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Landeshauptstadt: Wenn die Jugend wegwandert Jugendgeschichtstag lässt Vergangenes aufleben

Eine Stadt, die unterging, ein Ortsteil, dem die Jugend weglief und ein DDR-Jugendklub, der nur noch Geschichte ist, aber auch die Freude darüber, dass das Leben hinter und mit der Mauer der Vergangenheit angehört – zu solchen Themen haben Jugendliche dieses Jahr geforscht. Am Samstag stellten sie beim 7.

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Eine Stadt, die unterging, ein Ortsteil, dem die Jugend weglief und ein DDR-Jugendklub, der nur noch Geschichte ist, aber auch die Freude darüber, dass das Leben hinter und mit der Mauer der Vergangenheit angehört – zu solchen Themen haben Jugendliche dieses Jahr geforscht. Am Samstag stellten sie beim 7. Jugendgeschichtstag des Landes Brandenburg im Kutschstall ihre Erkenntnisse vor.

Der einzige Beitrag aus Potsdam kam vom Jugendklub „j.w.d.“ und beschäftigte sich mit der Blütezeit und dem Niedergang der Potsdamer Graffiti-Szene. Am Velo-Tramp-Stand bedauerte der 35-jährige Mark, dass mit dem Herausputzen der Stadt und ihrem verstärkten bürgerlichen Touch die Flächen und urbanen Ecken verschwunden seien, die Graffiti-Kultur brauche. Deshalb seien er und andere Sprayer nach Berlin abgewandert. „Wir sind mit unserem Velo Tramp schon vielfach unterwegs gewesen und meistens auf ein positives Echo gestoßen.“ Auch bei älteren Leuten, sagt er, denn Graffiti-Kunst könne eine Bereicherung sein. Das Velo Tramp ist ein Fahrzeug mit mobiler Ausstellungsfläche, auf der Beispiele gezeigt werden, wie Sprayer-Kunst den urbanen Raum erobert und graues Einerlei aufgebrochen hat. Beim Besprayen der Einfassungsmauer an der Stadtschloss-Baustelle war Mark beratend mit dabei.

Im Ortsteil Fahlhorst der Gemeinde Nuthetal ist das frohe Jugendleben leider vorbei, der ehemalige DDR-Jugendklub geschlossen. Es gibt nicht einmal mehr eine Schule in Fahlhorst. Die wenigen Jugendlichen, die noch dort wohnen, müssen sich in den Nachbarortsteilen treffen – auch der 14 Jahre alte Bendix Lippe, der mit seinen Mitschülern in Fahlhorst geforscht hat, stammt aus Rehbrücke. Das Gebäude des alten Jugendklubs gebe es noch, es stehe aber leer, erzählt Bendix. Viele Fahlhorster wurden befragt und erinnern sich noch an ihre Zeit im Klub. Doch um einen neuen Generationentreff aufleben zu lassen, fehlt wohl die Kraft.

Was die Schüler aus Strausberg und Lipki Wielkie (Polen) entdeckt haben, ist eines der interessantesten Beispiele, wie Geschichte plötzlich ein Gesicht bekommt. In Workshops wurde eine Ruinenlandschaft dokumentiert, die einmal die Altstadt Küstrins war. Die deutsch-polnische Schülergruppe ging den Spuren von Vertreibung, Leid und Neubeginn nach. Die Rote Armee hatte Ende des zweiten Weltkriegs Küstrin dem Erdboden gleich gemacht. Inzwischen ist Kostrzyn als eine neue polnische Stadt auferstanden.

„Wer die Zukunft gestalten will, muss die Gegenwart verstehen und die Vergangenheit kennen“, forderte Ministerpräsident Matthias Platzeck von den jungen Geschichtsforschern. Die Stasibeauftragte Ulrike Poppe zeigte sich erfreut über die vielfältigen Geschichtskenntnisse. Dass die Beteiligung von über 40 Gruppen am Geschichtstag 2009 auf 30 zurückging, ist hoffentlich nicht erlahmendem Interesse zuzuschreiben. Hella Dittfeld

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