Landeshauptstadt: Zweigleisig schneller nach Berlin
Die Bahn plant in Potsdam die S-Bahn teils auf zwei Gleise auszubauen. Das könnte Fahrtzeit einsparen – ein paar Minuten
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Mit der S-Bahn soll es zwischen Potsdam und Berlin-Wannsee schneller vorwärts gehen: Wie die Deutsche Bahn auf PNN-Anfrage bestätigte, soll ein zweites Gleis auf der Strecke zwischen dem Potsdamer Hauptbahnhof und der Brücke der Nutheschnellstraße gebaut werden – allerdings könne es erst im Jahr 2019 in Betrieb gehen. Damit nannte die Bahn erstmals offiziell einen Termin für den Bau eines zweiten Gleises für die S-Bahn. Der Streckenabschnitt selbst ist etwa 700 Meter lang. Der Ausbau des bislang eingleisigen Abschnitts soll die Fahrzeit der S-Bahn um mehrere Minuten verkürzen und sechs Millionen Euro kosten. Die Bahn führe mit dem Bund und dem Land Brandenburg Gespräche über die Aufteilung der Finanzierung, hieß es.
Bei der S-Bahn selbst, die als Tochterunternehmen der Deutschen Bahn nicht für den Bau des Netzes zuständig ist, hatte man auf einen früheren Ausbau gehofft. „Ich freue mich darüber, dass das zweite Gleis überhaupt kommt“, so S-Bahn-Geschäftsführer Peter Buchner. Je früher es so weit sei, umso besser sei es für den Betrieb der S-Bahn. Selbst auf einem vergleichsweise kurzen Abschnitt könnte ein zweites Gleis dazu beitragen, dass die S-Bahn den Fahrplan stabiler einhalten könne.
Hintergrund ist die eingleisige Streckenführung zwischen dem Potsdamer Hauptbahnhof und Berlin-Wannsee. Die Züge der S-Bahn können den entgegenkommenden Zügen nur an den Bahnhöfen in Babelsberg und Griebnitzsee ausweichen und müssen dort aufeinander warten. Hat ein Zug Verspätung, wirkt sich das auch in der Gegenrichtung aus. Nach der Wiedervereinigung war die Strecke nur so wiederhergestellt worden, wie sie im Jahr 1961 war. Das früher vorhandene zweite Gleis war von der Sowjetunion aber schon vorher als Kriegsreparation abgebaut worden. Um die Fahrtzeit zu verkürzen, habe die Bahn nun mehrere Varianten geprüft, so ein Sprecher. Die wirtschaftlichste Lösung sei der zweigleisige Begegnungsabschnitt zwischen Babelsberg und Potsdam-Hauptbahnhof. Wenn zusätzlich die Geschwindigkeit erhöht werde, könne sich die Fahrtzeit zwischen Potsdam und Westkreuz um fünf Minuten verkürzen.
Beim Fahrgastverband DBV ist man grundsätzlich erfreut über die Aussicht auf ein zweites Gleis für die S-Bahn in Potsdam. Selbst die geplanten wenigen Hundert Meter könnten darüber entscheiden, ob ein Zug pünktlich losfährt oder ausfällt, so der Potsdamer DBV-Sprecher Benjamin Karl. Allerdings sei es schade, dass es noch mehrere Jahre dauern werde. Er sieht in der langen Dauer bis zur Verlegung des zweiten Gleises eine Auswirkung der Bahnreform. Die S-Bahn trage die Kosten, wenn Züge auf der unzureichend ausgebauten Strecke ausfallen, entscheide aber nicht selbst über deren Ausbau.
Eine Absage erteilte die Bahn überdies einem durchgehenden zweigleisigen Ausbau der S-Bahn nach Wannsee. Der dafür erforderliche hohe investive Aufwand stehe in keinem wirtschaftlich vertretbaren Verhältnis zum Nutzen, so ein Bahnsprecher. Grund dafür sei, dass nach dem heutigen Stand der Technik ein größerer Gleisabstand nötig sei als vor dem Zweiten Weltkrieg. Die Trasse für ein zweites S-Bahngleis würde deswegen in die bestehende Fernbahntrasse eingreifen. Außerdem müsste die Bahn zusätzliche Flächen insbesondere in Babelsberg erwerben, um an der Rudolf-Breitscheid-Straße neue Stützmauern zu errichten.
Um den Betrieb auf der eingleisigen Strecke zu stabilisieren, hatte die S-Bahn Anfang August auch am Bahnhof Griebnitzsee den Linksverkehr eingeführt. Weil an dieser Stelle der aus Berlin einfahrende Zug nun nicht mehr frühzeitig abbremsen muss, um auf ein abzweigendes Gleis zu fahren, müsse der entgegenkommende Zug nicht mehr so lang warten. Der Zug nach Wannsee kann so eher abfahren. Die S-Bahn verspricht sich dadurch an dieser Stelle eine Fahrtzeitverkürzung von einer halben Minute. Das gleiche Verfahren wurde bereits am S-Bahnhof Babelsberg angewandt.
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