JOHANNES LEPSIUS UND DER VÖLKERMORD AN DEN ARMENIERN 1915/1916: Von Gott gesandter „Schutzengel der Armenier“
Das Osmanische Reich trat am Beginn des Ersten Weltkrieges den Mittelmächten (Deutsches Reich, Österreich-Ungarn, Bulgarien) bei. Ihnen stand das Militärbündnis Entente (Frankreich, Großbritannien, Irland, Russland) gegenüber.
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Das Osmanische Reich trat am Beginn des Ersten Weltkrieges den Mittelmächten (Deutsches Reich, Österreich-Ungarn, Bulgarien) bei. Ihnen stand das Militärbündnis Entente (Frankreich, Großbritannien, Irland, Russland) gegenüber. Ende 1914 befahl die türkische Regierung eine Offensive gegen Russland. In der Schlacht von Sarikamis im Kaukasus erlitt das osmanische Reich jedoch eine schwere Niederlage gegen die russischen Streitkräfte, die bis nach Ostanatolien vorrückten. Auf Unabhängigkeit hoffend, kämpften auch viele Armenier in den russischen Reihen. Daraufhin gab die türkische Führung den Armeniern die Schuld an der Niederlage. Armenische Soldaten in den osmanischen Armeen wurden entwaffnet, zum Teil getötet. Am 27. Mai 1915 erließ die türkische Regierung ein Deportationsgesetz. Die Deportationen liefen nach einem Grundmuster ab: Entwaffnung, Ausschaltung der wehrfähigen Männer, Liquidierung der lokalen Führung, Enteignung, Todesmärsche und Massaker. Je nach Schätzung wurden zwischen 300 000 und 1,5 Millionen Armenier ermordet. Der in Berlin geborene Johannes Lepsius, der von 1908 bis 1925 im Haus Große Weinmeisterstraße 45 in Potsdam lebte, machte den Genozid an den Armeniern europaweit bekannt. An der deutschen Zensur vorbei veröffentlichte er seinen „Bericht über die Lage des armenischen Volkes in der Türkei“. Sein Hauptverdienst ist das von ihm ins Leben gerufene Armenische Hilfswerk, gegründet 1896/1897. Tausende Armenier wurden durch das Engagement von Lepsius und seiner dänischen Mitarbeiterin Karen Jeppe gerettet. Der österreichische Schriftsteller Franz Werfel würdigte Lepsius in seinem Roman „Die vierzig Tage des Musa Dagh“. Werfel nannte Lepsius den von Gott gesandten „Schutzengel der Armenier“. Im Potsdamer Lepsiushaus entsteht nun eine Forschungs- und Gedenkstätte zu Lepsius und dem Völkermord an den Armeniern. gb
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