriegsschule inzwischen für Wohnen und Gewerbe genutzt werden, steht das Casino leer. Der Förderverein Militärmuseum Brandenburg-Preußen e.V. hat sein Interesse bekundet, hier das von ihm geplante Museum einzurichten. Dazu beauftragte der Vorstand die Berliner Architektin Dr. Christina Petersen mit einem Konzept, das sie nun vorstellte. Es sieht eine denkmalgerechte Sanierung des Gebäudes vor, das sich noch in gutem Zustand befindet. In den Kellerräumen sollen Magazin und Depots untergebracht werden. Erd- und erstes Obergeschoss sind für die Dauerausstellung vorgesehen, die in so genannten Epochenräumen die Militärgeschichte zwischen der Zeit des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm (1640 -1688) und den antinapoleonischen Befreiungskriegen 1813/15 darstellt. Der Vortragssaal könnte gleichzeitig für Sonderausstellungen über die jüngere Militärgeschichte bis hin zu Bundeswehr und NVA genutzt werden. Ins Dachgeschoss soll die Handbibliothek einziehen. Geplant sind außerdem eine Cafeteria und eine Personalwohnung. Mit insgesamt 1900 Quadratmetern stände eine beträchtiche Gesamtfläche zur Verfügung. Das Freigelände bietet sich für größere Exponate und als Skulpturengarten an. Auch für 25 Pkw-Stellplätze gäbe es Raum. Wie Geschäftsführer Volker Schobeß gegenüber den PNN erläuterte, will der Verein zunächst eine Präsentationsmappe zusammenstellen, die neben dem Vorschlag der Architektin auch ein Finanzierungskonzept und einen zeitlich untersetzten Realisierungsplan enthält. Mit der Präsentation sollen Spender und Sponsoren geworben werden. Für den Ankauf des Gebäudes, das sich in Besitz der in Liquidation gegangenen Landesentwicklunggesellschaft (LEG) befindet, müssten gut 500 000 Euro aufgebracht werden. Sanierung und Umbau zum Museum würden dann noch einmal eine Millionensumme erfordern. Dennoch wird der Verein sein Vorhaben weiter verfolgen. Dass Brandenburg als Kernland Preußens im Gegensatz zu anderen Bundesländern noch nicht über ein eigenes Militärmuseum verfügt, empfinde er als kulturhistorisches Defizit, erklärt der Vorsitzende, Burkhart Franck. Der Verein hat inzwischen eine umfangreiche Sammlung zusammengetragen. Dazu zählt die 2000-bändige Bibliothek, für die ein Mitglied des Adelsgeschlechtes von Schwerin die erste deutsche Gesamtausgabe der Werke Friedrichs des Großen spendete, 500 Gemälde, Zeichnungen und Karten, zahlreiche Fahnen und Feldzeichen, Hieb- und Stichwaffen, darunter zwei nach dem berühmten Feldmarschall benannte „Blüchersäbel“, Uniformen, so ein originaler Offziersrock des Potsdamer Infanterieregiments Nr. 9 (IR 9), Orden und eine Fotosammlung mit um 1900 entstandenen Ablichtungen aller Potsdamer Regimenter. Inzwischen hat der Verein auch eine Schriftenreihe eröffnet, mit der er für sein Anliegen wirbt.
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