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Dr. Albrecht Hennig, Facharzt für Augenheilkunde, im Krankenhaus der Christoffel-Blindenmission in Nepal. 2010 wurde er für seinen Einsatz mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

© CBM/ Roger Lo Guarro

HILFSPROJEKT: Wissen, wo das Geld hingeht

Viele Potsdamer spenden für die Christoffel-Blindenmisssion. In Kooperation mit dem Behindertenbeirat ist im Herbst erneut die „Woche des Sehens“ geplant.

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Am Stern – Der Vortrag des Berliner Augenarztes Albrecht Hennig hat Christa Przybilski zutiefst gerührt. Sie ist eine von zahlreichen Besucherinnen und Besuchern, die am gestrigen Donnerstag der Einladung der Christoffel-Blindenmission (CBM) in die Sternkirche gefolgt sind. Die meisten von ihnen spenden regelmäßig für das Hilfswerk, das zu den zehn größten Hilfsorganisationen Deutschlands gehört. Die 72-jährige Babelsbergerin hat den Begründer der CBM noch persönlich kennen gelernt „Ich war etwa sieben Jahre alt, als Pfarrer Ernst Jakob Christoffel im Wohnzimmer meiner Eltern von Isfahan, seiner ersten Wirkungsstätte im Iran, erzählte“, erinnert sie sich. Ihre Eltern gehörten nach 1945 zum Freundes- und Gründungskreis einer Potsdamer Untergruppe des Hilfswerks, so Przybilski. Für sie ist das regelmäßige Spenden an das Hilfswerk eine Herzensangelegenheit. „Hier weiß ich, wo das Geld hingeht.“

Zum Beispiel in zwei große Augenkliniken in Nepal. Die Jahresversammlung der Potsdamer CBM-Geschäftsstelle für die ostdeutschen Bundesländer wurde mit einem Besuch von Albrecht Hennig verbunden. Der Augenarzt ging 1982 nach Nepal, um dort eine Klinik aufzubauen. Was mit einer Krankenstation mit zwölf Betten begann, erweiterte sich bis heute auf ein modernes Haus mit 400 Betten. Ein zweites Krankenhaus wurde im November 2011 eröffnet. 90 000 Operationen wurden im vergangenen Jahr in beiden Häusern durchgeführt. Nach 30 Jahren geht Albrecht Hennig jetzt in den Ruhestand. Dessen lebendige Schilderungen der wichtigen Arbeit unter teils einfachsten Bedingungen sowie des Alltags mit Frau und zwei Kindern ergänzten anschaulich den Jahresbericht des Hilfswerks.

In den ostdeutschen Bundesländern kamen 2011 rund 5,4 Millionen Euro an Spenden zusammen, in Berlin 1,2 Millionen– in Potsdam waren es 71 676 Euro von 753 Personen. Viele sind sogenannte Abo-Spender, die regelmäßig Beträge abbuchen lassen.

Mit den Gesamteinnahmen hat die CBM im vergangenen Jahr erstmals die 60-Millionen-Marke geknackt. Vor allem das Medikamentenverteil-Programm konnte dadurch ausgeweitet werden, sagte der Leiter der Potsdamer Geschäftsstelle, Dirk Brigmann. 36 Millionen Menschen weltweit konnten durch diverse Programme erreicht werden. Mit der Kampagne „Wir sind eine Milliarde“ hat die CBM auf Menschen mit Behinderungen, von denen 80 Prozent in Entwicklungsländern leben, aufmerksam gemacht. Auch vor Ort in Potsdam ist das Hilfswerk aktiv. Die Geschäftsstelle sorgt nicht nur für die individuelle Betreuung der Spender in den ostdeutschen Ländern, sondern organisiert auch öffentlichkeitswirksame Aktionen und Kampagnen. So finden jährlich in den einzelnen Bundesländern Spendertreffen mit besonderen Gästen, Ärzten oder Projektmitarbeitern, statt.

Die Potsdamer Geschäftsstelle arbeitet eng mit dem Sozialwerk und dem Potsdamer Ortsverband der Selbsthilfegruppe Pro Retina Deutschland e. V. zusammen. Zum ersten Mal wurde 2011 gemeinsam die „Woche des Sehens“ organisiert. Das soll in diesem Jahr im Oktober wiederholt werden, sagt Stephanie Seidel, Leiterin der Blinden- und Sehbehindertenberatungsstelle des Sozialwerks. So hatte man damals für eine Klasse der Krankenpflegeschule ein „Frühstück im Dunkeln“ organisiert, um eine Sehbehinderung zu simulieren – mit großem Erfolg. „Wir wurden immer wieder danach gefragt und mussten das mehrmals wiederholen“, so Seidel. An der Situation für Sehbehinderte habe sich schon vieles verbessert, sagt sie, so werde durchschnittlich eine Ampelkreuzung im Jahr für Blinde umgerüstet, auch seien die neuen Trams durch bessere Farbgestaltung kontrastreicher. „Aber die vollgestellten Bürgersteige vor Cafés und Restaurants sind nach wie vor eine Katastrophe“ sagt Seidel, die auch Mitglied im Behindertenbeirat der Stadt ist.

1200 Potsdamer Bürger gelten als blind oder sehbehindert. Für mehr Sensibilisierung für Augenerkrankungen wirbt die CBM mit einer Aktion am 6. Juli vor dem Eingang zum Filmpark-Babelsberg.

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