Das Bild spricht für sich. Neben der jungen BWL-Studentin Nicole Braunschweig steht Norbert Schütze, der die 50 schon länger hinter sich gelassen hat. Zusammen präsentieren sie ein Softwarersystem für Bibliotheken, das die Ausleihe und Rückgabe stark vereinfachen soll. Zusammen mit einer Potsdamer Firma für Informationssysteme haben zwei Studierende der Uni Potsdam und zwei erwerbslose Brandenburger jenseits der 50 das System in den vergangenen Monaten entwickelt und marktreif gemacht. Bereits zu Beginn des kommenden Jahres soll es an den Markt gehen.
Die Studierenden und die Erwerbslosen haben an dem Projekt „Campus der Generationen“ der Uni Potsdam teilgenommen, dessen erster Durchlauf nun beendet wurde (PNN berichteten). Sechs altersgemischte Teams mit insgesamt elf älteren sowie elf studentischen Teilnehmern hatten sich gebildet und im vergangenen Semester zusammen mit hiesigen Firmen unter anderem Marktanalysen, PR-Kampagne und eben auch besagtes Computersystem entwickelt. Neben der Projektarbeit in den Unternehmen haben die Teilnehmer Vorlesungen und Workshops an der Uni besucht.
Erste Erfolge des Projektes, das vom Land Brandenburg und vom europäischen Sozialfonds gefördert wird, zeigen sich bereits. So konnte Martina Arnold, die als arbeitslose Wirtschaftsinformatikerin an dem Bibliothekssystem mitgearbeitet hatte, zum Präsentationstermin in dieser Woche im Potsdamer Kutschstall nicht erscheinen, weil sie vor wenigen Wochen erst eine neu Festanstellung angetreten hat. Nach den Worten von Projekt-Initiator Prof. Dieter Wagner konnten bereits zwei der Teilnehmenden Frauen in Festanstellungen vermittelt werden. Was dem primären Ziel, ältere Erwerbslose für den Arbeitsmarkt wieder attraktiv zu machen, entspricht. Bei weiteren Teilnehmern gibt es laut Wagner Aussichten auf die Vermittlung in einen festen Job, zwei wurden Beschäftigungen auf Honorarbasis angeboten. Auch hätten einige Teilnehmer Ambitionen in Richtung Existenzgründung entwickelt.
Die Funktion des Bibliothekssystems erläuterte zur Präsentation Elektronikingenieur Norbert Schütze. Lange Schlangen an den Bücherei-Tresen fallen demnach weg, die Leser legen ihre Bücher selbst auf ein Tableau, das mittels moderner RFID-Technik die Buchtitel – auch eines ganzen Stapels – wie von Zauberhand einliest, und die Ausleihe bzw. Rückgabe erledigt. „So erhalten die oft überlasteten Bibliotheksmitarbeiter mehr Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben“, erklärte der Ingenieur. Denn schließlich seien Bibliothekare primär dafür ausgebildet, die Leser zu beraten. Das System soll nun noch erweitert werden, Funktionen im Bereich der Tourismus-Beratung seien denkbar. Für Schütze war der wichtigste Erfolg des Projektes, dass am Ende ein fertiges Produkt herauskam.
Andere Vorhaben des Generations-Projektes haben sich beispielsweise mit dem Standortmanagement des Wissenschaftsparks Golm, den touristischen Angeboten von Fläming-Skate und den klimaschutzrelevanten Aufgaben eines Brandenburger Entsorgungsunternehmens beschäftigt. Neben allen Erfolgsmeldungen gab es von mehreren Arbeitsgruppen auch den Hinweis auf Probleme mit der Kommunikation und Koordination in den Teams. „Wir Studierenden kommen erst einmal von der Theorie, die ehemaligen Arbeitnehmer bringen die Erfahrung mit – das war nicht immer einfach zu verknüpfen“, resümierte Nicole Braunschweig. Schließlich habe es dann aber doch funktioniert.
Somit ist das Projekt nicht nur für die älteren Teilnehmer sondern auch für die Studierenden sehr wichtig. Denn im späteren Arbeitsleben wird es ihnen viel bringen, wenn sie gelernt haben in altersgemischten Teams erfolgreich zu arbeiten. Soft-Skills heißt so etwas heute. Und die nächste Runde des Generationen-Campus läuft bereits an. Jan Kixmüller
Mehr dazu im Internet:
www.campus-der-generationen.de
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