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Sport: „Wir sind um Chancengleichheit bemüht“

Günter Möbius: Die Sporthilfe Brandenburg beim Verein pro Brandenburg trug in ihrem zehnjährigen Bestehen zu vielen Erfolgen bei

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Günter Möbius: Die Sporthilfe Brandenburg beim Verein pro Brandenburg trug in ihrem zehnjährigen Bestehen zu vielen Erfolgen bei Am Mittwoch feiert die Sporthilfe Brandenburg beim Verein pro Brandenburg ihr zehnjähriges Bestehen. Hat sich ihr Wirken gelohnt? Das ist eindeutig mit ja zu beantworten. Die Sporthilfe ist stolz darauf, zu den internationalen Erfolgen der Sportler des Landes beigetragen zu haben, denn die Bilanz kann sich sehen lassen: Durch uns betreute Sportler gewannen in den vergangenen zehn Jahren bei Olympischen Spielen und Paralympics je neun Gold- und Silber- sowie zwölf Bronzemedaillen, dazu kamen 81mal Gold, 90mal Silber und 71mal Bronze bei Welt- oder Europameisterschaften. Ähnlich gut sah es auch beim Nachwuchs – unserer Hoffnung für die Zukunft – mit 79 Gold-, 63 Silber- und 53 Bronzemedaillen bei Junioren-WM und -EM aus. Was war Ihrer Meinung nach der größte Erfolg der Sporthilfe? Dass wir uns um die Chancengleichheit unserer Sportler gegenüber deren Konkurrenz bemühen, indem wir ihnen zusätzliche Mittel für den Ausgleich sportbedingter Mehrausgaben zur Verfügung stellen. Außerdem gelang es uns, die Abwanderung von Spitzenathleten in andere Bundesländer einschließlich Berlin zu stoppen, wenn auch nicht völlig. Ist die von Ihnen angesprochene Chancengleichheit erreicht worden? Das wird problematisch bleiben, weil wir uns mit den Möglichkeiten der großen Bundesländer im Westen und Süden der Republik in dieser Frage derzeit und möglicherweise auch in Zukunft real nicht vergleichen können. Wenn ich an den Beratungen der Vorsitzenden der Sporthilfen der Länder teilnehme, stelle ich dies immer wieder fest. Demnach arbeiten Sie nicht nur im stillen Kämmerlein. Nein, die Sporthilfe Brandenburg wirkt gemeinsam mit der Deutschen Sporthilfe und den Sporthilfen der anderen Länder an einem System mit, bei dem es darum geht, jährlich grundsätzlich über die richtigen Akzente bei den Förderkriterien abzustimmen. Was können denn Brandenburgs Athleten von der Sporthilfe erwarten? Sie werden monatsweise mit Geld versorgt. Die Summen richten sich nach Kriterien, die auf den erreichten Ergebnissen bei Olympischen Spielen, Paralympics, Welt- und Europameisterschaften fußen. Entscheidend ist, dass die Nachhaltigkeit der Förderung durch jährlich gute Leistungen gesichert sein muss. Wir haben seit 1993 insgesamt 983 Anträge auf Sporthilfe positiv entschieden und dafür insgesamt 2 040 380 Euro aufgewendet. In der Vergangenheit klagte pro Brandenburg über zu wenige Spender für die Sporthilfe Wir hätten in der Tat gern wesentlich mehr Spender als bisher. In der Vergangenheit sicherten vor allem die Feuersozietät Berlin- Brandenburg und das Architektenbüro Blöcher & Krawinkel mit Stetigkeit und namhaften Beträgen unseren Anteil an der Gesamtsumme, die im wesentlichen aus Lotto-Toto- Mitteln abgedeckt wird. Ministerpräsident Matthias Platzeck, der am Mittwoch auch als neuer Schirmherr der Sporthilfe Manfred Stolpe beerben wird, dürfte kaum zusätzliches Geld mitbringen. Dank der Bereitschaft des damaligen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe zur Schirmherrschaft konnten wir erhebliche positive Außenwirkung erreichen. Und es ist erfreulich, dass sich nach dem Wechsel im Amt des Ministerpräsidenten Matthias Platzeck spontan bereit erklärte, den Staffelstab der Schirmherrschaft zu übernehmen. Die finanzielle Situation ist derzeit noch viel komplizierter als vor zehn Jahren, trotzdem blieb die Summe für die Sporthilfe immer konstant. Herr Platzeck wird sicher ähnlich hilfreich sein können wie sein Vorgänger. Außerdem sind wir weiter bemüht, weitere Spender zu aquirieren. Gibt es eine numerische Obergrenze für durch die Sporthilfe Brandenburg geförderte Athleten? Die kann es eigentlich nicht geben, da sich durch die für die Zuwendungen geltenden strengen Kriterien praktisch jeder Sportler mit entsprechenden Leistungen dafür empfehlen kann. Profisportler fördern wir allerdings nicht. Befinden sich unter den Sporthilfe-Empfängern auch Dauerbrenner? Die gibt es mit Kathrin Boron im Rudern, der Kanutin Katrin Wagner, Sandra Köppen im Judo, Katrin Freitag im Radsport, der Behindertensportlerin Martina Willing und dem Sportschützen Manfred Kurzer, die alle seit August 1993 ununterbrochen durch uns gefördert werden. Diese sechs Sportler zählen zum Team 2004 – Land Brandenburg, das am Mittwoch dieser Woche im Vorfeld der Olympischen Spiele in Athen präsentiert wird. Wie groß wird dieses Team insgesamt sein? Es umfasst insgesamt 48 Sportlerinnen und Sportler sowie 29 Trainerinnen beziehungsweise Trainer, die von uns auch entsprechend ausgerüstet werden. Ist es der gleiche Athletenkreis, der im Oktober 2001 bereits berufen wurde? Nein. Aus dem Team sind in den letzten zwei Jahren etliche Sportler ausgeschieden. Sei es, weil sie die Kriterien nicht mehr erfüllten, weil sie Verletzungspech hatten, mit dem Leistungssport aufhörten oder auch andere Angebote annahmen. Dafür kamen seit 2001 insgesamt 25 neue Sportlerinnen und Sportler dazu. Haben Sie in den vergangenen zehn Jahren auch einen Wechsel in den Sportarten bemerkt? Inzwischen fördert die Sporthilfe auch acht Fußballerinnen, die sich auch durch entsprechende Leistungen mit dem FFC Turbine Potsdam bemerktbar machten. Erfreulich ist außerdem, dass Sportarten, die im Land einst stark waren und dann eine Flaute hatten, im Begriff sind aufzuholen. Was tut die Sporthilfe für den Sport-Nachwuchs im Land? Wir fördern auch 24 verheißungsvolle Nachwuchssportler und vergeben darüber hinaus seit 1994 jährlich Förderpreise für die besten Nachwuchsathleten, die ein Jahr lang mit einer monatlichen Zuwendung durch uns bedacht werden. Wobei es erfreulich ist, dass derart geehrte Sportlerinnen und Sportler wie Katrin Wagner, Sabine Zimmer, Christiane Huth und Toni Helbig inzwischen in ihren Sportarten zu den Nationalmannschaften gehören. Das bestärkt uns in unserem Engagement, das jetzt übrigens ausgeweitet wird. Inwiefern? Auf seiner jüngsten Sitzung beschloss der Vergabebeirat der Sporthilfe, künftig auch bedürftige Erziehungsberechtigte zu unterstützen, damit sie die Internatskosten für ihre Kinder an den Eliteschulen des Sports auch künftig bezahlen können und diesen Talenten nicht durch Bedürftigkeiten der Zugang zum Schule-Leistungssport-Verbundsystem verwehrt wird. Wie schätzt der Vorsitzende des Sporthilfe-Vergabebeirates die Entwicklung der olympischen Sportarten in Potsdam in den letzten Jahren ein? Bei den Olympischen Spielen wurden seit 1994 die Kastanien für Potsdam und ganz Brandenburg vor allem durch die Ruderer und die Kanuten aus dem Feuer geholt. Glücklicherweise erlebten wir bei den Leichtathleten neben dem Nachwuchs in diesem Jahr auch im Erwachsenenbereich wieder eine Tendenz hin zu internationalen Erfolgen. Einen Aufschwung gab es im Frauenfußball, während die erfolgreiche Position im Turnen in Potsdam nicht gehalten werden konnte. Und auch die Schwimmer haben noch Nachholebedarf. Trotzdem werden die Potsdamer im kommenden Jahr über Olympiamedaillen in Athen jubeln können, oder? Davon bin ich überzeugt, denn ich bin mir sicher, dass Potsdams Ruder- und Kanuflotte beste Chancen dazu haben. Im Schwimmen muss man abwarten, wie Jana Henke und Toni Helbig ins Geschäft kommen. Außerdem wollen wir mit einer ganzen Reihe jetziger Nachwuchssportler die Grundlagen dafür legen, dass – wenn nicht 2004, dann halt später – an das ausgezeichnete Olympia-Ergebnis von 2000 angeknüpft werden kann. Wie lange wird es die Sporthilfe bei pro Brandenburg noch geben? Sie wird im gegenwärtigen System der Sportförderung noch so lange unverzichtbar sein, wie die aufzubringenden Kosten für die Athleten nicht durch ihn oder sie allein zu tragen sind. Natürlich ist es das Ziel, immer mehr Unternehmen dafür zu gewinnen, auch die individuelle Förderung von Kaderathleten zu übernehmen. Aber in bestimmten Sportarten wird es nur schwer oder gar nicht möglich sein, finanziell potente Sponsoren zu finden. Gerade hier sieht die Sporthilfe ihre Aufgabe, den Athleten bei der Realisierung ihrer hohen sportlichen Ziele behilflich zu sein. Das Interview führte Michael Meyer

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