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Wegen Geldnot und steigender Baukosten: Potsdam verschiebt Wettbewerb für neuen Rathauscampus
Das Großprojekt der Potsdamer Stadtverwaltung kommt auf den Prüfstand. Bewegung gibt es beim Problem, dass die Verwaltung über zu wenig Depotflächen verfügt.
Stand:
Nach der Abwahl von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) wird der schon lange geplante Städtebau-Wettbewerb für den Verwaltungscampus hinter der Hegelallee überraschend verschoben. Statt noch in diesem Jahr soll er nun erst 2026 starten. Das hat die Stadtverwaltung am Freitagnachmittag mitgeteilt. Die Gründe seien die „angespannte Haushaltslage“ und die „Preisentwicklung im Baubereich“, wo die Kosten seit Jahren steigen.
Stattdessen soll es laut Rathaus zunächst eine „Anpassung der Bedarfe“ und die „Entwicklung neuer Varianten“ geben, auch die Wirtschaftlichkeitsberechnungen werden noch einmal überprüft. Im Klartext: Das gesamte Vorhaben und die Kosten kommen noch einmal auf den Prüfstand. Das Rathaus weiter: „Ziel ist es, optimierte und tragfähige Lösungsvarianten bis zum geplanten Start des Wettbewerbsverfahrens [...] vorzulegen“. Dieses werde „voraussichtlich“ 2026 starten, heißt es in einer Vorlage zu den Campusplänen, die am 17. Juni im Stadtverordneten-Ausschuss für Verwaltungsmodernisierung diskutiert werden sollen.
Bislang fest geplant ist unter anderem nächstes Jahr der Abriss des Hauses 2 an der Jägerallee für einen Flächentausch mit dem Land. Das ist laut Rathaus auch weiterhin vorgesehen. Zudem sind, wie die Stadt bisher stets erklärt hatte, die Veräußerung von einzelnen Immobilien sowie weitere Abrisse geplant, die durch sieben Neubauten ersetzt werden sollten, inklusive einer neuen Schulturnhalle.
Diese summieren sich allein, nach jetziger Schätzung, auf rund 120 Millionen Euro. Hinzu kommen Sanierungskosten für weitere Gebäude von mehr als 85 Millionen Euro. Allein beim Haus 1, dem Sitz der Bauverwaltung, rechnet die Stadt mit mehr als 50 Millionen Euro für die Sanierung.

© Andreas Klaer/Andreas Klaer
Die Modernisierung der Verwaltung und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für mehr als 2500 Mitarbeiter war eines der Großprojekte, die der jüngst abgewählte Oberbürgermeister Schubert begonnen hatte. Das Ziel bleibe aber die „schrittweise Zusammenführung“ der derzeit auf 17 Standorte verteilten Stadtverwaltung in einem zentralen Verwaltungscampus bis 2033, teilte das nun interimsweise von Kämmerer Burkhard Exner (SPD) geführte Rathaus mit.
Zwischenlösung für fehlende Depotflächen
Ein wichtiger Bestandteil des Projekts ist die Lösung des Engpasses bei Depotflächen. Dafür hatte die Verwaltung, als Übergangslösung, einen früheren Möbelmarkt in der Drewitzer Straße angemietet. Noch in diesem Jahr solle das derzeit in Groß Glienicke befindliche Zwischenarchiv an den neuen Standort im Potsdamer Süden ziehen, teilte das Rathaus mit.
Von einer „logistischen Großaufgabe“ war die Rede. So müssen insgesamt rund 170.000 Einzelakten verpackt und transportiert werden. „Das entspricht umgerechnet etwa acht Regalkilometern und circa 12.000 Umzugskartons“, teilte das Rathaus mit.
Das Papier muss voraussichtlich in den nächsten Jahren noch einmal bewegt werden. So steht für ein zentrales Archiv- und Depotgebäude bereits ein Grundstück in Marquardt zur Verfügung. „Die planungsrechtlichen Voraussetzungen“ dafür würden vorbereitet, so das Rathaus. Allerdings waren die Kosten für die Lösung zuletzt mit mehr als 70 Millionen Euro beziffert worden. Auch in der Präsentation für den Ausschuss bleibt daher offen, bis wann genau dieses Zentraldepot überhaupt gebaut werden kann.
Bis zur Fertigstellung dieses Archivs sollen jedenfalls die freigewordenen Räume in Groß Glienicke als Zwischenlager für Depotgüter der Potsdamer Museen dienen. Hauptamtsleiter Dieter Jetschmanegg (SPD) erklärte dazu: „Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, eine Lösung für das Zwischenarchiv, und damit auch für die steigenden Bedarfe der Museen nach geeigneten Depotflächen zu finden.“ So bekomme man in allen Bereichen mehr Luft zur Unterbringung von Archivmaterial.
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