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Schwer zu öffnen. Das neue Tor am Affengang sorgt für Kritik.

© Andreas Klaer

Tor am Affengang zum Park Sanssouci: "Wieder abmontieren"

Der Affengang von der Lennéstraße in den Park Sanssouci ist sehr schmal, deswegen sollen Fahrradfahrer dort ihr Rad schieben. Damit die Radler überhaupt absteigen, gibt es nun ein neues Tor. Doch das ärgert vor allem die Anwohner.

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Potsdam - Das Tor muss gegen einen Widerstand aufgedrückt werden – und fällt auch von allein wieder zu. Der Zugang zum sogenannten Affengang, wie der schmale Weg von der Lennéstraße hinein in den Park Sanssouci heißt, ist mit Fahrrad, Kinderwagen oder Rollstuhl kaum noch zu passieren. Ein Ärgernis für die Anwohner in der Brandenburger Vorstadt, wie ein PNN-Leser berichtet. Besonders Kinder mit Fahrrad hätten Probleme, das Tor alleine zu öffnen und zu durchqueren, ohne dass es ihnen ins Fahrrad fällt: „Es ist gruselig.“ Eltern griffen sogar schon zu Hilfsmitteln wie Kabelbindern, um das Tor aufzuhalten. Für den Leser ist klar: „Die Schlösserstiftung will die Fahrradfahrer vergrämen.“

Ganz falsch liegt er damit nicht – auch wenn Frank Kallensee, der Sprecher der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, den Sachverhalt weniger drastisch beschreibt. Die Tore mit Schwingmechanismus – es handele sich um sogenannte Untertürschließer – seien im Frühjahr eingebaut worden, um das Durchfahren von Radfahrern zu unterbinden. Bereits im September 2014 war ein ähnliches Tor in die sogenannte Demutspforte an der Friedenskirche, rechterhand vom Grünen Gitter, eingebaut worden – auch dort „aus Gründen der Verkehrssicherung“, wie es von der Schlösserstiftung diplomatisch heißt. An der Friedenskirche ist weder das Fahren noch das Mitführen von Fahrrädern erlaubt.

Affengang: Radfahrer werden zum Absteigen gezwungen

Der Affengang dagegen ist als sogenannte Fahrradschiebestrecke ausgewiesen. Dort habe es aber viele Beschwerden von älteren Bürgern und Familien gegeben, sagt Stiftungssprecher Kallensee – über Radfahrer, die nicht absteigen wollten: „Da wurden Fußgänger regelrecht weggeklingelt.“ Für eine Mischnutzung von Fußgängern und Radfahrern sei der Affengang ohnehin zu schmal, erklärt der Stiftungssprecher und verweist auf die bundesweit geltenden „Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen“. Darin sei eine Mindestbreite von 3,10 Metern für einen gemeinsam genutzten Weg von Radlern und Fußgängern vorgesehen – der Affengang sei aber nur 2,80 Meter breit. Zudem sei die Lage dort durch eine Kurve unübersichtlich und nicht voll einsehbar, was eine gemeinsame Nutzung zusätzlich erschwere.

Das sehen Eltern in Potsdam-West etwas anders. Der kurze Durchgang zum Ökonomieweg sei vor allem für Schulkinder wichtig, um auf dem Schulweg das Queren des unübersichtlichen Luisenplatzes zu umgehen, erklärte ein Vater den PNN: „Das ist ein sicherer Schulweg.“ Die neuen Tore erschwerten die Nutzung aber deutlich. Die Tore am Affengang seien nach Beschwerden über die Schwergängigkeit bereits angepasst worden, erwidert Stiftungssprecher Kallensee. Der Weg könne als Schulweg genutzt werden, betont er – aber eben nur, wenn die Räder geschoben würden.

ADFC will Nord-Süd-Strecke durch den Park Sanssouci

Beschwerden von Radfahrern über den Affengang kennt auch Ulf Hildebrand von der Potsdamer Gruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Er hält sich mit der Bewertung aber zurück: „Wir sind froh, dass wir überhaupt durch den Park radeln dürfen auf der Magistrale und Ökonomiewegen“, sagte er den PNN. Es müsse aber auch möglich sein, ein Rad mit Kinderanhänger „schiebenderweise“ und ohne Probleme durch das Tor zu bekommen, betont er. Denkbar sei auch, dass auf dem Weg zu touristisch weniger interessanten Zeiten, etwa im Herbst, geradelt werden dürfe. Im Vordergrund steht für den ADFC aber die Einrichtung einer Nord-Süd-Querung für Radler durch den Park Sanssouci. Eine solche lehnt die Stiftung bislang jedoch ab.

Kritik an den neuen Toren kommt auch vom städtischen Behindertenbeauftragen Christoph Richter. Der Affengang sei für viele Bewohner der Brandenburger Vorstadt, die auf einen Rollstuhl oder Rollator angewiesen seien, sehr wichtig, „um kurz, sicher und erschütterungsarm die Potsdamer Innenstadt zu erreichen“. Die Tore verwehrten diesen Menschen leider ein problemloses Passieren, „da die Türen nur mit Kraftaufwand zu öffnen sind“. Richter forderte, dass diese Schließmechanismen „wieder abmontiert“ werden. Radfahrer sollten zu mehr Rücksichtnahme aufgefordert werden, fügte der Beauftragte hinzu.

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