Von Henri Kramer: Vorsicht vor Kostenfallen
In der Verbraucherzentrale konnten Schüler gestern den Umgang mit Geld lernen / Oft Handyschulden
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Auf der Internetseite funkeln grelle Farben, werben Logos für möglichst schrille Klingeltöne – einzig fehlt der Hinweis, was es kosten soll: Fünf Euro. Linda Kittel kennt diese kleinen Fallen des Internets, die in Summe viel Geld kosten können. Die Lehramtsstudentin für Arbeitslehre und Technik an der Universität Potsdam steht an einem niedrigen Tisch in der Verbraucherzentrale Brandenburg (VZB). An einem Laptop zeigt sie Schülern und Azubis, wo sie im Internet abgezockt werden können. „Manchmal steht der Preis nur ganz klein in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen.“ Und im Extremfall könnte ein einzelner Klick schon ein teures Abo für Klingeltöne bedeuten, sagt Linda Kittel.
Ihr Stand ist nur einer von acht Info-Tischen in der VZB, in deren Räumen gestern ein Aktionstag für Jugendliche stattgefunden hat. „Wir möchten, dass bei den jungen Leuten die Kompetenzen als Verbraucher steigen“, sagt Sylvia Schönke, Chefin der VZB. Deswegen kooperiere ihre Beratungsstelle in den Bahnhofspassagen seit drei Jahren mit der Universität, um solches Wissen zu vermitteln. Die Studenten haben dazu einen Parcour mit Stationen zu Themen wie Internet, Handy, Ernährung und finanzieller Vorsorge aufgebaut. An einem Glücksrad als letzter Station können die jungen Teilnehmer schließlich ihre neuen Erkenntnisse testen. Für jeweils eine Stunde hat die VBZ einzelne Schulklassen eingeladen, 200 Gäste kommen.
Auch Tina. Die 19-Jährige war wie die meisten anderen noch nie hier. Für sie gab es bisher auch keinen Anlass: „Mir ist zum Glück noch nie etwas passiert, womit ich viel Geld verloren habe.“ Das viele Jugendliche theoretisch besser mit Geld umgehen können als manche denken, legt auch ein Test nahe, den die Studenten für den Tag entwickelt haben: Nach zehn Charakterfragen landen fast alle Teilnehmer bei der Einstufung „ausgeglichener Konsument“ – alles gut?!
Schuldnerberater sehen das anders. Es fehle an Vorbereitung in den Schulen, wie später mit Geld umgegangen werden soll, heißt es unisono. Beispiel: Die Schuldnerberatungsstelle des Arbeitslosenverbandes. „Im vergangenen Jahr waren 25 Prozent unserer Klienten junge Erwachsene“, sagt Regine Hartwig von dem Hilfebüro in der Templiner Straße. Über die Jahre hinweg habe es einen kontinuierlichen Anstieg junger Potsdamer mit Schulden gegeben. Diesen Trend kann Änne-Katrin Borns zwar nicht feststellen. Doch auch in ihrer Schuldnerberatung des Diakonischen Werks waren im vergangenen Jahr 19 aller 100 Hilfesuchenden unter 25 Jahre alt. „In den meisten Fällen sind es hohe Handyrechnungen, die sich auf bis zu 700 Euro summieren.“ Bei in jungen Jahren noch niedrigen Löhnen werde das Abzahlen so oft schwer: „Die meisten sitzen dann ganz entsetzt hier.“
Um das zu vermeiden, hat die Verbraucherzentrale gestern auch über Handyfallen informiert. „Man sollte genau darauf achten, welche Taktzeit gewählt wird oder ob sich zum Beispiel noch die Grundgebühren erhöhen“, sagt Stefanie Schulz, eine der Studi-Betreuerinnen des Handystands. Sylvia Schönke neben ihr nickt, spricht vom lieber vorher beraten lassen, statt bei langfristigen Verträgen zuzuzahlen, sei es bei Handys oder auch bei Versicherungen. Viele Jugendliche sehen aus, als sei ihnen solche Überlegungen neu. Auch Tina: „Gerade von dem Versicherungszeug habe ich noch nichts gewusst.“
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