
© Andreas Klaer
Serie Feine Sache: Wo Einkaufen eine feine Sache ist
Ein Jahr haben wir Einzelhändler in Potsdam besucht und Woche für Woche in der Rubrik "Feiner Sache" vorgestellt. Nun ist die Serie vorbei. Zeit für eine Bilanz.
Stand:
Potsdam - Es gibt sie noch, die kleinen, inhabergeführten Geschäfte, die sich trotz der zunehmenden „Verkettung“ der Einkaufslandschaft behaupten. Ein Jahr lang haben die PNN die unterschiedlichsten Geschäfte aufgestöbert und besucht, Fragen gestellt: Was gibt es hier, was es woanders nicht gibt, welche Idee steckt hinter dem Konzept? Wie wird der Kunde empfangen und betreut? Wird ein besonderer Service angeboten? Wie ist das Ambiente im Ladenraum? Wer kauft hier ein – und wie sehen die Inhaber selbst ihre geschäftliche Situation?
Das Feedback war höchst unterschiedlich, es reichte von Zufriedenheit bis hin zu ernsten finanziellen Sorgen. Vier der insgesamt 51 vorgestellten Geschäfte haben im vergangenen Jahr schließen müssen, aufgrund gestiegener Gewerbemieten oder weil die Kundschaft dann doch lieber im Supermarkt einkaufte. „Mit den Preisen im Großhandel können wir einfach nicht mithalten“, sagte ein Geschäftsinhaber.
Manche Läden haben eine lange Tradition, manche gibt es seit einigen Jahren
Unterschiedlich sind auch die Geschichten hinter den Betrieben. Manche gehen auf eine lange Familientradition zurück, unterbrochen durch eine Verstaatlichung zu DDR-Zeiten. Andere entstanden nach der Wende, als es endlich wieder möglich war, sich selbstständig zu machen. Manche Geschäfte gibt es erst seit Kurzem, oft schaffen es die motivierten Inhaber durch die ersten Jahre, in denen das Geschäft kaum etwas für sie selbst abwirft, nur mit Unterstützung der Familie oder weil sie Existenzgründerförderung bekommen. Probleme bereitet ihnen oft die Personalsituation: Wer noch keine Angestellten bezahlen kann, steht jeden Tag höchstselbst hinterm Tresen, ist für alles zusammen, Einkauf, Verkauf und Buchhaltung, verantwortlich. Urlaub ist für viele Selbstständige ein Fremdwort.
Wer jedoch mit Konzept und Qualität überzeugen kann, ambitioniert und mit Herz dabei ist, weil er von seinem Produkt persönlich überzeugt ist, dem gelingt es meist auch, seine Kunden zu überzeugen. Dann, so die Erfahrung der Händler, sind die Kunden auch bereit, einen höheren Preis dafür zu zahlen. Dafür erwarten sie Service und Beratung – alles, was es im anonymen Kaufhaus und im Internet nicht gibt. Im Laden um die Ecke kann man Schokolade oder Wein kosten, erleben, wie sehr ein frischer, hochwertiger Tee duftet. Man kann berühren und fühlen, anprobieren, ausprobieren – und gern noch eine Nacht drüber schlafen. „Wenn die Kundin mal nichts findet, das ist doch ganz normal. Es gehört zu unseren Aufgaben, auch dann für sie ganz da zu sein“, sagte die Inhaberin eines Geschäfts für Damenmode.
"Ich wusste gar nicht, dass es hier so einen schönen Laden gibt"
Auffällig ist, dass manche kleinen Geschäfte längst auch sozialer Treffpunkt sind. Man kennt sich, nimmt Anteil aneinander, spricht bei einem Kaffee über Haustiere und begrüßt neue Babys. Bisweilen betreten Kunden den Laden nur, um Guten Tag zu sagen. Manches Geschäft geriet auch erst aufgrund unserer Berichterstattung in den Fokus vieler Potsdamer. „Ich bin hier jahrelang vorbeigerannt, ich wusste gar nicht, dass es hier so einen schönen Laden gibt“ - das bekamen so manche Händler zu hören.
Die PNN wollten mit dieser Serie den Händlern Mut machen und den Potsdamern zeigen, wo in der Innenstadt, in Potsdam-West und Babelsberg das Stöbern und Einkaufen Spaß machen kann. Unsere Auswahl konnte dabei selbstverständlich nur exemplarisch sein. Wir schlagen vor: Werden Sie selbst zum Entdecker Ihres neuen Lieblingsladens.
Zum Nachlesen - eine Auswahl an "Feine Sache"-Läden:
Jungssachen mit Anspruch bei "Herr Knuth" >>
Gazelle mit Klingelton bei Velo-West >>
Sonne in der Dose bei "Ungarische Spezialitäten" >>
Globale Verführung aus Schokolade im „Doçura“ >>
Alles von Baum und Borke im Kork-Store >>
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