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Visualisierung des Brauhausberg Campus in Potsdam, den Hasso Plattner errichten will. Foto: HPF/Hilmer Sattler Architekten

© HPF/Hilmer Sattler Architekten

Zu wenig Platz am Brauhausberg und in Griebnitzsee?: Streit um alten und neuen Uni-Campus in Potsdam

In zehn Jahren soll am Brauhausberg ein neuer Campus eröffnen. Doch reicht der Platz aus? Ein Jura-Professor kritisiert die Plattner-Pläne für den Campus Griebnitzsee.

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Potsdams Linke erneuert ihre Bedenken zum Campus-Projekt für den Brauhausberg. Es sei zweifelhaft, ob für die geplanten zwei Fakultäten und 6000 Studierende dort ausreichend Platz vorhanden sei. Neben den Universitätsgebäuden müsse beispielsweise auch Platz sein für Wohnheime, eine Mensa und Cafés, sagt die Stadtverordnete Anja Günther (Linke). Kritik kommt auch von einem Juristen der Universität.

Neben den Einrichtungen der Universität Potsdam, die den Campus Griebnitzsee aufgeben soll, damit dieser vollständig dem Hasso-Plattner-Institut (HPI) zur Verfügung steht, soll am Brauhausberg auch ein Neubau für das GFZ Helmholtz-Zentrum für Geoforschung entstehen. Seit 2014 besteht der Plan zur Erweiterung. Das GFZ soll Platz für 11.000 Quadratmeter Nutzfläche erhalten.

Es ist zu eng geworden.

Sprecher Josef Zens zu den Erweiterungsplänen des GFZ

Dieser Bedarf bestehe weiterhin. „Das GFZ hat für seine Beschäftigten und seine Labore und Geräte einen Flächenbedarf, der über den derzeitigen Bestand hinausgeht. Es ist zu eng geworden“, sagt GFZ-Sprecher Josef Zens. Das GFZ sei mit dem Wissenschaftsministerium und der Universität im Austausch. Grundsätzlich werde die Campus-Planung begrüßt. „Ein zusätzlicher Universitätsstandort direkt neben dem Wissenschaftscampus auf dem Telegrafenberg ist ein positives Signal“, so Zens.

Stadtplanungschef Erik Wolfram hat für September eine Beschlussvorlage zu einer Leitentscheidung zum Brauhausberg angekündigt. Für die Umsetzung des Projekts werden zehn Jahre veranschlagt, das hatten Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), Mäzen Hasso Plattner und Universitäts-Präsident Oliver Günther bei der Präsentation der Pläne Anfang Juni gesagt. Rund einen Monat später tagte dann erstmals die Task Force.

„Vor uns liegt sehr viel Arbeit. Aber wir sind fest entschlossen, dieses großartige Projekt zügig und erfolgreich zu realisieren“, hatte Woidke zum Auftakt gesagt. Ein weiteres Treffen gab es bisher nicht. Es gibt dafür laut Staatskanzlei auch noch keinen Termin. Zwei Arbeitsgruppen arbeiten parallel. Die beiden AGs „Planen und Bauen“ sowie „Lehr- und Forschungskooperation“ werden von Innenminister René Wilke (parteilos) und Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) geleitet. Arbeitsergebnisse liegen noch nicht vor. „Beide AGs haben sich bereits konstituiert und weitere Treffen verabredet“, heißt es dazu aus der Staatskanzlei. Laut Wissenschaftsministerium können weitere fachspezifische Arbeitsgruppen eingerichtet werden.

Professor befürchtet Schaden am Campus Griebnitzsee

An der geplanten Übernahme des Campus Griebnitzsee durch das HPI gibt es scharfe Kritik von Verwaltungsrechtler Alexander Windoffer, Professor an der Uni Potsdam. Er spricht von einem „schadenstiftenden Campusprojekt“ mit einem „Rechtsbruchs- und Korruptionspotenzial“, bei dem lediglich das „Profitstreben des Investors Plattner“ befriedigt werde. Die bestehenden Platzprobleme am Griebnitzsee seien durch „Expansionsbestrebungen des HPI“ entstanden, so Windoffer. Die Gebäude des Instituts hätten die Fakultäten der Uni in die Zange genommen. Durch den Ausbau des HPI drohe unter anderem Versiegelung und Lärm.

Vor zweieinhalb Jahren hatte Uni-Präsident Oliver Günther noch abgelehnt, als die Plattner-Stiftung die Studierendenwohnheime und zwei Altbauten am Campus Griebnitzsee übernehmen wollte. Plattner zog sein Angebot damals verärgert zurück. Befürchtungen, das Gelände werden künftig nicht mehr öffentlich zugänglich, tritt das Wissenschaftsministerium entgegen.

„Die gemeinsame Digital Engineering Fakultät von Universität Potsdam und HPI ist und bleibt ein kostenloses, staatliches Hochschulangebot – und damit der Kontrolle durch Dritte entzogen“, sagt Ministeriumssprecher Stephan Breiding. Damit bleibe der Campus auch künftig ein öffentlicher Campus, „an dem selbstverständlich die Wissenschaftsfreiheit gilt“.

Breiding tritt auch Befürchtungen entgegen, Wohnheimplätze für Studierende könnten verloren gehen. Uni-Präsident Günther hatte in einem Interview erklärt, ein Teil der Plätze werde in Gäste-Appartments umgewandelt, für die dann aber Ersatz geschaffen werde. „Dazu gibt es derzeit keine Vereinbarungen“, sagt hingegen Ministeriumssprecher Breiding.

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