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Landeshauptstadt: Weihnachten im Hörsaal

Universität an Feiertagen besetzt. Studenten richten sich mit Schlafsäcken und Weihnachtsbaum ein. Leitung kritisiert Besetzung

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In Brandenburg und Berlin halten Studenten ihre Universitäten auch an den Weihnachtsfeiertagen besetzt. An der Uni Potsdam harrten am ersten Weihnachtsfeiertag etwa 20 Studenten das dortige Audimax besetzt, an der Freien Universität Berlin waren es 15 Studenten, an der Humboldt-Universität sollen etwa 30 Studenten die Protestaktion fortgeführt haben. Die Präsidentin der Universität Potsdam, Sabine Kunst, äußerte gestern ihr Unverständnis über die anhaltende Besetzung des Audimax der Potsdamer Hochschule. Sie habe das Gefühl, dass es den streikenden Studenten gar nicht mehr um die Sache gehe, sagte Kunst am Sonntag dem rbb-Nachrichtenmagazin Brandenburg aktuell. Die Universität habe bereits zahlreiche Zugeständnisse gemacht, sagte sie.

Die rund 20 Besetzer des Audimax an der Uni Potsdam haben Heiligabend zusammen gekocht, wie eine Besetzerin berichtete. Unter anderem habe es Kartoffelsalat gegeben. Die Studenten hätten auch Besuch von Eltern bekommen, die großes Verständnis für die Protestaktion gezeigt hätten. Am Abend haben sich die Studenten den Angaben zufolge gegenseitig Geschichten vorgelesen und von den Weihnachtstraditionen in ihren Familien erzählt. Das Audimax der Uni Potsdam ist seit Anfang November besetzt. Die Studenten fordern bessere Lehr- und Studienbedingungen. Uni-Präsidentin Sabine Kunst hatte die Studenten aufgefordert, das Audimax wenigstens an den Feiertagen zu räumen und dafür in das Foyer auszuweichen, um den Hochschulmitarbeitern eine Weihnachtspause zu ermöglichen. Das hatten die Studenten abgelehnt.

Wegen der weiteren Besetzung des Audimax ist laut Uni-Leitung die Betriebsruhe über Weihnachten und Neujahr gestört. Mehrere Mitarbeiter müssten aus Sicherheitsgründen auch während der Festtage arbeiten, hatte Kanzlerin Barbara Obst-Hantel erklärt. Das Verhalten der Besetzer gegenüber diesen Mitarbeitern sei „unsozial und unsolidarisch“.

Die Besetzerin wies die Vorwürfe zurück. Sie sehe keinen Unterschied für die Mitarbeiter der Uni, wenn sie Ersatzräume bezogen hätten. Die Besetzer seien weiter gesprächsbereit und hofften auf neue Angebote der Uni-Leitung. Präsidentin Sabine Kunst erklärte, es habe zahlreiche Zugeständnisse gegeben. So sollen wie gefordert die Anwesenheitslisten bei Vorlesungen abgeschafft werden. Weitere Gesprächsmöglichkeiten mit den Studenten werden gesucht. Für den 8. Januar 2010 ist ein Runder Tisch mit Studenten und Lehrenden geplant.

Das unabhängige Fachschaften Forum grüßte derweil deutschlandweit alle Studenten, die über Weihnachten in besetzten Hörsälen für eine bessere Bildung demonstrierten. „Wer über Weihnachten im Hörsaal bleibt, verdient höchsten Respekt“, sagte Sprecher Jörg Rostek. An der FU Berlin haben sich die Besetzer einen großen Weihnachtsbaum aufgestellt, wie die Sprecherin schilderte. Am ersten Feiertag wollten die mit Schlafsäcken und Decken ausgerüsteten Studenten auf Kochplatten Bratlinge mit Klößen und Rotkohl zubereiten. Einige Studenten bekamen Besuch von Verwandten. Viele Besetzer der vergangenen Wochen sind den Angaben zufolge zu ihren Familien gefahren. Sie werden nach den Feiertagen zurückerwartet. Nach der Räumung besetzter Hochschulen in anderen Städten haben die Berliner Besetzer für den 30. Dezember zu einem „Perspektivtreffen“ an die Humboldt-Uni geladen. Neben dem bereits beschlossenen bundes- und europaweiten Solidaritätspakt sollten bei dem Treffen „konkrete Aktionen als Antwort auf die Eskalationsstrategie der Hochschulleitungen“ geplant werden.Susann Fischer

Susann Fischer

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