Landeshauptstadt: Zirkus mit Möhre, Milch und Magier
„Henrietta in Fructosia“, Projekt von Gesundheitsministerium und AOK gegen Übergewicht bei Kindern
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„Henrietta in Fructosia“, Projekt von Gesundheitsministerium und AOK gegen Übergewicht bei Kindern Von Nicola Klusemann Und was hat Henrietta gelernt? „Dass man viel Obst und Gemüse essen soll“, „Dass Milch und Brot stark machen“, „Dass Schule manchmal auch nicht blöd ist.“ Die ausgestreckten Arme mit den noch ausgestreckteren Fingern der Grundschüler fliegen hoch. Nach dem 45-minütigen Theaterstück „Henrietta in Fructosia“ – eine Gemeinschaftsproduktion der AOK für das Land Brandenburg und dem brandenburgischen Gesundheitsministerium – wissen die Kinder mehr über gesunde Lebensweise. Dass Burger, Limo, Eis & Co. müde machen, schlecht für die Zähne sind und im Übermaß zu Übergewicht führen können, ist für kleine Schleckermäuler nicht neu. Nur scheinen Genuss und Bequemlichkeit oft über die Einsicht zu triumphieren. Die von Gesundheitsminister Günter Baaske gestern vorgestellten neuesten Zahlen zu Adipositas (erhebliches Übergewicht) bei Kinder und Jugendlichen im Land zeigen das. Jedes fünfte Kind in Deutschland ist zu dick. In Brandenburg stagniere die Adipositasrate zwar bei den Einschülern (immerhin sind noch vier Prozent der ABC-Schützen zu dick), die Zahl der übergewichtigen Zehntklässler hingegen steige. Im vergangenen Jahr waren laut Ergebnis aus den Schuluntersuchungen sechs Prozent der Jungen und 6,1 Prozent der Mädchen in den zehnten Klassen adipös, im Jahr 2000 waren es noch 4,8 beziehungsweise 5,2 Prozent. Erhebliches Übergewicht sei ein ernstes Gesundheitsrisiko, sagte Gesundheitsminister Baaske (SPD). Die betroffenen Kinder hätten ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten, Diabetes und orthopädische Erkrankungen. Hinzu kämen psychosoziale Probleme, die ihnen das Leben erschwerten. Ministerium und gesetzliche Krankenkasse setzen deshalb jetzt auf Prävention. Und die kommt mit peppiger Musik, der lernfähigen Henrietta, dem Kochlöffel Quassel und dem tanzenden, akrobatischen und zaubernden Obst leicht verdaulich daher. Die Erst- bis Viertklässler von der Franz-Dümichen-Grundschule in Werder waren bei der gestrigen Uraufführung ein dankbares Publikum. Mit vitaminreichen Ideen ist es dem Stückschreiber Wilhelm Künsting gelungen, den Zusammenhang von gesunder Ernährung und Leistungsfähigkeit anschaulich zu machen. Im Zirkus Fructosia heißen die Akrobaten Paprika, Kiwi und Zitrone. Die Möhre werfende Möhre Meggie trifft deshalb so gut, weil Karotten das für den Sehnerv wichtige Vitamin A enthalten, Michel Milchini und Bodo Brotono – die stärksten Männer der Welt – bewältigen Gewichtiges mit Leichtigkeit – dank Calcium in Milch und Getreideprodukten. Die kleinen Zuschauer merken in ihrer Faszination kaum, dass sie auch Wissenswertes erfahren. Und in der anschließenden Fragerunde gestehen die Schauspieler, dass sie auch gerne mal naschen. Der erhobene Zeigefinger kommt im Stück nicht vor. Die vormals schlaffe und ständig müde Henrietta ist nach ihrem Zirkuserlebnis fit und erfrischt. Und die Kinder aus Werder waren es auch. Ab Ende April touren der lustige Gemüsezirkus mit der Zöpfe tragenden Henrietta durch das Land. An 120 Grundschulen sind sie bereits angemeldet, 18 Städte stehen auf dem Tourenplan. Große Auftritte haben Möhre, Milch und Magier auch auf dem AOK-Familientag am kommenden Sonntag, den 2. Mai, von 11 bis 17 Uhr im Lustgarten an der Breite Straße. Im Theaterzelt wird jeweils um 11.30 und um 14.30 Uhr die Reise der müden Schülerin und dem quirligen Kochlöffel Quassel nach Fructosia mitzuerleben sein. Rund um dieses Spektakel verspricht der Veranstalter viele weitere Aktionen. Zum Beispiel eine Hüpfburg, Turnparcours, Fitnessprogramm, Gewinnspiele, Malstraße und einen Zirkusworkshop. Dort kann man Jonglieren, Feuerspucken und Akrobatik lernen und natürlich erfahren, wie gut das alles geht, wenn man sich mit gutem Essen und viel Bewegung fit hält.
Nicola Klusemann
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