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Kultur: 15 Stunden „The War“ im Original

Am 8. August beginnt das Globians Dokfilmfestival

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Zeitgleich mit der Olympiade in China startet am 8. August das 4. Globians Dokumentarfilm Festival in Potsdam. „Zehn Tage, die die Welt bedeuten“, wie Organisator Joachim Polzer vollmundig behauptet. Und fürwahr: Es ist eine Reise durch die Kontinente, zu der die 120 ausgewählten Filme einladen. Station wird natürlich vor allem dort gemacht, wo Krisenherde brodeln. Und das sind eben auch China und Tibet – Hauptthema des ersten Festivalwochenendes. „Der Zuschauer wird sehen können, wie die Chinesen mit Tibetern umgehen, wenn sie sich beispielsweise mit ihren Rädern auf den Weg bis nach Lhasa machen“, so der Festival-Chef. Zum Themenspektrum gehöre außerdem der Dauerkonflikt zwischen Palästina und Israel sowie die gesellschaftlichen Entwicklung in den USA im Zeitraum zwischen dem 11. September 2001 und der im Herbst anstehenden Präsidentenwahl. Und auch die Bedeutung der afrikanischen Frau, das starke Geschlecht des Kontinents, werde filmisch beleuchtet.

Ein ganzer Programmblock auf einer der vier Leinwände widmet sich Dokumentarfilmen über Musik. Erzählt wird von der Wiederentdeckung des modernen niederländischen Komponisten Jakob van Domselaer, über die derzeitigen Veränderungen in der indischen Musik, über Straßenmusiker in der New Yorker U-Bahn oder den Weißen Hill Country Blues und „Nashville“ als Sammelbecken junger Musiker nach dem Kollaps der Musikindustrie. Zwei weitere Dokumentarfilme mit und über Daniel Barenboim runden den musikalischen Themenkreis ab.

Für standfeste Festivalgänger empfiehlt Polzer die deutsche Premiere der ungekürzten, 15-stündigen Originalfassung von „The War“ der beiden US-amerikanischen Dokumentarfilmer Ken Burns und Lynn Novick über die Bedeutung des zweiten Weltkrieges für die USA aus der Sicht von vier amerikanischen Kleinstädten. Als weiteres Highlights kündigt Polzer eine Werkschau mit Arbeiten des Oldenburger Dokumentarfilmers Karl-Heinz Heilig an: „Seine leisen Filme stehen in der Tradition von Hugo Kükelhaus.“ Zeitlebens habe Kükelhaus seine Vorstellungen von einer menschengemäßen Lebensumwelt verbreitet.

Nach drei Sommer-Filmfestivals in Potsdam expandiert Globians in seiner nunmehr vierten Runde auch nach Berlin. Erstmals wird das Festivalprogramm im Filmkunsthaus „Babylon“ Anfang September wiederholt. Für Joachim Polzer ist das zugleich ein Test, wo das Festival künftig seinen Platz finden werde. Denn das Alte Rathaus dürfte mit seinen Umbauplänen und dem Einzug des Potsdam-Museums keine sichere Bank mehr sein.

Doch nach neun Monaten Vorarbeit für das bevorstehende Festival freut sich Polzer erst einmal über die jetzige Resonanz: Schließlich habe sich die Zahl der Festivaleinreichungen auf 400 erhöht und damit fast verdoppelt. Die Einsendungen machen zugleich ein Großteil des Budgets des ohne öffentliche Subventionen arbeitenden Festivals aus: für die Sichtung jedes eingesandten Films wird eine Gebühr von 15 bis 300 Euro erhoben. „Es ist wie beim Fliegen mit dem Frühbucher-Rabatt. Wer seine Filme zuerst einsendet, hat weniger zu zahlen“, so Polzer. Darüber hinaus richte sich die Summe nach der Kategorie: ob Kurzfilm oder Feature. Für die Auswahl der Filme, die insgesamt 11 000 Euro einbrachte, holte sich Polzer dann aber doch Verstärkung: vier bis sechs deutsche und japanische Filmenthusiasten hatte er an seiner Seite, um schließlich 120 Filme als festivalwürdig zu küren. Auch das sei fast eine Verdopplung gegenüber 2007. Rund 1300 Besucher kamen im vergangenen Jahr zu Globians. „Angefangen hatten wir mit 300. Jetzt hoffen wir, die 2000-er Marke zu brechen, um in der Liga vergleichbarer regionaler Filmfestivals aufzusteigen.“

Was vielleicht für einige Interessierte zum Handycap werden könnte: Alle Filmbeiträge werden in der jeweiligen Originalfassung und in der Regel nur mit englischen Untertiteln präsentiert.

Heidi Jäger

Eintritt 6,50 €, ein „Festival Pass“ kostet 30 €, eine „Tageskarte“ 10 €.

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