Landeshauptstadt: Zentrale Leitstelle der Polizei zieht nach Potsdam Polizeireform: Vier Millionen Euro werden in Eiche verbaut, um damit 21 Beamte einzusparen
Eiche - Unfall, Einbruch, Überfall – immer wenn im Land Brandenburg der Notruf der Polizei gewählt wird, soll der Anruf in Eiche angenommen werden. Ab Mitte 2015 soll es dort eine einzige zentrale Leitstelle für die Polizei geben.
Stand:
Eiche - Unfall, Einbruch, Überfall – immer wenn im Land Brandenburg der Notruf der Polizei gewählt wird, soll der Anruf in Eiche angenommen werden. Ab Mitte 2015 soll es dort eine einzige zentrale Leitstelle für die Polizei geben. Egal, ob ein Unfall aus Werder gemeldet wird, ein Einbruch aus Potsdam oder ein Raubüberfall aus Cottbus – immer klingelt das Telefon der Polizei künftig in der Landeshauptstadt. Die neue landesweite Leitstelle soll die Einsätze der Beamten vor Ort koordinieren.
Am 1. Juli kommenden Jahres soll die neue Leitstelle ans Netz gehen. Das geht aus einer Antwort der Landesregierung auf eine parlamentarische Anfrage des Linke-Abgeordneten Jürgen Maresch aus Cottbus hervor. Die Zentralisierung gehört zum Konzept der laufenden Polizeireform, die vor drei Jahren in Kraft getreten ist. Vor dem Hintergrund der schrumpfenden Einwohnerzahl des Landes soll mit der Reform Personal abgebaut werden. Von derzeit 8200 Polizisten sollen 7800 bleiben. Dabei wurden auch die vorher bestehenden Präsidien in Frankfurt (Oder) und Potsdam zu einem landesweiten Präsidium mit Sitz in der Kaiser-Friedrich-Straße in Eiche zusammengelegt.
Derzeit laufen auf dem Gelände des Präsidiums die Umbauarbeiten. Für die Erweiterung sind rund vier Millionen Euro veranschlagt. Als jährliche Nutzungskosten kommen nach Angaben des Landesbetriebs für Liegenschaften noch einmal etwa 350 000 Euro hinzu. Um die größere Leitstelle unterzubringen, sei ein Anbau an die bestehende Leitstelle notwendig, so ein Polizeisprecher. Bisher laufe alles nach dem vorgesehenen Bauplan.
Wie viele Polizisten dann in Eiche gleichzeitig für Notrufe erreichbar sind, steht noch nicht fest, sagte ein Polizeisprecher den PNN. Die künftige Personalausstattung werde im Rahmen der Evaluation der Polizeireform festgelegt. Nach den bisherigen Planungen im Zuge der Polizeireform sollen in Eiche 114 Polizisten in der Leitstelle ihren Dienst tun. Bisher sind es in beiden bestehenden Leitstellen in Potsdam und Frankfurt (Oder) 21 Polizisten mehr, wie aus der Antwort auf die parlamentarische Anfrage hervorgeht. 46 Mitarbeiter hat die derzeitige Leitstelle in Potsdam. Dort arbeiten pro Schicht sechs bis acht Polizisten.
Ungeteilte Begeisterung löst der Plan nicht aus. „Ob es funktioniert, weiß man erst, wenn es so weit ist“, sagt Andreas Schuster, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei. Er sorgt sich darum, was passiert, wenn es in der Leitstelle selbst mal einen Notfall gibt – beispielsweise bei einem Brand oder einem Stromausfall. „Ist die Polizei dann noch führbar?“, fragt er. Bisher kann dann die zweite Leitstelle einspringen. Trotz hoher Sicherheitsstandards bleibe er pessimistisch. In Frankfurt (Oder) gebe es eine gut funktionierende Leitstelle. „Das hätte man auch fortführen können“, so Schuster. Ausschlaggebend für die Entscheidung seien die Kosten gewesen.
Nach dem Notfallkonzept hatte auch Maresch gefragt. Künftig sollen die Notrufe in einem solchen Fall in die Polizeiinspektionen vor Ort umgeleitet werden. Die Entgegennahme und die Bearbeitung von Notrufen werde auf jeden Fall durchgängig gewährleistet, hieß es. Wie das technisch umgesetzt werden kann, werde derzeit geprüft. Nach einer ersten Schätzung kostet die Weiterleitung der Anrufe in die Inspektionen bis zu 820 000 Euro.
Auch ohne Weiterleitung aus der Leitstelle war die Potsdamer Polizei im vergangenen Jahr für die Bürger schwer zu erreichen: Die im Internet angegebene Telefonnummer der Polizeiinspektion Potsdam in der Henning-von-Tresckow-Straße funktionierte nicht. Unter der Durchwahl (0331) 55 08 0 höre man lange nichts und dann nur ein hektisches Tuten, hatte ein Leser den PNN im Juni mitgeteilt. Auf Anfrage der PNN sagte ein Polizeisprecherin seinerzeit, dass bekannt sei, dass die Telefonnummer nicht funktioniere. Bürger könnten ja den Notruf wählen, dort sei immer jemand zu erreichen. Techniker seien dabei, den Fehler zu beheben. Das ist mittlerweile geschehen.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: