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Landeshauptstadt: Wenn jede Minute zählt

Eine Delegation aus Indonesien hat sich in Potsdam über das Tsunami-Frühwarnsystem informiert

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Innenstadt – Die Technik ist wichtig. „Wichtiger aber noch ist das, was bei den Menschen ankommt“, sagte Alexander Rudloff vom GeoForschungsZentrum in Potsdam (GFZ) vor Gästen aus Indonesien. Die Delegation aus der indonesischen Provinz Aceh, darunter Vertreter des Aceh Provinz-Parlaments, hatte sich am Mittwoch am GFZ über das von den Potsdamer Geoforschern entwickelte Tsunami-Frühwarnsystem informiert.

Alexander Rudloff hatte ihnen erklärt, dass das vor zwei Jahren in Betrieb genommene Warnsystem im Indischen Ozean weltweit auf dem neusten Stand sei, und dass zwischen einem gefährlichen Seebeben und der Warnung über Rundfunk, Internet, SMS, Lautsprecher oder Sirenen nur wenige Minuten vergehen. Doch am Ende zähle, dass die Menschen dann auch wissen was zu tun ist. „Wer ein Erdbeben spürt und sich an der Küste befindet, der muss schnell reagieren, einen erhöhten Punkt aufsuchen“, erklärte der Geoforscher. Zwischen einem Erdbeben und dem Eintreffen einer möglichen Flutwelle bleiben bei den geologischen Gegebenheiten vor Indonesien gerade mal 20 bis 30 Minuten Zeit. All das müsse schon den Kindern in der Schule beigebracht werden, so wie es etwa in Japan gemacht werde. „Training ist wichtig, sonst hilft auch das modernste Warnsystem nichts.“ Die richtige Reaktion müsse bei den Menschen wie im Schlaf abrufbar sein.

Problematisch sei auch, dass nach mehreren Fehlalarmen die Menschen nicht mehr daran glauben, dass ein Beben wirklich einmal wieder zu einem solch gefährlichen Tsunami führen könnte, wie am 26. Dezember 2004. Damals hatte ein Seebeben der Magnitude 9,3 eine gigantische Flutwelle rund um den Indischen Ozean ausgelöst, der rund 230 000 Menschen zum Opfer fielen. Die Provinz Aceh, aus der die Delegation stammt, war mit am stärkste von der Zerstörung betroffen. Auf Fragen, wann und wo der nächste Tsunami eintreten werde, konnte der Experte Rudloff aber nichts sagen. „So etwas lässt sich nicht wie das Wetter prognostizieren.“ Allerdings könne man eben durch eine Vielzahl von Beobachtungen versuchen, so genau wie möglich die Folgen eines Bebens abzuschätzen, um dann eben so früh wie möglich zu warnen. Klar sei nur, dass es wieder in der Region zu Tsunamis kommen werde. Denn vor Sumatra liegt eine sogenannte Subduktionszone, an der sich eine Ozeanplatte der Erdkruste unter eine Kontinentalplatte schiebt – mit der Rekordgeschwindigkeit von sieben Zentimetern pro Jahr. „Dabei wird enorme Spannung aufgebaut, die sich irgendwann mit einem gigantischen ruck wieder lösen wird“, warnte der Forscher Rudloff. Jan Kixmüller

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