Potsdam: Waschhaus im Schleudergang
Die Stadt Potsdam und das Land Brandenburg übernehmen das Ruder beim Soziokulturellen Zentrum. Geschäftsführer Peinke geht zum 1. August 2012
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Berliner Vorstadt - Nächster Akt im Trauerspiel um das Waschhaus an der Schiffbauergasse: Nach monatelanger massiver Kritik an Arbeit und Angebot des soziokulturellen Zentrums, das mit mehr als einer halben Million Euro jährlich subventioniert wird, geben jetzt Stadt und Land die Linie vor. Außerdem ist der Abgang des umstrittenen Geschäftsführers Wilfried Peinke zum 1. August 2012 beschlossene Sache. Schon im Januar soll die Stelle neu ausgeschrieben werden. Peinke scheide „auf eigenen Wunsch“ aus, heißt es in einer Mitteilung des brandenburgischen Kulturministeriums.
Dort hatte am Freitag das Krisentreffen zum Waschhaus stattgefunden. Unter Leitung von Kulturstaatssekretär Martin Gorholt (SPD) und der Potsdamer Kulturamtsleiterin Birgit-Katherine Seemann hatten Waschhaus-Chef Peinke und die Gesellschafter der Waschhaus gGmbH beraten. Das Fazit: Peinke und die gGmbH-Gesellschafter – dies waren bei Gründung Anfang 2009 Architekt Mike Rabenseifner, Baustoffhändler Herbert Brun, die Betreiber des Fluxus+ Museums und das Diakonisches Werk Potsdam e.V. – treffen allein keine Entscheidungen mehr zur kulturellen Arbeit des Waschhauses. Statt des Aufsichtsrats soll laut Kulturministerium ein Gremium berufen werden, in dem sich Geschäftsführer, Gesellschafter sowie Vertreter von Stadt und Land als Zuwendungsgeber „regelmäßig über die Grundlinien der Arbeit“ verständigen. Zudem würden Stadt, Land und die Waschhaus gGmbH eine „Vereinbarung zu künftigen Arbeitsschwerpunkten“ des soziokulturellen Zentrums treffen, heißt es. Innerhalb dieser Vereinbarung soll dann über die Konzeption der Waschhaus-Arbeit diskutiert werden. Im Klartext: Was gemacht wird, bestimmen die Geldgeber.
Den ersten Schritt in diese Richtung hatte jüngst die Stadt bereits gemacht, in dem sie Fördergeld jetzt nur noch mit Zweckbindung an das Waschhaus ausreicht. In einer Analyse machte das Kulturamt zudem auch finanzielle Defizite deutlich: Im laufenden Jahr bekomme das Waschhaus 506 990 Euro Fördergeld von Stadt und Land. Im ursprünglichen Konzept, das die Waschhaus gGmbH 2008 vorgelegt hatte, waren dagegen noch 494 000 Euro öffentliche Gelder geplant. Dagegen fallen die Einnahmen deutlich geringer aus als im Konzept avisiert. Statt 490 000 Euro können über Eintritt und Garderobe nur 338 136 Euro verbucht werden. Dazu hat eine Untersuchung der Fachhochschule Potsdam Mängel in der soziokulturellen Arbeit festgestellt (PNN berichteten). Das meiste Geld fließe in Musikveranstaltungen, Kunst, Film und Literatur kämen dagegen zu kurz. Auch beim Personal gibt es heftige Auseinandersetzungen. Nachdem die Leiterin der angesehenen Galerie Kunstraum des Waschhauses, Katja Dietrich-Kröck, gekündigt hat, besetzte Peinke den Posten mit Erik Bruinenberg. Die Forderungen nach einer Ausschreibung wurden ignoriert.
Das Waschhaus gehört zu den Pioniereinrichtungen an der Schiffbauergasse, die als Kunst- und Kulturzentrum entstand, als Künstler sie 1992 besetzten. Mittlerweile ist das ehemalige Industrieareal komplett saniert – was ihm nach Meinung vieler die Atmosphäre raubte. Der vormalige Träger des Waschhauses, ein Verein unter Leitung von Michael Wegener, musste vor knapp drei Jahren Insolvenz anmelden. Seit Anfang 2009 leitet Wilfried Peinke mit der Waschhaus gGmbH den Betrieb.
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