Landeshauptstadt: Zum DDR- Geburtstag ein „Geschenk“ SDP-Aktivisten erinnerten an Parteigründung
Innenstadt - „Normalerweise dauert eine Parteigründung ein bis zwei Jahre.“ Doch bestimmte Umstände, das machte der SPD-Politiker Steffen Reiche am Donnerstagabend in der Französischen Kirche deutlich, in der sich neben Reiche auch Ex-Ministerpräsident Manfred Stolpe, Landtagsabgeordnete Susanne Melior und Ulrike Häfner als Sprecherin des Frauenpolitischen Rats im Land Brandenburg an die Anfänge der Sozialdemokratie in Ostdeutschland erinnerten.
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Innenstadt - „Normalerweise dauert eine Parteigründung ein bis zwei Jahre.“ Doch bestimmte Umstände, das machte der SPD-Politiker Steffen Reiche am Donnerstagabend in der Französischen Kirche deutlich, in der sich neben Reiche auch Ex-Ministerpräsident Manfred Stolpe, Landtagsabgeordnete Susanne Melior und Ulrike Häfner als Sprecherin des Frauenpolitischen Rats im Land Brandenburg an die Anfänge der Sozialdemokratie in Ostdeutschland erinnerten.
Vor allem der einstige Bildungsminister Reiche ist eine Schlüsselfigur bei der Gründung der damaligen SDP gewesen, die sich 1989 noch zu DDR-Zeiten konstituierte. „Das erste Halbjahr 1989 war eine Zeit, die vor Veränderungsswillen und Tatendurst vibrierte“, sagte Reiche: „Es war die richtige Zeit für eine Parteigründung.“ Dazu wählten Reiche und seine Mitstreiter ein geradezu gefährliches Datum: den 7. Oktober 1989, den 40. Jahrestag der DDR, den die SED nutzen wollte, um die bröckelnde Machtposition im eigenen Staat wieder zurückzugewinnen und die aufkommenden Widerstände zu schwächen.
Man entschloss sich, den Gründungsort ins Pfarrhaus nach Schwante (Oberhavel) zu legen. Ein Entschluss, der den Sozialdemokraten als zweite Wahl galt, denn „ wir wollten nicht als kirchliche Organisation verstanden werden“, so Reiche. Unsicherheit und Furcht vor möglichen Reaktionen der DDR-Sicherheitskräfte herrschte trotz der Aufbruchstimmung. Das war nicht unbegründet, auch wenn Stolpe sagte, „die Ortswahl Schwante war clever, denn fast alle Sicherheitskräfte waren in Berlin versammelt.“ Andere Teilnehmer der Gründungsfeier erinnerten sich allerdings an „merkwürdig aussehende, geradezu nach Staatssicherheit riechende“ Personen im Umfeld des Pfarrhauses und selbst in den Pfarrräumen. Auf die Frage, wer denn diese Leute seien, hieß es, dass es Freunde von Ibrahim Böhme seien, so die Erinnerungen. Gelächter folgte von den Besuchern am Donnerstagabend in der Französischen Kirche, denn Böhme, erster Vorsitzender der SDP, wurde 1990 als Inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit enttarnt, was der 1999 Verstorbene allerdings bis zu seinem Lebensende immer bestritt. Es blieb die einzige Erwähnung des ersten SDP-Vorsitzenden.
Lieber machten die ostdeutschen Sozialdemokratie-Aktivisten der ersten Stunde deutlich, wie aktuell die damaligen Beweggründe, sich zu engagieren, noch heute seien. „Gemeinsam mit Regine Hildebrandt hatte ich drei Kernaufgaben definiert, die uns nach der Wende als wichtig erschienen“, so der einstige Brandenburger Ministerpräsident Stolpe. „Als erstes musste für Arbeit und Beschäftigung gesorgt werden, außerdem mussten wir anerkennen, dass die Ostdeutschen alles neu lernen mussten. Das hieß, die Bildung zu stärken“, so Stolpe. Schließlich, auch das schrieben sich Stolpe und Hildebrandt auf die Fahnen, sollte der Zusammenhalt in der Gesellschaft gestärkt werden. „All das ist auch heute wieder wichtig“, sagte Stolpe. Kay Grimmer
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