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Potsdams neue Oberbürgermeisterin 
Noosha Aubel (parteilos) bei einem Spendenübergabe-Termin am Montag.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

„Wir müssen unsere Erfolge sichtbarer machen“: Wie Potsdams neue Rathauschefin in ihr Amt startet

Ein neuer Stil an der Spitze der Stadtverwaltung: Noosha Aubel will Potsdam modernisieren und sucht den Draht zu den Bürgern. Krempelt die parteilose Politikerin das Rathaus um?

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Noosha Aubel hat viel vor in Brandenburgs Landeshauptstadt. Seit rund einer Woche ist die Politikerin ohne Parteibuch die neue Oberbürgermeisterin. „An den Titel muss ich mich noch gewöhnen“, sagte sie bei Instagram. In den sozialen Medien gibt die 49-Jährige auch nach dem Wahlkampf fast täglich Einblick in ihren Arbeitsalltag und will Bürgernähe zeigen. 

Am Dienstagabend wird Aubel bei einem Festakt mit rund 200 Gästen feierlich ins Amt eingeführt. Eine Menge „dicker Brocken“ wie möglicherweise schmerzhafte Einsparungen im Haushalt der Stadtverwaltung, explodierende Wasserpreise oder der Kampf gegen den leergefegten Potsdamer Wohnungsmarkt sowie steigende Mieten liegen in den kommenden Jahren vor ihr. 

Kein „Dienst nach Vorschrift“

Anhänger sprechen von einem neuen Politikstil der 49-Jährigen, die modern, nahbar, fröhlich, aber auch zielgerichtet auftritt. Sie müsse sich noch in Geduld üben – „nicht eine meiner Stärken“, wie Aubel sagte. 

Potsdams neue Oberbürgermeisterin Noosha Aubel (parteilos) in ihrem Büro.

© Andreas Klaer PNN/Andreas Klaer

Kleine Auszeiten sucht sie beim Fitnesstraining am Morgen, bevor die Arbeit losgeht. Und wie viel Zeit bleibt für ihre fünfköpfige Familie? „Dienst nach Vorschrift“ sei jedenfalls ihre Sache nicht, sagte Aubel schon im Wahlkampf.

Vor rund drei Wochen wurde sie mit fast 73 Prozent für acht Jahre zur Chefin der Potsdamer Stadtverwaltung mit mehr als 2500 Mitarbeitern gewählt. Die SPD verlor erstmals seit 35 Jahren das Oberbürgermeisteramt in der Landeshauptstadt.

Aubel will raus aus der „Verwaltungsblase“

Fast schon ein Markenzeichen der neuen Rathauschefin: Sie will den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern stärken und nicht in der „Verwaltungsblase“ bleiben. Auf der schon bestehenden Internetseite „Mitgestalten Potsdam“ hat sie einen ersten Blogeintrag als Oberbürgermeisterin veröffentlicht, Woche für Woche will sie so über ihre Aktivitäten berichten.

Noosha Aubel am Abend ihres Wahlsiegs am 12. Oktober.

© Andreas Klaer/Andreas Klaer

Ihre erste Ankündigung dort: „Wir verfügen über ein enormes Maß an Wissen, Engagement und Ideen in unserer Stadtgesellschaft – dieses Potenzial wollen wir gezielt aufnehmen und kanalisieren.“ Noch im Dezember sollen dazu neue Beteiligungsformate vorgestellt werden. Ein weiterer Befund betrifft die Stadtverwaltung an sich: „In diesen ersten Tagen durfte ich feststellen: An vielen Stellen sind wir weiter, als ich gedacht hätte.“ Das zeige aber auch: „Wir müssen unsere Erfolge sichtbarer machen.“

Politik im stillen Kämmerlein ist nicht ihre Sache: Noosha Aubel, deren Mutter aus Indien stammt, meldete sich schon in den ersten Tagen im Amt immer wieder zu Wort. Sie zeigte bei Instagram schockiert die Zerstörung des Erinnerungsorts an die Bücherverbrennung von 1933 auf dem Bassinplatz und sagte in einem Interview, dass sie ein buntes und diverses Stadtbild als Bereicherung empfinde. 

Gute Vermittlerin ohne Parteibuch?

Ihre Parteilosigkeit hält Aubel, die in Potsdam früher schon Beigeordnete war und die Verwaltung kennt, für einen Vorteil. Unter ihrem abgewählten Vorgänger Mike Schubert (SPD), speziell am Ende seiner Amtszeit, war die Kommunalpolitik von viel Streit und unsicheren Mehrheitsverhältnissen geprägt. Auch Aubel will auf wechselnde Mehrheiten setzen, gibt sich aber optimistisch: „Meine Erfahrung ist, dass es mir als parteiloser Verwaltungsexpertin häufig gelingt, unterschiedliche Interessenslagen zu einem Ergebnis zu führen.“

Ein erstes Gespräch mit Stadtverordneten zum Thema Energiewende habe sie als konstruktiv, faktenbasiert und lösungsorientiert erlebt, so stelle sie sich die Zusammenarbeit vor. „Mein Kompass ist das Gemeinwohl, nicht das Parteiprogramm“, sagte Aubel. Klar gemacht hat sie aber auch: Eine Zusammenarbeit mit der Rechts-Außen-Fraktion der AfD kommt mit ihr nicht infrage.

Wie gut gelingt ihr jetzt der Start in der zerrissenen Stadtverordnetenversammlung? Aubels erster Bericht als Oberbürgermeisterin steht an diesem Mittwoch im Stadtparlament an.

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